Signal: Fürther Klinikum würdigt jüdischen Mediziner
5.3.2020, 11:00 UhrIn einem prächtigen Rahmen zeigt das Gemälde einen würdevollen älteren Herrn mit einem dichten weißen Bart. Um seine Lippen spielt ein leichtes Lächeln. Dieses Bildnis von Dr. Jakob Frank gibt die Stadt Fürth 1931 in Auftrag, als gerade der Neubau des Krankenhauses auf der Schwand errichtet wird. Für diesen hat sich der jüdische Chefarzt über viele Jahre eingesetzt.
Zur Eröffnung des fortschrittlichen Gebäudes ist Frank auf dem "Höhepunkt seines Schaffens", wie die Fürther Historikerin Barbara Ohm sagt. Doch schon jetzt lässt sich erahnen, dass sein Leben bald in Trümmern liegen wird: Wenige Monate zuvor hat die NSDAP im Stadtrat gefordert, Frank abzusetzen. Es sei den Menschen nicht zumutbar, von einem Arzt behandelt zu werden, der "nicht ihrer Rasse" angehöre. Der Antrag läuft ins Leere, doch die Nazis rächen sich: Als sie die Macht in Händen halten, lassen sie den verdienstvollen Klinikleiter, der einen ausgezeichneten Ruf genießt, im März 1933 aus dem Dienst entfernen.
87 Jahre später ehrt die Stadt Fürth Jakob Frank, indem sie das Hauptgebäude des Klinikums nach ihm benennt. Dafür eingesetzt haben sich vor allem Barbara Ohm und der Arzt Axel Brandt, der viele Jahre hier am Krankenhaus gearbeitet hat. Bei einer Feierstunde im fünften Stock des Klinikums ging Ohm am Montagabend ausführlich auf Franks Verdienste ein, die ihn jedoch nicht davor bewahren konnten, wie alle jüdischen Mitbürger zur Zielscheibe des Nazi-Terrors zu werden.
Es ist nicht Franks erste Ehrung in Fürth. 1946 benannte das Rathaus eine Straße in der Südstadt nach ihm. 2003 wurde auf Initiative von Ohm und ihrem 2006 verstorbenen Ehemann Hans-Georg Ohm zu Franks Gedenken das besagte Porträt-Gemälde mit erläuternden Worten im Eingangsbereich des Klinikums angebracht. 2007 erhielt die ehemalige Kinderklinik den Namen "Dr.-Jakob-Frank-Haus". Nach dem Abriss des Gebäudes 2016 wurde nach Ersatz gesucht – und mit dem Hauptgebäude auch gefunden.
Flucht in die USA: Jakob Franks Lebensgeschichte.
Das Signal, das von dieser Namensgebung ausgeht, komme zur richtigen Zeit, darin sind sich der Mediziner Brandt und Fürths Oberbürgermeister Thomas Jung einig. Dem Erstarken des Rechtsextremismus und der zunehmenden Gewalt müsse die Gesellschaft entschlossen entgegentreten. Ein Signal, das die in den USA lebenden Nachfahren des beliebten Arztes gerne hören werden. Sie wollen Fürth, das ließ Brandt ausrichten, nach einem ersten Besuch 2016 möglichst bald wiedersehen.