Enttäuschung und Hoffnung
8.5.2010, 00:00 UhrSükran Akman nimmt kein Blatt vor den Mund: »Wir fühlen uns total verarscht«, sagt die Frau, die in einem der unteren Geschosse des City-Centers eine kleine Änderungsschneiderei betreibt. Das Hin und Her um das Center bedroht Akman und ihre Familie in ihrer Existenz.
»Von heute auf morgen finden wir draußen keine angemessenen Ladenflächen - wenn die Miete bezahlbar ist, dann ist das Geschäft in einer abgelegenen Seitengasse, und die guten Lagen sind entweder unbezahlbar oder schon vermietet«, erklärt Akman. Bereits die Pläne für die Neue Mitte hätten dafür gesorgt, dass auch die Kundschaft verunsichert wurde und Sükran Akman des Öfteren fragte, wo sie denn nun hinziehe. »Allmählich haben wir es satt«, schimpft die Türkin und verlangt von der Stadt, »statt Absichtserklärungen endlich Tatsachen« zu präsentieren.
Der Apotheker Steffen Hardt ist enttäuscht. »Wir wurden die ganze Zeit im Unklaren darüber gelassen, wie es mit dem Center weitergeht und hofften darauf, dass bald etwas passiert.« Eine Hoffnung, die sich »noch nicht völlig verflüchtigt« habe.
Hardt wirft der Stadt und der Eigentümergemeinschaft »Hinhaltetaktik« vor, empfindet es aber andererseits als positiv, dass man sich nun zumindest über die grobe Zukunftsplanung einig geworden sei. Für Hardt wird es in nächster Zeit dennoch schwierig: »Ich weiß beispielsweise nicht, ob es sich lohnt, Auszubildende einzustellen«, meint er.
Hohe Investitionssumme
Was Sonae Sierra im Vergleich zu anderen Geldgebern »so glänzend« habe erscheinen lassen, sei nicht zuletzt die hohe Investitionssumme – mehr als 50 Millionen Euro waren im Gespräch - die die portugiesische Firma in die Center-Sanierung pumpen wollte.
Hardt warnt davor, noch mehr Zeit ungenutzt verstreichen zu lassen: »Jeder Monat, den sich der Umbau des City-Centers hinauszögert, ist ein Monat zu viel.« Ein Problem, das Friedrich Schramme, Inhaber des »Vedes«-Spielwarengeschäfts in der Schwabacher Ebene, ähnlich sieht. »Dass die Unsicherheit nun noch länger dauert, ist belastend«, klagt Schramme.
Seit 14 Jahren hat er sein Fachgeschäft im Center, sah Firmen kommen und gehen - und erlebte mit, »wie sich die Situation wandelte und die Qualität nachließ«. Heute vermisst Schramme, der auch im »Vedes«-Aufsichtsrat sitzt, im City-Center die »großen Namen« wie »Peter Palmers« oder »Wieseler & Mahler«, nach deren Auszug »kaum ein angemessener Ersatz nachkam«.
Relativ leidenschaftslos betrachtet Christa Tornow, Filialleiterin bei »Tabacon«, die Diskussion: »Wir haben zum Glück viele Filialen und werden halt woanders untergebracht, wenn wir wirklich raus müssen«, so Tornow. Ein klares Bekenntnis pro City-Center gibt Wolfgang Bauereiß, Inhaber der »Fashion Stores by Bätz« ab. »Ich denke, dass sich interessierte Investoren finden«, betont Bauereiß. Er betreibt unter anderem auch ein Geschäft in den »Erlangen Arcaden« und ist deshalb überzeugt davon, dass »die großen Einkaufscenter nach wie vor auf Expansionskurs sind«.
»Gute Konzepte« seien auch erfolgreich, dshalb will er versuchen, »so lange wie möglich am Center festzuhalten«, zumal die Umsätze immer noch »einigermaßen zufriedenstellend« seien. An einen Auszug mag Bauereiß nicht denken. »Die Alternative wäre die Schließung - und die kommt nicht in Frage.«
Außerdem hat er die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass das Center Stockwerk für Stockwerk umgebaut wird und man nur »centerintern« umziehen müsste.