Recherchetraining in Erlangen bei den Fachleuten
29.6.2018, 11:00 UhrLeseinteresse und Lesefreude wecken, spielerisches Heranführen an Literatur, Entwicklung der Lesekompetenz: Was sich hier ein bisschen sperrig anhört, könnte auch so lauten: Lesen ist schön. Lesen öffnet den Zugang zu neuen Welten. Wer nicht liest, verpasst etwas.
Dass viele Kinder leicht in die Gefahr geraten, etwas zu verpassen, ist jedoch die Realität. Michaela Spörl ist Deutschlehrerin am Emmy-Noether-Gymnasium, dort mitverantwortlich für die Schulbibliothek, und selbst leidenschaftliche Leserin. Sie sieht es als ihre Aufgabe an, an ihre Schüler ein wenig von dieser Leidenschaft weiterzugeben. Aber sie stellt auch nüchtern fest: "Wir sehen, wie viel die Kinder lesen. Und wir sehen auch, wie wenig sie lesen." Weil es eben doch einfach mehr sein könnte, findet sie: "Wir müssen dafür sorgen, dass die Kinder ihre Stadtbibliothek kennen lernen und hingehen."
Kritischer Umgang mit Medien
Bereits seit längerem gibt es den Kontakt zwischen dem Gymnasium und der Stadtbiblitohek. Mit der Kooperationsvereinbarung wollen sie nun die Zusammenarbeit ausbauen. Damit liegt man ganz auf der Linie, die eine im Jahr 2012 geschlossene Kooperationsvereinbarung zwischen dem bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst sowie dem bayerischen Bibliotheksverband vorgibt. Darin heißt es: "Schulen und Bibliotheken wollen Kinder und Jugendliche gemeinsam beim Erwerb von Lese-, Medien- und Informationskompetenz begleiten und deren Lesemotivation fördern, denn insbesondere der kritische Umgang mit Medien sowie eine effiziente Recherchearbeit gewinnen in einer zunehmend digitalisierten Welt an Bedeutung."
Eine Zusammenarbeit der Erlanger Stadtbibliothek mit Schulen gibt es natürlich schon. Bereits vor längerem haben die Erlanger Stadtbibliothek und das staatliche Schulamt mit einem Vertrag die Abmachung besiegelt, dass alle Grundschüler in der zweiten Klasse die Stadt- beziehungsweise Fahrbibliothek besuchen. Auch nutzen bisher schon mehrere weiterführende Schulen das Angebot der Stadtbibliothek, eine Doppelstunde für Recherchetraining zu "buchen".
Trotzdem beobachten die Bibliotheksmitarbeiter ein Problem. Denn generell sei die Nutzung durch Kinder zwar gut, sagt Bibliotheksleiter Tobias Sack. Doch fügt er einschränkend hinzu: "Bis zwölf Jahre wird noch gut gelesen, dann kommt der Knick."
Bei Jugendlichen ist Lesen dann offenbar nicht mehr "angesagt". Woran das liegt? An der Handynutzung? An der Präsenz von Computern und Computerspielen? Oder daran, dass es grundsätzlich nicht einfach ist, junge Menschen im Übergang vom Kindes- ins Erwachsenenalter literarisch zu erreichen? Auch wenn es schwierig ist, genau zu sagen, worauf die zurückgehende Leseneigung beruht, so ist für Michaela Spörl jedenfalls eines klar: Dem muss entgegengewirkt werden. "Es gilt, die Lesekompetenz mit komplexen Themen zu vertiefen", meint auch Tobias Sack. Und Christine Kessler, die Leiterin der Kinder- und Jugendbibliothek, sagt: "Frau Spörl hat offene Türen bei uns eingerannt."
Künftig werden die "Emmy"-Schüler "in jeder Wissensstufe mindestens einmal", so führt Kessler aus, also in der Unter- , Mittel- und Oberstufe mit ihren Klassen die Bibliothek aufsuchen. Sie lernen zu recherchieren und mit der Datenbank umzugehen. Um an Informationen heranzukommen, reiche es nicht zu googeln, sagt Michaela Spörl.
Gefragt sei ein kritischer Umgang mit dem Internet. Beurteilen zu können, welche Informationen verlässlich sind, sei ein wichtiger Aspekt der Medienerziehung. "Wir wollen unsere Kinder zu mündigen Menschen erziehen."
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