Ein Krug weist die Richtung

16.4.2012, 17:38 Uhr
Ein Krug weist die Richtung

© Christian Ebinger

Wer den Bierquellenwanderweg zwischen Pegnitz, Creußen und Hummeltal komplett abwandern will, der braucht Kondition in mancherlei Hinsicht: Der Rundweg hat eine stolze Länge von 18 Kilometern, insgesamt vier Brauereien locken zur Einkehr. Für jene, die es lieber etwas locker angehen lassen, gibt es zwei Alternativen: Dank einer Querverbindung kann man zwischen zwei kleineren Rundschleifen wählen.

Auch wir gehören zur gemütlichen Fraktion und entscheiden uns für die gut zwölf Kilometer lange Nordschleife. Gestartet wird bei der Brauerei Gradl mitten in Leups, einem Gemeindeteil von Pegnitz. Auf der Hauptstraße geht es leicht bergauf in Richtung Trockau – ein gut gefüllter gelber Bierkrug als Markierung weist uns den Weg. Nach wenigen Metern biegen wir links ab in Richtung Bodendorf: Ab jetzt ist der braune Bierkrug, der den Weg auf der Querverbindung von Leups nach Trockau weist, unsere Markierung.

Wir marschieren zunächst auf einer kleinen Landstraße entlang und biegen dann rechts in einen Forstweg ein. Nur kurz ist die Strecke durch den Wald, schon gehen wir am Fußballplatz vorbei Richtung Trockau – unter der mächtigen Autobahnbrücke durch. Lastwagen, Busse und Autos rasen auf der A9 entlang: Wir sind froh, dass wir nicht schnell von A nach B müssen, sondern gemütlich auf dem Bierquellenwanderweg unterwegs sind.

Ein Krug weist die Richtung

Bei Trockau verkündet uns ein Schild, dass die kurze Variante hier endet: Nun zeigt uns wieder der gelbe Bierkrug die richtige Richtung. Wir kommen durch den netten Ortskern von Trockau und werfen einen neugierigen Blick in Richtung Schloss. Das gesamte Schlossgelände ist heute Privatbesitz und kann leider nicht besichtigt werden.

Am Ortsausgang geht es wieder hinein ins Grüne. Idyllisch ist der kleine Waldweg, dem wir bergauf und bergab folgen. Auch wenn wir die nahe A9 nicht sehen, so stört doch das permanente Rauschen und Dröhnen die wunderbare Atmosphäre im Wald.

Froh sind wir deshalb, als wir die Brauereigaststätte in Weiglathal erreichen. Der Biergarten ist ein beliebtes Ausflugsziel, doch auch drinnen lockt eine gemütliche Wirtsstube zur Einkehr. Der Durst ist groß, also schnell ein Bier der hauseigenen Brauerei Übelhack bestellen: Das Dunkle ist süffig, malzig – und äußerst gehaltvoll. „Das Bier ist etwas stärker als sonst geraten“, sagt Pächterin Elke Hofmann. Das Übelhacker Bier ist eben kein Industrieprodukt: Gebraut wird nur für die eigene Gaststätte, eine Flaschenabfüllung gibt es nicht, Nachbarn können sich das Bier im Krug abfüllen lassen – lediglich in den warmen Monaten werden Partyfässer verkauft.

Ziemlich schnell steigt das Bier in den Kopf, eine kleine Brotzeit wäre jetzt nicht verkehrt. Der hausgemachte Obatzter mit Brot (für drei Euro) und die zwei Bratwürste mit Sauerkraut (ebenfalls drei Euro) munden ganz hervorragend. An der Theke liegen Prospekte über den Bierquellenwanderweg aus: Die Routen werden in der Broschüre genau beschrieben, für so manchen Wanderer sicherlich hilfreich sind die Anzeigen der örtlichen Taxiunternehmen. Beliebt ist diese Route, wie Pächterin Elke Hofmann berichtet: „Vor allem freitags und am Wochenende sind viele Wandergruppen unterwegs. Die klappern oft alle vier Brauereien ab – manche meiner Gäste sind, wenn sie hier Pause machen, allerdings schon ziemlich geschwächt.“

Leicht geschwächt, so fühlen wir uns auch, als wir die Wanderung fortsetzen. Der gelbe Bierkrug weist uns den Weg wieder in den Wald, die frische Luft tut gut. Überhaupt, der Bierquellenwanderweg ist hervorragend ausgeschildert. Auch wenn man zu tief ins Glas geschaut hat, kann man sich nicht verlaufen. Nach rund drei Kilometern schon der nächste Stopp: Ein echter Hingucker ist der in kanadischer Holzblockbauweise errichtete Landgasthof der Familie Kürzdörfer in Lindenhardt. „Holz ist einfach unser Traum!“, erklärt Wirtin Regina Kürzdörfer. Hier ist alles eine Nummer größer: die Speisekarte, die mächtige Gaststube mit knapp 90 Sitzplätzen, der gepflegte Außenbereich. Süffig und schmackhaft ist das selbst gebraute helle und dunkle Bier. Nur schweren Herzens verabschieden wir uns und gehen weiter durch Lindenhardt. Einen Abstecher wert ist die Kirche St. Michael mit dem spätgotischen Flügelaltar, der Bilder von Matthias Grünewald zeigt.

Von Lindenhardt sind es nur noch knapp drei Kilometer nach Leups: Am Wald entlang führt uns der Weg permanent bergab direkt zum Startpunkt: Am Ende der Tour belohnt die Brauerei Gradl die Wanderer mit dunklem Bier oder Pils sowie Brotzeiten aus eigener Schlachtung. Alle Bierspezialitäten kann man in der Flasche oder im Fass zum Mitnehmen erstehen.

Nur eine Brauerei fehlt uns noch zur Vollständigkeit: Die Brauerei Herold in Büchenbach liegt an der Südroute bzw. am kompletten Rundwanderweg: Dort gibt es für Hungrige und Durstige aus eigener Schweinezucht und Schlachtung hergestellte Wurstwaren sowie das selbst gebraute „Beck‘n Bier“.

www.bierquellenwanderweg.de Die Brauereigasthöfe haben unterschiedliche Öffnungszeiten. Info-Material bei der Tourismuszentrale Fränkische Schweiz, Tel. 09191/861054.

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