Die Tochter macht weiter

My Mum's Kitchen: Das Asialand ist unter neuem Namen zurück

27.9.2021, 11:24 Uhr
Eigentlich war für das Asialand in Gostenhof bereits das Ende gekommen, jetzt führt Hai Nguyen das Restaurant unter neuem Namen. Die Eltern stehen in der Küche, ihr Freund bedient und schenkt aus.

© Peter Roggenthin Eigentlich war für das Asialand in Gostenhof bereits das Ende gekommen, jetzt führt Hai Nguyen das Restaurant unter neuem Namen. Die Eltern stehen in der Küche, ihr Freund bedient und schenkt aus.

Am 17. September wurde im Nürnberger Asialand nach fast einem Jahr Pause wieder Essen aufgetischt – in neu gestalteten Räumen. "Während des Lockdowns haben wir renoviert und unserem Restaurant ein Makeover verpasst", verrät Hai Nguyen freudig.

Bis zum vergangenen September hatten ihre Eltern das Asialand in der Bärenschanzstraße 83 in Nürnberg betrieben – und das für 34 Jahre.

Während der Pause hat sich dort einiges getan: Als erstes fällt der neue Name auf: My Mum's Kitchen. "Der Name drückt die Motivation in unserem Restaurant ziemlich deutlich aus", erklärt Nguyen; die Passion ihrer Mutter zum Kochen soll nach der Neueröffnung im Fokus stehen.

"Der Lockdown hat meine Eltern im vergangenen Jahr hart getroffen", erzählt Nguyen. "Dann ist meine Mutter auch noch sehr krank geworden." Deshalb hätten sich die beiden – sie führten das Restaurant damals allein – dazu entschlossen, einen Schlussstrich zu ziehen. Da das Asialand keinen Biergarten oder Außenbereich hat, gestaltete sich die Suche nach einem neuen Pächter schwierig. In dieser Zeit stellte die Familie obendrein fest, wie sehr ihnen das Leben in der Küche und der Austausch mit den Gästen fehlte. "Meine Eltern haben sehr viel in unserem Restaurant erlebt, es fiel den beiden schwer, sich zu verabschieden."

In den 1980er Jahren waren Nguyens Eltern mit ihr und ihrer Schwester als sogenannte Boat-People von Vietnam über Indonesien nach Deutschland geflüchtet. Ihr Vater arbeitete zunächst zehn Jahre bei Siemens. Parallel dazu eröffnete ihre Mutter das Asialand im damaligen Arbeiterviertel. "Zu Beginn gab es dort typisch chinesisches Essen, wie Pekingente oder Süß-Sauer-Gerichte", erinnert sich Nguyen.

"Als Kind konnte ich das Restaurant nicht ausstehen"

Damals seien vietnamesische Kultur und Speisen in der westlichen Gesellschaft noch nicht derart verankert gewesen, erst nach und nach gewann auch traditionelles Viet-Food an Beliebtheit. "Als Kind konnte ich das Restaurant nicht ausstehen", gesteht Nguyen. Alles habe sich immer nur um das Geschäft gedreht. Gerade im Teenageralter sei das ständige Aushelfen im Restaurant für sie eine Quälerei gewesen, so die heute 41-Jährige. "Ich konnte mich auch mit dem gekochten Essen nicht wirklich identifizieren. Ich wollte immer europäisches Essen wie Spaghetti oder Pommes", erinnert sich Nguyen.

Eine Sommerrolle (links im Bild) ist eine Vorspeise der vietnamesischen Küche. Sie ähnelt der in weiten Teilen Südostasiens verbreiteten und je nach Land unterschiedlich zubereiteten Frühlingsrolle, wird aber nicht frittiert.

Eine Sommerrolle (links im Bild) ist eine Vorspeise der vietnamesischen Küche. Sie ähnelt der in weiten Teilen Südostasiens verbreiteten und je nach Land unterschiedlich zubereiteten Frühlingsrolle, wird aber nicht frittiert. © Peter Roggenthin

In der Zeit, in der das Restaurant geschlossen hatte, erkannte Nguyen jedoch, welche Rolle die Gastronomie im Leben ihrer Eltern spielte: "Ohne zu kochen ging es meiner Mutter sehr schlecht, also entschieden wir uns dazu, das Lokal wieder zu öffnen", berichtet Nguyen, die nun das Restaurant führt. In der Küche gehen ihre Eltern ihrer Leidenschaft – dem Kochen – weiter nach.

Hai Nguyen, die als Yogalehrerin mit eigener Yoga-Schule tätig ist, hat für das neue Konzept und Ambiente ihre eigenen Ideen eingebracht. Künftig können Gäste jeden Donnerstag und Freitag in Gostenhof mittags und abends authentisches Viet-Food genießen. My Mum's Kitchen soll vorerst ein Pop-Up-Restaurant sein, sprich temporär. "Nach den ersten Wochen schauen wir, wie es weitergeht", erklärt Hai Nguyen. Bis dahin packt die ganze Familie mit an, sogar Nguyens Freund steht an seinem Feierabend im Restaurant hinter dem Tresen und mixt Cocktails.

Alles selbstgemacht

Wie schon vor der Neueröffnung zeichnet sich My Mum's Kitchen vor allem dadurch aus, dass alles selbstgemacht ist. "Jede Soße und Brühe auf der Karte wird von uns eingekocht", sagt Nguyen.

Die Speisekarte, die auch mit vegetarischen und veganen Gerichten punkten kann, bietet den Gästen einen Einblick in die authentische vietnamesische Küche der 1950er Jahre. Reich an Gewürzen und fruchtig-frisch sind die Gerichte in Nguyens Familienrestaurant – typisch für die südvietnamesische Küche.

Ein wahres Geschmackserlebnis für Fans außergewöhnlicher und traditioneller Spezialitäten aus Saigon.

Mehr Informationen über "My Mum's Kitchen" in unserer Rubrik Essen und Trinken!

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