Das neue Bier-Gefühl

11.9.2012, 19:00 Uhr
Das neue Bier-Gefühl

© Matthias Glaser

„Natürlich bin ich stolz auf meine beiden Töchter“, gibt Brauereibesitzer Helmut Murmann gerne zu. Zwar habe er schon einmal von einer Brauerei in Hof gehört, wo eine Schwester die andere in der Geschäftsführung abgelöst habe. „Aber dass zwei Töchter als Braumeisterinnen im elterlichen Betrieb Dorn-Bräu zur selben Zeit so eng zusammenarbeiten und die Firma mitlenken, das gibt es meines Wissens in Deutschland bisher nur einmal.“

Seit August dieses Jahres unterstützen Christine (28) und Claudia Murmann (26) den Vater im Tagesgeschäft. Bis es so weit war, mussten beide eine ganze Menge leisten. Bis Ende 2010 studierten sie Betriebswirtschaftslehre – die eine in Nürnberg, die andere an der FH in Ansbach. Die unterschiedlichen Orte seien so bewusst gewählt worden wie die verschiedenen Studienschwerpunkte. Claudia ist heute Diplom-Kauffrau, Christine Diplom-Betriebswirtin. So können sie zusammen alle Bereiche in der Geschäftsführung bis hin zum Marketing abdecken.

Nach dem Studium ging es gleich weiter. Von September 2011 bis Juli 2012 absolvierten die Schwestern in Gräfelfing bei München in der Doemens Fachakademie für Brauwesen und Getränketechnik die Ausbildung zur Braumeisterin. Nach Zahlen und Mathematik im Betriebswirtschaftsstudium waren nun viel Chemie und Technik gefragt. Neben dem manchmal trockenen Lernstoff gab es viele interessante Praxisseminare: „Wir haben Biersude und Mälzungen zubereitet und auch eigene Rezepturen getestet. Zur Prüfung mussten wir unter anderem einen Meistersud herstellen“, berichtet Claudia.

Endlich hielten die Schwestern die Zeugnisse ihrer Doppelqualifikation in Händen. In einer kleinen mittelständischen Privatbrauerei muss man nämlich nicht nur die Buchhaltung beherrschen, sondern vor allem das Brauerhandwerk.

Übernahme programmiert

Noch hat zwar Vater Helmut in der Leitung des Familienunternehmens das letzte Wort – wofür die Töchter sogar dankbar sind, denn immer noch gibt es für sie einiges zu lernen – aber in ein paar Jahren sollen sie dann alles übernehmen. Damit werde die seit 1730 und somit über 280 Jahre bestehende Brauereitradition in der zehnten Generation fortgesetzt.

„Wir haben ein paar Ideen für neue Rezepturen, die wir einmal testen werden“, verspricht Claudia. Doch damit wollen es die Schwestern nicht überstürzen. In erster Linie geht es ihnen darum, „die hohe Qualität unserer zehn Biersorten zu halten und weiter zu verbessern“. Auf diesem Weg will man es schaffen, den Umsatz zu steigern, obwohl in Deutschland immer weniger Bier getrunken wird.

Christine Murmann zufolge haben die Ammerndorfer Sorten Hell, Dunkel und Spezial die meisten Fans – wobei das Dunkel gerade in Fürth begehrt sei. Aber auch die übrigen Sorten Jubiläumstrunk, Kellertrunk, Lager Urtyp, Hefe, Pils, Leicht und Bock hätten in der Region viele Liebhaber.

„Mit einer Handvoll Angestellten sind wir zwar nur ein kleiner regionaler Mittelständler. Umso wichtiger ist uns darum aber die Qualität unserer Produkte“, unterstreicht Christine und meint damit unter anderem Braugetreide aus regionalem Anbau, Brauwasser aus Tiefenbrunnen, Hopfen bester Qualität mit mindestens 40 Tage Lagerung und kurzen Transportwegen.

Vom Palettenstapeln und Bierkistenschleppen über die richtige Mälzung und das Zubereiten des Biersuds über chemische Analysen, die Überwachung computergesteuerter Gärungsabläufe und die Abfüllung bis hin zu Büroarbeit, Buchhaltung und firmenstrategischen Entscheidungen reichen ab sofort die täglichen Aufgaben von Christine und Claudia Murmann. „In einer kleinen Privatbrauerei wie unserer greift im Idealfall alles ineinander. Jeder Tag hat seine neuen Schwerpunkte.“

Deutschlands einzigem Braumeister-Schwesternpaar ist jedenfalls die Freude an der Arbeit anzumerken, die Liebe zum Beruf und die große Verbundenheit zum elterlichen Betrieb. Schon in der Schule war ihnen klar, dass sie diese Aufgabe einmal weiterführen wollen.

Die Brauerei kann mit Voranmeldung von Gruppen ab sechs Personen besichtigt werden.

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