Suche nach fränkischer Küche: Ja, es gibt Schweinsbraten in Tokio

29.3.2021, 09:02 Uhr
Suche nach fränkischer Küche: Ja, es gibt Schweinsbraten in Tokio

© Screenshot: NN

Davon gibt es ebenfalls reichlich. Wer sich die Listen der verschiedenen japanischen Gastro-Webseiten ansieht und darüber hinaus noch ein wenig das Internet bemüht, kommt allein in der Mega-Metropole Tokio, das Umland nicht mitgezählt, schnell auf weit über 100 deutsche Restaurants.

Eine traditionelle Kette sticht heraus: die "Tsubame Grill Restaurants", die meist in der Nähe von stark frequentierten Bahnhöfen wie Shinjuku, Shibuya oder Shinagawa zu finden sind. Gegründet im Jahr 1930, sind die rustikalen Tsubame Restaurants – Tsubame heißt Schwalben – für viele Japaner der Inbegriff deutschen Essens mit Wurstplatten, Eisbein, Sauerkraut und Bier. Am beliebtesten ist das Tsubame-Hackfleischsteak, das man so in der deutschen Küche gar nicht kennt.


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Fest verankert in Tokio ist auch die bayerische Küche. Es finden sich zahlreiche Bierhallen und Gaststätten mit Namen wie "Franziskaner", "Gasthof Bayern", "Bayernstube" oder "Bier Restaurant München". Auf ihren Speisekarten stehen kross gebratene Schweinshaxe, außerdem Weißwürste und Münchner Biere. Das Hofbräuhaus scheint fast allen als Inspiration zu dienen.

Und Franken? Nürnberger Bratwürste sind relativ einfach zu finden, etwa bei der Restaurantkette Schmatz. Gegründet 2013 von zwei jungen Norddeutschen, servieren die mittlerweile fast 40 Schmatz-Restaurants und -Imbisse Gerichte wie Schnitzel und Grill-Hähnchen zum hauseigenen Bier, gebraut nach dem Reinheitsgebot, versteht sich.

Nürnberger Bratwürste sind bei Schmatz Standard. Serviert werden sie aber weder als "Drei im Weggla" noch als "Sechs auf Kraut". Man bekommt exakt fünf Nürnberger mit "deutschen Kartoffeln", sprich Bratkartoffeln, für 1280 Yen, etwa zehn Euro. Sauerkraut kann man extra bestellen für 450 Yen (ca. 3,50 Euro) pro Portion.

Keine Kette, sondern eine gediegene kleine Gaststätte ist das "Wald" in Okachimachi, im Nordosten der Innenstadt. Auch hier werden "Nürnberger Bratwürste" serviert, zwei Stück neben Sauerkraut und Dillgurke. Mit den Nürnbergern, wie man sie in Franken kennt, haben sie jedoch kaum etwas gemein. Immerhin das Sauerkraut schmeckt wie das Original.

Darauf ein Tucher!

Ins "Wald" geht man aber ohnehin nicht wegen der Würste, sondern wegen des Schweinsbratens, dem einzigen in Tokio, der dem Fränkischen recht nahe kommt. Kredenzt wird er nicht mit einem großen Kloß, sondern mit zwei kleinen Kartoffel-Knödeln, die den Geschmack durchaus treffen (980 Yen, ca. 7,50 Euro). Dazu lässt man sich ein Tucher-Hefeweizen vom Fass schmecken oder das Bamberger Schlenkerla, ein Rauchbier. Auch fränkische Weine sind im Angebot, darunter Silvaner von der Kellerei Juliusspital in Würzburg.


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Für den wirklich besten Schweinsbraten muss man aus Tokio hinausfahren, zum "Seehof" in Tokorozawa, der Vorort ist gut mit der Bahn erreichbar. Eingelegt in eine Schwarzbier-Marinade, schlägt er geschmacklich so manche Nürnberger Traditionsgaststätte. Nur dass der Schweinsbraten im "Seehof" nicht Schweinsbraten heißt, sondern Iberico Pork Roast (2000 Yen, ca. 16 Euro).

Den "Seehof", eine Metzgerei mit Restaurant, betreibt ein japanischer Metzger, der sein Handwerk in Deutschland, wenn auch nicht in Franken, gelernt hat. Viele authentische deutsche Wurstsorten werden direkt vor Ort hergestellt. Das Restaurant im Obergeschoss ist ein Geheimtipp für Liebhaber der süddeutschen Küche aus ganz Tokio.

Was noch fehlt: Jemand, der Schäufele, saure Zipfel, fränkischen Sauerbraten und Aischgründer Karpfen in Tokio anbietet. So viele deutsche Restaurants es hier auch gibt – ein echt fränkisches ist noch nicht dabei.

Zur Information: Der Autor Johannes Schönherr lebt seit bald zehn Jahren nahe Tokio. Zuvor war er für 15 Jahre in Nürnberg zuhause.

Lust auf japanische Küche? Mehr Informationen in unserer Rubrik Essen und Trinken!

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