Eis auf drei Rädern
2.9.2010, 18:00 UhrNur wenige Menschen dürften Tag für Tag so freudig empfangen werden wie Paolo Cimarosa. Wenn der Italiener um die Ecke biegt, lautstark angekündigt von einer Ausschellglocke, dann öffnen sich Fenster und Türen. Neugierig werden Köpfe gereckt, Kinder betteln um Geld bei ihren Eltern. Der Eismann ist da.
Paolo Cimarosa hat das Eismacherhandwerk in seiner Heimat Italien gelernt und es Ende der 70er Jahre in Deutschland zu seinem Broterwerb gemacht. Doch im Gegensatz zu vielen Landsleuten verkauft er das Eis nicht nur im Laden, vielmehr hat der 60-Jährige eine Idee aus Süditalien exportiert: Mit einem dreirädrigen Kleintransporter der Firma Piaggio bringt er die süße Schleckerei direkt zu den Menschen.
Eigene Produktion
Dass er nur Selbstgemachtes anbietet, ist für ihn Ehrensache. „Die Fertigmasse schmeckt doch überall gleich“, sagt Cimarosa naserümpfend, während er einer handvoll Kindern in Unterfarrnbach Kugeln in die Waffeln stopft. Schmeckt’s? „Hm.“ Der achtjährige Leon muss erst einmal schlucken, ehe er genüsslich hinzufügt: „Der könnte von mir aus jeden Tag kommen.“
Das tut Cimarosa aber nicht, er folgt einem festen Fahrplan. Dienstags und samstags geht es nach Ober- und Unterfürberg. Donnerstags und sonntags nach Unterfarrnbach und Vach. Und am Freitag ist er im Landkreis unterwegs – in Roßtal, Wintersdorf, Weinzierlein und im Zirndorfer Pinderpark. Seine Tour beginnt der Italiener stets gegen 16 Uhr. Nach Hause kommt er meist nach Acht. Allerdings fährt er nur bei gutem Wetter, andernfalls lohnt sich der Aufwand nicht.
Betagtes Vehikel
Sein 38 Jahre altes Wägelchen, das nicht nur wegen der Brummgeräusche des Motors auf italienisch „Ape“, also Biene, heißt, hat er von einer Spedition nach Deutschland bringen lassen. Das Alter sieht man der flotten Biene nicht an. Der Aufbau beherbergt eine moderne Kühlanlage, damit das Eis schön frisch bleibt. 23 Sorten hat Cimarosa im Gepäck: natürlich Klassiker wie Schoko und Vanille, aber auch Ausgefallenes wie Zimt, After Eight und Buttermilch.
Je nach Wetterlage beginnt Cimarosa seine Touren schon im Februar oder im März und stoppt erst Ende September oder im Oktober. Seit er seine Gaststätte in Burgfarrnbach in ein Eislokal umgewandelt hat, leistet er sich den Luxus, im Winter zwei bis drei Monate in seiner Heimat Sizilien zu verbringen. Dort leben sein Bruder und seine 90-jährige Mutter. Dennoch kommt er immer wieder gerne zurück nach Deutschland. „Die Arbeit macht Spaß“, sagt er. „Ich hoffe, ich kann sie noch lange machen.“ Nicht nur Leon dürfte das mit Freude hören.