Alleinerziehend - aber nicht allein gelassen
26.5.2007, 00:00 UhrAndere, die der Mut verlassen hat, «versuchen wir zu stärken und wieder zu stabilisieren», sagt die 47-Jährige, die in der Kirchlichen Sozialarbeit des Diakonischen Werkes arbeitet: Seit 30 Jahren bietet diese Einrichtung der Evangelischen Kirche eine der beiden festen Anlaufstellen in der Stadt, die es für Alleinerziehende gibt und die aus der professionellen Beratungsarbeit in der Raumerstraße 9 entstanden ist.
Aus dem Gedanken der Selbsthilfe heraus ist vor über zehn Jahren die zweite Anlaufstelle erwachsen, die Frauen, sporadisch auch Männer, aus der gesamten Region anzieht: das Grüne S.O.f.A., das vor einem Jahr in die Günther-Scharowsky-Straße 7 umgezogen ist und für das sich die heute 51-jährige Maria Yeddes von Anfang an engagiert hat.
Über mangelnden Zuspruch müssen sich weder Diakonisches Werk noch Grünes S. O. f. A. beklagen. Allein in Erlangen gibt es 2616 Alleinerziehenden-Haushalte, die eine ganz charakteristische Problematik eint. Wer seine Kinder alleine großziehen muss, muss zuerst eine zerbrochene Beziehung verarbeiten, dann aber auch den Alltag in den Griff bekommen.
Meist sind es die Mütter, bei denen die Kinder bleiben. Sie aber sind in ganz besonderer Weise von finanzieller Not und Bedürftigkeit bedroht. Eines der großen Probleme: «Viele Väter kümmern sich nicht mehr um die Kinder und wollen oder können nicht zahlen», sagt Evi Waldmann. Für maximal sechs Jahre dürfen die Mütter je Kind mit dem so genannten Unterhaltsvorschuss des Jugendamtes rechnen. Doch was dann?
Keine Rücksicht
Sie kenne keine Frau, die nicht arbeiten wolle, berichtet die Sozialpädagogin. Aber der Arbeitsmarkt nimmt auf Alleinerziehende keine Rücksicht. Es gibt oft keine Jobs, die zu den Betreuungszeiten der Kindergärten oder den Schulzeiten der Kinder passen. Die Frage nach den Kindern ist im Bewerbungsgespräch Standard, der Weg zur Diskriminierung nicht weit. Man nehme lieber ver- heiratete Frauen, da gebe es wenigstens einen Ehemann, der aufs kranke Kind aufpassen könne, sei eine ihrer Frauen eiskalt beschieden worden, nennt Maria Yeddes eines von vielen Beispielen.
Sie und Evi Waldmann schildern exakt die selben Problemlagen, in die Alleinerziehende schlittern und die umso größer sind, wenn es vor Ort keine Familie im Hintergrund gibt: Etwa die Hälfte der arbeitenden Mütter, schätzt Evi Waldmann, muss den schmalen Verdienst mit Hartz IV aufstocken und bleibt dennoch bedürftig.
Sozialer Abstieg
Maria Yeddes spricht vom sozialen Abstieg der Mütter, der in vielen Fällen mit dem Gang zum Sozialamt endet. Auch sie erlebt die Frauen oftmals isoliert und durch die immensen Belastungen überfordert, physisch und psychisch angeschlagen. «Die Frauen sind oft sehr alleingelassen», weiß Maria Yeddes, die die Lebenssituation Alleinerziehender gut nachvollziehen kann. Auch sie hat ihre fünf Kinder selbst durchbringen müssen.
Wie wichtig aus all diesen Gründen die Angebote des Diakonischen Werkes oder des Grünen S.O.f.A. sind, erfahren Evi Waldmann und Maria Yeddes immer wieder. «Das ist hier eine Arche Noah», sagt eine Besucherin des Mittwoch-Treffs im S.O.f.A.. «Wir können uns austauschen, gegenseitig aufbauen. Das hilft, denn wir haben ja letztlich alle ähnliche Probleme», sagt eine andere Mutter, deren Sohn gerade mit anderen Kindern durch den großen Garten tobt.
Im Grünen S.O.f.A, das von einem kleinen Verein getragen wird, gibt es regelmäßige offene Treffs, ein Baby- und Sonntags-Café, Selbsthilfe- undFreizeitgruppen, einen Secondhand-Shop sowie eine Rechtsberatung. Geplant ist, mit einer festen Kraft eine verlässliche Notfallbetreuung aufzubauen.
Im Diakonischen Werk berät Evi Waldmann bei Trennung und Scheidung. Ebenso koordiniert sie die Arbeit fester Treffpunkte und Gruppen im Café in der Villa an der Schwabach sowie im Haus der Begegnung an der Schenkstraße. Angeboten werden ebenso Seminare, Freizeiten und ein Wohnprojekt für Alleinerziehende. gg
Evi Waldmann, Diakonisches Werk, Raumerstraße 9, Tel. 6 30 11 22, www.diakonie-erlangen.de. Maria Yeddes, Grünes S.O.f.A., Günther-Scharowsky-Straße 7, Tel. 20 89 14, www.alleinerziehendenzentrum.de