Den Plastiktüten einen Korb geben
24.11.2013, 22:17 UhrIm Nordpazifik treibt seit Jahrzehnten ein Müllstrudel, der so groß ist wie Zentraleuropa. Das sagen etwa die Experten des World Wildlife Fund (WWF). Fische, Vögel und Meeressäuger verenden, weil sie unseren Plastikmüll fressen. Lederschildkröten etwa ernähren sich am liebsten von Quallen, viele ersticken jedoch, weil sie ihre Leibspeise mit herumtreibenden Plastiktüten verwechseln. Aber auch bei den Nordseevögeln hatten 94 Prozent der untersuchten Tiere Plastik im Magen.
Kurz bevor mit den Weihnachtseinkäufen die Hauptsaison für den Beutelbedarf beginnt, hat EU-Umweltkommissar Janez Potocnik reagiert und explizit Maßnahmen gegen den Einsatz von hauchdünnen Einmalplastiktüten angeregt.
Diana Erhart hat ihre Besorgungen in einer Stofftüte in fröhlichem Gelb verstaut: „Ich versuche, Plastikbeutel zu vermeiden“, sagt die 35-Jährige, die als Arzthelferin arbeitet. „Der Verzicht gelingt aber nicht immer, zum Beispiel beim Metzger wird das Fleisch ja in diese dünnen Tüten verpackt.“ Über die Problematik hat sie sich genau informiert: „Deshalb möchte ich unbedingt dazu beitragen, dass dieser ganze Meeresmüll, an dem unter anderem Fische oder Delfine sterben, endgültig eingedämmt wird.“
Noch immer, sagt sie, hapert es allerdings an der generellen Umsetzung solcher Pläne: „Es wäre vielleicht ganz gut, wenn die großen Geschäfte ein Zeichen setzen und Papiertüten umsonst abgeben, während sie für die Plastikbeutel einen Euro verlangen“, schlägt Diana Erhart vor.
Dass ein Verzicht auf die praktischen Wegwerfartikel möglich ist, haben Dänemark und Irland gezeigt: Dort wurde der Verbrauch um über 80 Prozent reduziert, nachdem eine Tütensteuer eingeführt wurde. Brigitte Amler bedauert: „Man ist leider bequem geworden, weil es so einfach ist, wenn man alles verpackt bekommt.“ Die 66-Jährige bekräftigt: „Die Müllberge sind zu hoch.“ Ihr Vorschlag: „Eine Art von Recycling wäre toll. Man nimmt eine Tüte für seine Einkäufe mit und gibt sie beim nächsten Mal wieder ab.“ Sie selbst setzt auf Mehrfachnutzung und hat eine Einkaufstüte in der Handtasche. Ihre Bekannte Birgül Berk (48) ärgert sich: „Ich habe auch so ein Ding dabei, aber eben beim Schuhkauf habe ich das tatsächlich glatt vergessen.“
Leuchtend bunt ist der praktische Faltbeutel, den Maria Schönhuber benutzt: „Den habe ich aus Australien mitgebracht“, erzählt die 65-Jährige. Für sie steht fest: „Man muss umweltbewusst sein, unsere Ressourcen sind doch nicht unbegrenzt.“ Gerade bei Lebensmittelverpackungen komme aber vornehmlich Plastik zum Einsatz: „Egal, ob man zum Beispiel Tomaten abwiegt im Supermarkt oder Käse kauft, immer sind diese dünnen Beutel im Spiel.“ Gefragt sei eine praktische Alternative.
Auf dem Rücken transportiert Ilker Aslan seine Sache: „So ein Rucksack ist bequemer als alles andere“, kommentiert der 20-jährige Einzelhandelskaufmann. Die gar nicht so seltene Variante, Tüten mit dem Markennamen bekannter Designer als billiges Statussymbol zu nutzen, interessiert ihn nicht: „Das ist mir egal. Eine Plastiktüte bleibt eine Plastiktüte egal, ob da ,Norma‘ oder ,Calvin Klein‘ drauf steht.“
Konsequent ist auch die Regel, die Ruth Mihm beherzigt: „Ich gehe immer mit Einkaufstasche.“ Im Sommer ist das oft ein Korb, jetzt hat sie ein schickes geräumiges Exemplar zusätzlich zur Handtasche dabei. „Die habe ich zum Geburtstag bekommen.“ In ihrer großen Tasche trägt Ruth Mihm außerdem einen kleinen bestickten Stoffbeutel mit sich. Darin steckt ein Buch, das sie gerade liest: „Das mache ich immer bei geliehenem Lesestoff, so gibt’s keine Knicke oder Eselsohren.“ Auf Plastiktüten verzichtet die 51-Jährige wenn möglich. Die Einzelhandelskauffrau macht eine einleuchtende Rechnung auf: „Die kosten Geld, liegen bloß zuhause rum und sind schlecht für die Umwelt, damit sind sie im Endergebnis schlicht sinnlos.“
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