Kleider aus Abfall und ein Tribüneneinsturz
12.9.2011, 13:00 UhrNachdem die Markthändler am Samstag ins Kirchweih-Exil auf den Bahnhofplatz umgezogen sind, konnte am Sonntagfrüh schweres Gerät die Freiheit belagern. Technisches Hilfswerk, Feuerwehr, Rotes Kreuz, Deutsche Lebensrettungsgesellschaft und Polizei hatten zum Blickfang Spektakuläres mitgebracht: Bagger, Boote, eine Drehleiter und ein ganzes Arsenal an Ausrüstungsgegenständen für den Großeinsatz. Simuliert wurden unter anderem Rettungsmaßnahmen nach einem Tribüneneinsturz. Dass ausgerechnet der zehnte Jahrestag der Terroranschläge in New York für das Katastrophenszenarium in Fürth herhalten musste, war ein Zufall, an dem die Besucher keinen Anstoß nahmen.
Wie THW-Sprecher Levent Weber erläutert, geht es den Hilfsorganisationen um die Nachwuchswerbung. Die Lücken durch den Wegfall des Zivildienstes müssen geschlossen werden. „Solche Aktionen bringen uns wieder ins Bewusstsein der Menschen“, begründet Weber den Aufwand. Mit 50 Helfern hat rund die Hälfte des Fürther THW-Teams den freien Sonntag geopfert. 20 Feuerwehrleute, ebenso viele Sanitäter und sechs Polizisten gesellten sich hinzu. Vor allem Kinder nutzten die Gelegenheit, einmal in Einsatzfahrzeugen Platz nehmen zu dürfen.
Unerschütterliches Vertrauen in die Retter demonstrierte Oberbürgermeister Thomas Jung, als er sich an einem ein Zentimeter dicken Doppelseil zusammen mit dem Bergwacht-Helfer Mario Kreß von einer 30 Meter hoch ausgefahrenen Drehleiter abseilen ließ. „Herrliche Aussicht. Die ganze Metropolregion liegt einem zu Füßen“ schwärmte Jung nach diesem Abenteuer. Und Feuerwehrmann Jürgen Assenauer meinte anerkennend: „Das ist noch einmal eine Nummer aufregender als das Abseilen an der Fassade des Rathausturmes.“ Jung hat auch am Turm bereits einschlägige Erfahrungen gesammelt.
Gar nicht anrüchig präsentierte sich im Rathaushof die 100-jährige Abfallwirtschaft. Ihr neuestes Müllfahrzeug, ein vier Wochen alter Mercedes-Actros, stand zum Probesitzen bereit. Vor dem Rathaus in der Königstraße erregte ein Oldtimer Baujahr 1956 Aufmerksamkeit.
Noch spektakulärer freilich war, was junge Designerinnen in Zusammenarbeit mit der Fürther Schule der Phantasie aus Abfallmaterialien geschneidert haben. Wie schon beim jüngsten Sommernachtsball war ihre Re-Fashion-Modenschau der absolute Hingucker. Über Facebook konnten kurzfristig noch Kavaliere in Anzügen organisiert werden, die den Damen mit ihren Highheels über die Rathaustreppe und das Kopfsteinpflaster zum Catwalk im Hof halfen.
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