Wenn Brezenschnitzel und Laugenfrites einen Stau verursachen

14.10.2014, 08:52 Uhr
Wenn Brezenschnitzel und Laugenfrites einen Stau verursachen

© Michael Matejka

Frische, warme Brezen — auf Knopfdruck. Gibt’s nicht? Gibt’s. Wenn die Mitarbeiter von Brezen Kolb im Verkaufsraum Nachschub benötigen, drücken sie den runden schwarzen Buzzer hinter der Theke. Sofort zirkuliert frisches Laugengebäck über eine spiralförmig Rutsche in einen Korb.

Dass das noch warm ist, überrascht kaum. Es hat keinen weiten Weg hinter sich. Die Produktion, in der Tausende Brezen täglich vom Fließband rutschen, ist nur zwei Türen entfernt. Irgendwann wollen Peter und Jessica Kolb, die Inhaber, ihre komplette Produktion hier abwickeln — und das bedeutet dann immerhin 35 000 Brezen, jeden Tag.

Bis auf weiteres aber wird ab sofort an zwei Standorten produziert, in der Fürther Straße und nun eben, neu, in der Ostendstraße. Das alte Produktionsgebäude aber soll auch dann weiterbestehen, wenn dort nichts mehr gebacken wird. „Dann machen wir daraus vielleicht ein Café“, sagt Kolb.

Blick in die Maschinerie

Das gibt es am neuen Standort jetzt schon, angeschlossen an die Produktion — und mit Blick auf die Brezenmacherei. Im unteren Teil des zweistöckigen Gästebereichs (mit Balkon oben und Biergarten unten) trennt die Kunden von der Brezenmanufaktur nämlich nur eine Glasscheibe. Dort ist zu sehen, wie im hinteren Teil auf dem insgesamt 6000 Quadratmeter großen Grundstück die Maschinerie läuft.

Wenn Brezenschnitzel und Laugenfrites einen Stau verursachen

© Michael Matejka

Wenn die Brezenliebhaber denn einen Blick dafür haben. Am Eröffnungstag jedenfalls scharen sie sich eher um die Theke, stöbern durch die Karte. Zur Mittagszeit ist auf der Ostendstraße vor der Einfahrt zum neuen Gelände genauso Stau wie am Eingang des in Braun und Grau gehaltenen Gebäudes.

Stau herrscht auch vor der nächsten skurrilen Neuerung: dem „Brezen-Drive“. Dort lehnt sich Lisa Sindel mitunter weit aus dem Fenster. Das muss sie, denn manch älterer Kunde scheint nicht so Drive-in-erprobt wie die Jüngeren, die solche Prozeduren von Fast-Food-Ketten kennen. Also ist der Abstand zwischen dem Fenster, aus dem Sindel bedient, und den Autos davor mitunter groß. Aber noch habe sie jeden erreicht, lacht sie — und freut sich trotzdem über die Ablösung. Seit halb sechs Uhr morgens ist das Fenster geöffnet, für eine Pause sei fast keine Zeit gewesen. „Zweimal mit Käse, einmal Schinken, einmal Leberwurst.“ Hinter Sindel bestellt die nächste Dame. Aus dem Auto.

Wenn Brezenschnitzel und Laugenfrites einen Stau verursachen

© Michael Matejka

Dass in der „Brezenfiliale“ frühmorgens viel los ist, kennen die Kolbs. „Nachttiger“, sagt Peter Kolb, gehören zur Stammkundschaft, „also Polizisten, Sanitäter, Nachtschichtler“. André Heide hat als Rettungssanitäter früher oft nachts einen Zwischenstopp eingelegt. Heute ist der Rückersdorfer mit seiner Familie aber nicht nur auf eine Breze vorbeigekommen, sondern um die Karte zu erkunden. Er ist mehr als zufrieden mit Weißwürsten plus Laugengebäck oder Tomaten-Mozzarella-Breze, lobt die Mitarbeiter, den Blick in die Produktion.

An der Breze kommt nicht vorbei, wer hier bestellt. Egal, ob bei Schnitzel (mit Brezenpanade), Laugenpizzen oder der Currywurst mit „Laugenfrites“ – also Pommes aus, klar, Brezen.

Heißer Granitstein

Wie viel sich die Kolbs das neue Herzstück in Sachen Manufaktur und Verkauf in der Ostendstraße haben kosten lassen, verrät Peter Kolb nicht. Vier Jahre aber haben sie geplant, sich Eindrücke in Berlin, Hamburg oder den USA geholt. Und gebaut.

Gleich geblieben ist dabei aber eines: das Rezept. „Rosenmehl, Malzmehl, Frischhefe, Meersalz, Wasser — wie bei Opa“, verrät Kolb. Schweineschmalz werde dagegen schon seit 20 Jahren nicht mehr in der Produktion verwendet, „seit wir auch viele türkische Mitarbeiter haben“.

Nach diesem Rezept also verkauft der Familienbetrieb in Nürnberg und Fürth — und will nach und nach weitere Standorte dazunehmen, allerdings nur in der Region. Für „Exil-Franken“ aber hat sich Peter Kolb auch etwas einfallen lassen. Nämlich „Rohlinge“, die „wir Liebhabern in ganz Deutschland schicken“.

Die benötigen dann allerdings auch einen Steinofen für den gewohnten Geschmack. Der nämlich ist das Zentrum der Produktionshalle, „weil nur auf Stein gebackene Brezen eine spezielle Bodenkruste kriegen“, wirbt Kolb für sein Backwerk. Auch wenn er am Eröffnungstag nicht viel werben muss. Die Schlange ist schon wieder etwas gewachsen — vor der Theke. Und auch die auf der Ostendstraße.

Mehr Informationen über Brezen Kolb in unserer Rubrik Essen und Trinken!

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