Im Vollmond durch die Muggendorfer Nacht
7.8.2015, 20:00 Uhr„Keine Eile“, sagt Robert Stein am Tourist-Info-Zentrum um 20.03 Uhr mit einem Lachen, „wir haben doch heute noch ganz viel Zeit“. Trotzdem sputen sich die Teilnehmer seiner Tour, die diesmal eine ganz besondere werden soll. Und kaum sind die Wanderschuhe geschnürt und die Rucksäcke festgezurrt, kann Tourguide Stein am Treffpunkt unter einem alten Walnussbaum seine Gäste des Abends begrüßen. Es sind drei Frauen, zwei Männer und ein Bub – alles Abenteuerlustige, denn auf dem Programm des Abends steht eine Wanderung mitten durch die dunkle Nacht. Es ist die erste dieser Art, die rund um Muggendorf bisher angeboten wird, weiß Stein.
Noch steht die Sonne deutlich über dem Horizont. Und mit 20 Grad Celsius ist es auch alles andere als nächtlich kalt. Doch Stein warnt mit einem Augenzwinkern seine Truppe schon mal vor: „Zu Beginn werden wir erst einmal gut 100 Höhenmeter aufsteigen. Dann geht es durch ein Waldstück zu einer Lichtung, mit Blick auf die Ruine Neideck.“ Eine Zusatzinfo gibt es noch extra: Dass Stein bereits die Jäger der Gegend über seine Nachtwanderer unterrichtet hat. „Damit wir nicht zur Zielscheibe werden“, scherzt Stein, denn momentan beginnt die Rehbrunft.
Schlagartig wird es dunkel
Kaum hat die Gruppe ihre Tour gestartet, geht es steil bergauf durch ein Waldstück. Schlagartig wird es beachtlich dunkel, erste Schweißperlen auf der Stirn werden weggewischt. Die Sonne vermag sich jetzt nur noch durch die obersten Baumwipfel zu kämpfen.
Um 20.53 Uhr ist es soweit: Als roter Feuerball hat sich die Sonne für den heutigen Tag verabschiedet. Minuten später ist es dann Nachtwanderer Roland Fichtel, der ihn als ersten entdeckt: Den Mond. Ganz knapp über dem östlichen Horizont beginnt der Erdtrabant seinen nächtlichen Aufstieg im fahlen Licht.
Fichtels Frau Erika, lässt sich vom unheimlichen Licht inspirieren: Mit einer kleiner Kamera und einem Stativ versucht sie, nacheinander die spektakuläre Szene von Sonnenuntergang und Mondaufgang einzufangen. An ihrer Seite gleich steht Helga Wunder aus Muggendorf. Leise fängt die ältere Dame plötzlich an, ein Rilke-Gedicht zu rezitieren: Ein besonderer Moment, in dem Mensch, Natur und Lyrik miteinander verschmelzen.
Die letzte Station der Nachtwanderung verspricht spannende Momente bereits im Namen: Es ist der Druidenhain bei Wohlmannsgesees. Im Licht von Taschen-, Stirn- und Handylampen werden die markanten Felsen erforscht. Manch einer wagt einen Blick durch enge Spalten, andere springen von Stein zu Stein im geheimnisvollen Felsenlabyrinth. Mucksmäuschenstill ist es derweil ringsum.
Entlang der ruhig fließenden Wiesent geht es wieder zurück nach Muggendorf. Einzelne Sterne behaupten sich am Himmel und dienen als Orientierung. Dann liegt er vor den Nachtwanderern: Der Ausgangspunkt der Tour im Ortskern von Muggendorf. Hier bedankt sich Maria, eine junge Frau aus Erlangen, fast schon überschwänglich bei Robert Stein: „Es war wirklich toll, vielen Dank für die Veranstaltung. Sie war echt klasse!“
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