Tag des Bieres: Brauen wie anno dazumal

8.4.2013, 18:08 Uhr
Tag des Bieres: Brauen wie anno dazumal

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Schon morgens ab sechs Uhr treffen sich der Braumeister und einige Bad Windsheimer Bürger, um in kräftezehrender Handarbeit Bier zu brauen. Der Schürmeister entfacht unter dem Sudkessel, der ausschaut wie ein zu groß geratener Kochkessel, das Feuer. Anschließend wird über Stunden hinweg mit den über 300 Jahre alten Gerätschaften geschöpft und gerührt. „Eine Knochenarbeit!“, sagt Braumeister Jürgen Strauß. Die „Pumpaufs“, Helfer im Brauerjargon, und Gäste wechseln sich daher so oft wie möglich ab. Herauskommen soll ein süffiges Zwickel-Bier in bayerischer Tradition, gebraut nach dem Reinheitsgebot mit Wasser, Hopfen und Malz – Hefe kam erst später dazu. „Das Malz ist die Seele des Bieres, der Hopfen das Aroma“, so Strauß.

Brauen in historischer Umgebung

Die Maische aus 300 Kilogramm geschrotetem Malz und 1500 Liter Wasser müssen die Hobbybrauer zunächst in Bewegung halten. Eine kurze Pause für die Brauer gibt es nur, nachdem der auf 78 Grad erhitzte Sud Eimer für Eimer zum Ruhen in den Läuterbottich geschöpft wurde. Ist die Würze wieder zurück im Sudkessel, kommt der Hopfen hinzu. Zum Ende des Tages fließt der heiße Gerstensaft ins Kühlschiff, eine Art Holzboden, vier Mal vier Meter groß. Bis das Gebräu zum Ausschank bereit ist, lagert es dann aber doch noch für weitere sechs Wochen in modernen Tanks von Bürgerbräu. „In diesem alten Brauhaus zu brauen ist auch für uns Jahr für Jahr ein besonderes Erlebnis“, erzählt Strauß am Ende eines schweißtreibenden Tag des Bieres.

Dieses Hofbrauhaus von 1699 aus Kraisdorf im Landkreis Haßberge ist eines der über 100 original wieder aufgebauten Gebäude im Freilandmuseum. Bis 1960 wurde in dem kleinen, vollständig mit Einrichtung und Gerätschaften erhaltenen Haus mit eigenem Brunnen noch zweimal im Jahr Bier für den eigenen Verbrauch gebraut. Das Braurecht hatten die Eigentümer bereits seit 1650. Im gegenüber liegenden Kommunbrauhaus von 1844 aus Schlüsselfeld im Landkreis Bamberg durften im Gegensatz zum älteren Hofbrauhaus die Bürger ihre eigenen Rohstoffe brauen lassen. Gärung und Reife erfolgten danach im eigenen Bierkeller. Drei Mal wöchentlich braut Museumsbraumeister Sigi Brückler seit vergangenem Sommer das Museumsbier. Denn das neue „Bad Windsheimer Freilandmuseumszwickel“ wird neuerdings weltweit vertrieben und in den Biergärten des Freilandmuseums ausgeschenkt.

In der historischen Altstadt lädt das Brauhaus Döbler am Kornmarkt zum Besuch ein, die letze von einst 30 Brauereien in der Stadt. Hier wird der Gerstensaft in fünfter Generation – Braurecht seit über 250 Jahren – ausgeschenkt. Gäste wie Einheimische fühlen sich in der alten Wirtsstube wohl.

 

Weitere Infos: Kur-, Kongress- und Touristik-GmbH Bad Windsheim, Tel. +49 (0) 98 41/ 40 20, www.bad-windsheim.de, www.freilandmuseum.de.

 

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