Wirtshaus Rockenbrunn: Familie Schramm macht Schluss

20.1.2014, 18:12 Uhr
Wirtshaus Rockenbrunn: Familie Schramm macht Schluss

© Archiv

Friedrich Schramm, Fritz, wie ihn alle Stammgäste nur nennen, kann den Gasthof Rockenbrunn nicht mehr weiterführen. Er hatte Ende November einen Unfall beim Baumschneiden. Und obwohl es ihm inzwischen den Umständen entsprechend gut geht, ist doch unklar, ob der 60-Jährige jemals wieder so gesund werden wird, dass er an seinen angestammten Platz hinter die Theke zurückkehren kann. Darum hat sich die Familie zu einem für sie schweren Schritt entschlossen: Nach über 150 Jahren wird sie Rockenbrunn aufgeben. Die Brauerei sucht im Augenblick einen neuen Pächter.

„Es geht halt nicht ohne den Wirt“, sagt Gerlinde Schramm, die Schwester. In den vergangenen Monaten haben die Schramms, die immer schon gemeinsam angepackt haben, den Betrieb mit einigen Helfern am Laufen gehalten. Doch eine Dauerlösung kann das nicht sein.

Kein Retorten-Gasthaus

Für viele Gäste ist diese Nachricht eine Hiobsbotschaft: Rockenbrunn, das ist gewachsene Wirtshauskultur, kein Retorten-Gasthaus im Landhausstil, sondern ein Ort, an den die Nürnberger auf der Suche nach einem guten Schäufele am Sonntagmittag genauso kommen wie die Einheimischen, die sich hier zum Stammtisch treffen. Dass man auf sein Bier bei Hochbetrieb auch schon mal länger warten muss? Geschenkt. Dafür ist die Atmosphäre in der Stube mit ihrem Kachelofen oder im barocken Brunnenhof einzigartig. Immerhin isst und trinkt man hier in historischer Kulisse, stammt das Gebäude doch aus dem 15. Jahrhundert. Damals war es ein Jagd- und ein Lustschloss. Schon der Dichterbund des Pegnesischen Blumenordens traf sich hier.

Wirtshaus Rockenbrunn: Familie Schramm macht Schluss

1857 pachtete der Oberjäger Johann Schramm das Schloss – damit begann die Familiengeschichte in Rockenbrunn, die nun in der fünften Generation endet. 1979, also vor 35 Jahren, übernahm Fritz Schramm dann den Gasthof von seinem Vater Albert, die Mutter war bis 2002 noch mit dabei in der Küche. Schramm, mit seinen beiden Geschwistern dort aufgewachsen, hat aus dem „Rockers“ das gemacht, was er heute ist. „Er hat das gelebt“, sagt seine Schwester, auch wenn der 60-Jährige eigentlich Vermessungstechnik studiert hat. Nach dem Tod des Vaters war es ihm ein Bedürfnis, dessen Erbe anzutreten.

Traditionen wiederbelebt

Gemeinsam mit der Band „O‘Malley“ holte Schramm einen alten Brauch aus der Versenkung: die „Maibowle“. Schon vor dem Ersten Weltkrieg hatten sich die Absolventen der Nürnberger Kunstakademie immer in Rockenbrunn getroffen, um ins Frühjahr zu feiern. Diese Tradition war eingeschlafen, bis sie Schramm wiederbelebte. Oder die „Rockerskirchweih“ im August, zu der wahrscheinlich Tausende kommen. Kirchweih wurde in dem heutigen Röthenbacher Ortsteil schon immer gefeiert, aber „der Fritz“ machte ein kleines Musikfestival daraus, zunächst mit den Bands „O‘Malley“ und „Rock Zock“, später kam noch „Baglin“ dazu.

Ihr Bruder hat eben eine kreative Ader, meint Gerlinde Schramm. Aber das Gasthaus bedeutete auch eine Menge Arbeit für ihn: „Man hat sein Leben nach Rockenbrunn ausgerichtet, ist zum Beispiel nie während der Kirchweih in den Urlaub gefahren.“ Immerhin hätten „viele gute Geister“ geholfen. So manche Bedienung ist schon zwanzig Jahre dabei.

Wichtig ist der Familie, der Brauerei und dem Besitzer des Gebäudes – Bolko von Oetinger, Schlossherr auch in Haimendorf –, dass das Wirtshaus seinen Charakter behält, auch wenn der Pächter nun wechselt. Die Gäste müssen keine Angst haben: Es gibt bereits ein paar Interessenten, die Rockenbrunn gerne übernehmen möchten. Die Verhandlungen laufen. Geschlossen sein wird vorübergehend allerdings doch.

Mehr Informationen über den Gasthof Rockenbrunn in unserer Rubrik Essen und Trinken!

Verwandte Themen


Keine Kommentare