S-Bahn-Halt Forchheim-Nord ist lieb und sehr teuer
21.7.2016, 19:36 Uhr„Die drei Millionen haben wir nicht, bumms aus fertig“, sagte Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) am Ende der Diskussion im Stadtrat. Damit bezog er sich auf eine mögliche Ausbauvariante des S-Bahn-Haltes, bei der die Stadt sich mit 3,3 Millionen Euro an den Kosten beteiligen müsste.
Es ist gleichzeitig die Variante, der die Stadträte die größte Sympathie entgegenbrachten — bis Thomas Sulzer von der Deutschen Bahn Projektbau GmbH die Höhe der Kostenbeteiligung in den Saal warf. In diesem Moment verlor der schöne Ballon „Variante 4“ hörbar und rapide an Luft.
Nördlicher Standort
Sulzer hatte eine Lösung skizziert, mit der die Eingriffe der Bahn in die Wohnbebauung in Forchheim-Nord quasi auf Null gehalten werden können. Der 140 Meter lange Bahnsteig läge (in der Mitte der Fernbahngleise) nördlich des Schulzentrums, etwa auf Höhe der dortigen Gärtnerei. Die 95 Meter lange Rampe zum Bahnsteig würde auf Höhe des Sportplatzes der Realschule beginnen. Dort würde auch eine neue Unterführung die Gleise unterqueren.
Und das ist genau das (Kosten-)Problem. Mit dieser neuen Unterführung, sagte Sulzers Kollege Adolf Plenter, entstehe eine stadtteilverbindende Wegebeziehung, die juristisch gesehen dem Kreuzungsrecht unterliegt. Die Stadt hat davon einen Vorteil und deswegen müsste sie — geschätzt — 3,3 Millionen Euro der möglichen Kosten zahlen. Das Land Bayern würde mit zwei Millionen den Rest übernehmen. Der Protest der Stadträte veranlasste Plenter, eine Alternative vorzuschlagen: Bahnhalt wie beschrieben, aber nur von einer Seite erschlossen mit einem Stichtunnel. Kosten für die Stadt: null.
Die Variante 1.3 (alle anderen wurden verworfen) sieht den Bahnsteig weiter südlich auf Höhe des Schulzentrums vor. Die Rampe könnte von der bestehenden Unterführung aus betreten werden. Von den geschätzten Gesamtkosten in Höhe von 3,6 Millionen Euro hätte die Stadt nur 62 000 Euro zu berappen für Fahrradstellplätze. Allerdings ist hier für die Anwohner eine Reihe von Nachteilen in Kauf zu nehmen.
Die Jean-Paul-Straße etwa würde durch Lärmschutzwände noch weiter eingeengt und könnte nur noch in eine Richtung befahren werden, zwei private Grundbesitzer müssten Flächen abgeben, in einem Fall müsste sogar der Hauseingang versetzt werden. Außerdem stünde nur eine kleine Fläche für Fahrradstellplätze zur Verfügung, an einen Park-and-Ride-Platz sei nicht zu denken. Anders Variante 4: Auf der Ostseite könnten im Anschluss an die Wohnbebauung Fahrradstellflächen geschaffen werden. Der Eingriff in Privateigentum fällt deutlich geringer aus, die Jean-Paul-Straße könnte geöffnet bleiben. Die Planer stellten als weiteren Vorteil dieser Variante in den Raum, dass die im Norden geplanten Gewerbeflächen mit dieser Lösung schneller zu erreichen sind.
„Der Kostenpunkt ist nicht unerheblich für die Stadt“, sagte OB Kirschstein. 3,3 Millionen habe man nicht. Aber die Gespräche, die er mit dem Innenministerium geführt habe, ließen ihn daran glauben, dass es „vielleicht noch Untervarianten zu Variante 4“ gebe. Auf die Frage von Udo Schönfelder (CSU), ob der Bahnhalt auch sicher verwirklicht werde, sagte Adolf Plenter von der DB: „Der Freistaat hat sich einen Vorbehalt gesichert.“
OB Kirschstein rief die Fraktionen dazu auf, die Varianten zu beraten, aber damit auch „in den öffentlichen Diskurs zu gehen“ und das Gespräch mit der Bevölkerung und den Anwohnern zu suchen. Dann werde weiterberaten.
Spätestens, wenn der Streckenabschnitt Forchheim-Eggolsheim in Angriff genommen wird, muss eine planfestgestellte Lösung vorliegen, sagte Thomas Sulzer. Mit vorheriger Bürgerbeteiligung und in Abstimmung mit der Stadt: „Wir werden nicht ins Planfeststellungsverfahren gehen mit einer Variante, die die Stadt ablehnt.“
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