Tanz an der Stange wird auch in Fürth salonfähig
14.1.2015, 06:00 UhrWenn mal wieder jemand Poledance mit Striptease gleichsetzt, ist das für Franziska Friedrich keine Überraschung mehr. „Ziehst du dich dabei aus?“ Diese Frage hört sie öfter, wenn sie davon erzählt, in ihrer Freizeit an einer Stange zu tanzen. Die Antwortet: natürlich nein. Poledance ist Sport – und zwar ein anstrengender. Dass sie dabei tatsächlich eher weniger am Leibe trägt – ein Top und eine kurze, eng anliegende Hose –, hat einen guten Grund, sagt Franziska Friedrich: „Nur so haftet man richtig an der Stange.“
Die 26-Jährige findet an dem Trendsport derart Gefallen, dass sie ihn anderen näher bringen möchte: Unter dem Namen „Feelgood“ hat sie gerade gemeinsam mit ihrer jüngeren Schwester Giulia Fürths erstes Poledance-Studio eröffnet.
Was macht den Reiz aus? „Poledance vereint das, was ich am liebsten mache – Tanzen und Turnen“, sagt die 23-jährige Giulia, die seit Kindestagen beim TV Fürth 1860 turnt und auch Ballett und Gardetanz ausprobiert hat. Ihre Schwester, die mit Turnen und Rhythmischer Sportgymnastik groß geworden ist, schwärmt von einem Sport, der schön anzusehen ist – und der einem alles abverlangt. „Du brauchst Körperbeherrschung und viel Kraft, schließlich hältst du dein eigenes Gewicht an der Stange.“ Trotzdem sei er auch für Anfänger geeignet. „Es macht einfach riesig Spaß, weil du jede Stunde etwas Neues lernen kannst“, sagt Giulia.
Die Sportart Poledance ist in Deutschland vergleichsweise neu. Der Trend komme aus den USA, England und Russland, erklären die beiden Schwestern. In Nürnberg eröffnete 2009 die erste Schule Bayerns. Inzwischen gibt es einen „Deutschen Pole Sport Verband“, Meisterschaften und einheitliche Richtlinien. Aushängeschild ist die Deutsche Meisterin Jeannine Wilkerling, die dem Sport mit Auftritten in Stefan Raabs Fernsehshow „TV Total“ und bei „Das Supertalent“ mediale Aufmerksamkeit verschafft hat.
Zum Einzug eine Stange
Franziska und Giulia frönen ihrer Leidenschaft seit eineinhalb Jahren. Damals zogen sie gemeinsam von zuhause aus – und kauften sich sofort eine Stange fürs heimische Wohnzimmer. Seitdem wird trainiert, und zwar nicht zu knapp. Im Rahmen eines intensiven Wochenendseminars, das auch Theorie umfasste, erwarben die beiden den Titel Instructor, sprich: Übungsleiter. Der Gedanke, ein eigenes Studio zu eröffnen, reifte, als sie sahen, welche Anziehungskraft die Stange im Wohnzimmer auf ihre Freundinnen ausübt: „Da wollte sich jede sofort dranhängen.“
Bei der Suche nach einem passenden Ort für ihr Studio wurden sie im Gewerbegebiet Hardhöhe West fündig. In einem Firmengebäude haben sie einen großen Raum nach ihrem Geschmack eingerichtet. Wichtig war die Deckenhöhe: 3,50 Meter sollten es schon sein. Zur Ausstattung gehören sechs Stangen, eine Spiegelwand, eine Sitzecke und ein Tresen, wo nach den Übungsstunden Café und Drinks ausgeschenkt werden. „Frauen wollen ja auch plaudern“, sagt Franziska Friedrich. Apropos: Männer hätten ebenfalls Interesse gezeigt; sollten sich genügend finden, wollen die Schwestern einen Extra-Kurs anbieten. Gemischte Einheiten lehnen sie ab. „Die Frauen wären sonst zu gehemmt.“
Neben Poledance bieten Franziska und Giulia Yoga an – alles in den Abendstunden. Das Studio betreiben sie nebenbei. Franziska hat Betriebswirtschaft studiert, arbeitet als Berater für einen großen IT-Dienstleister und will demnächst promovieren. Giulia macht gerade ihren Bachelor in BWL und wird ein Sportstudium anhängen.
Wer sehen möchte, was die beiden Schwestern an der Stange können, muss nur bei der offiziellen Eröffnungsfeier am Samstag, 17. Januar, (ab 15 Uhr) vorbeischauen. Zur Feier des Tages haben sie eine fast vierminütige Choreografie eingeübt.
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