Es muss nicht immer Schäuferla sein

3.5.2016, 08:01 Uhr
Es muss nicht immer Schäuferla sein

© Roland Huber

"Viermal die 38 mit Hühnchen", wiederholt Phuangtong Zimmermann die telefonische Bestellung, die zur Mittagszeit in ihrem Lokal eingeht. Die 38, dahinter verbirgt sich Gäng Dang, rotes Curry mit Gemüse in Kokosmilch und Thai-Basilikum, eines der Leibgerichte ihrer Stammkunden, die mittags ihr Essen "to go" in Hohenschwärz bestellen.

Seit einem Jahr ist Zimmermann die Wirtin, Köchin und Eigentümerin in einer Person und hat sich in dem kleinen Dorf ihren Lebenstraum erfüllt. Phuangtong hat sie ihr Lokal genannt, wie ihren Vornamen, weil sie stolz auf sich und ihr Lokal ist. "Die meisten Thai-Lokale heißen entweder Lotus Blume oder Orchidee, das hier gehört mir und trägt auch meinen Namen", sagt die kleine Frau resolut.

Im Jahr 1994, erzählt die 44-Jährige, ist sie nach Deutschland gekommen, heiratet ihre Urlaubsliebe, bekommt zwei Kinder, ist jahrelang Hausfrau in Gräfenberg. Doch schon immer wollte sie sich selber "etwas schaffen", ein eigenes Lokal, das ist ihr Traum. Die Gelegenheit ergibt sich im Jahr 2014, die Zimmermanns kaufen das ehemalige Buchwaldstüberl, lange Zeit eine Pizzeria, am Ortsrand von Hohenschwärz in Richtung Neusles.

Zitronengras und Galgant

"Ein großes Risiko", so erzählt Zimmermann, sei das gewesen, ein typisches Thai-Restaurant "mitten in der Pampa" zu eröffnen. Richtig gelernt hat sie das Kochen nie, aber sie ist "typische Hausfrau", betont sie mit Nachdruck, während sie in einem der unzähligen Woks in der riesigen Küche die Glasnudeln schwenkt.

Zitronengras liegt bereits am Schneidebrett, Galgant wird alsbald die Thaisuppe mit einer feinen Pfeffernote überziehen, gewürzt wird mit Koriander, Zitronenbasilikum und Kaffir-Limette. Ein wenig sieht es aus wie auf einem thailändischen Wochenmarkt, da liegen Rispen von grünen Mini-Auberginen in der Größe einer Erbse, Austernpilze und Limetten, Papayas, runde rote Schalotten und Okra-Schoten.

Mittendrin steht Suphawadee Müller, eine thailändische Freundin, die ebenfalls nach Deutschland geheiratet hat und in der Küche mit anpackt. Aus Schnaittach kommt die zierliche 46-Jährige, die flink den Jasmin-Reis aus dem riesigen Reiskocher nimmt, zeitgleich ein Curry anrührt und sich um den Glasnudelsalat mit Garnelen kümmert. Garnelen, nein, die haben die meisten der einheimischen Gäste beim ersten Besuch noch nicht gekannt, erzählt Müller. Doch mit dem Probieren kam auch der Geschmack.

Es muss nicht immer Schäuferla sein

© Roland Huber

Europäisch scharf

Und auch mit dem Chili ist das so eine Sache. Zimmermann bietet verschiedene Schärfe-Grade an. "Europäisch scharf", das habe für den oberfränkischen Gaumen das richtige Maß an Schärfe, die ganz Mutigen, so Zimmermann, die wagen sich nach mehreren Restaurant-Besuchen auch schon mal an "thai-scharf" das mit jeder Menge Chili die Schweißperlen auf die Stirn treibt. Gegen den Flüssigkeitsverlust wird Singha Beer, ein typisch thailändischer Gerstensaft, gezapft.

Ein Renner in der Küche sind die Frühlingsrollen, bis zu 200 Stück rollen die Frauen von Hand an den Wochenenden. 50 Plätze hat das Lokal im Innenbereich, wo die Orchideen die Fensterbretter bevölkern, eine riesige Lotus-Blüte aus Pappmaché auf der Theke steht und Thai-Musik aus dem Lautsprecher plätschert.

Einheimische und Wanderer

50 Plätze stehen im Garten zur Verfügung, Klettergruppen und Wanderer, die eine Alternative zu Bratwürsten und Schäuferla suchen, bevölkern dann das Lokal. Von den Einheimischen sei sie nach anfänglicher Skepsis gut in Hohenschwärz aufgenommen worden. Der Mittagstisch unter der Woche werde von Firmen aus der Umgebung gerne genutzt, erzählt Zimmermann. Die Berufstätigen aus Thuisbrunn, Gräfenberg oder Geschwand bestellen gerne bei ihr zum Mitnehmen, die Nummer 38 zum Beispiel.

Mehr Informationen über das Phuangtong in unserer Rubrik Essen und Trinken!

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