Über 30 000 Menschen feierten ins Fürther Jubiläumsjahr
2.1.2007, 00:00 UhrSo selbstbewusst Fürth mit seiner Großveranstaltung nämlich ins Jubiläumsjahr aufgebrochen ist, so unbeholfen rutschte die Stadt über den eigentlichen Jahreswechsel hinweg. Punkt Mitternacht gab es keinen Countdown, kein offizielles Wort der Freude (der hatte OB Thomas Jung eine Stunde zuvor schon auf der Bühne am Rathaus Ausdruck gegeben), kein Startsignal, das der viel versprechenden Einstimmung die Krone hätte aufsetzen können. Die Menschenmassen wurden im entscheidenden Moment sich selbst überlassen.
Auf dem Grünen Markt, wo sich zum Zeitpunkt des Jahreswechsels rund 2000 Feiernde aufhielten, blieb die Bühne - Live-Bands spielten dort nur bis 23 Uhr - gähnend leer, die Musik kam vom Band. Kein Moderator, nirgends, kein gemeinsames, schön inszeniertes Herunterzählen der letzten Sekunden der noch 999-jährigen Stadt. Da hatte mancher im Vorfeld sicherlich auf einen effektvolleren und weniger lieblosen «Rutsch» gehofft. 1000 wird man schließlich nur einmal.
Auch die wenigen Sicherheitskräfte, die ihre liebe Not hatten, den gewaltigen Andrang auf die abgesperrten Partyzonen unter Kontrolle zu halten, kapitulierten ausgerechnet um Mitternacht. Am Rathaus waren ab 20 Uhr lediglich zehn, am Grünen Markt acht Damen und Herren damit beschäftigt, die herbeiströmenden Massen auf Feuerwerksutensilien und Alkoholika abzutasten. Das taten sie zwar mit bewundernswerter Freundlichkeit («Schönen Abend noch!»), doch nicht wenige Besucher kritisierten die viel zu engen Zugänge zu den Feier-Schauplätzen. Dass es trotz verbotenen Feuerwerks zu keinerlei Unfällen kam, gehörte zu dem Glück, das der Silvesterfeier insgesamt beschieden war.
An der Rathausfassade ließen Peter und Gerhard Rezac - in der Nürnberger «Blauen Nacht» beleuchten sie die Burg - mit einer ungewöhnlichen, 20-minütigen Licht-Show Fürths Geschichte Revue passieren. Die kunstvollen, teils mit Musik und gesprochenen Zitaten unterlegten Projektionen animierten viele Besucher zu eigenen Interpretationen im Bekanntenkreis. So wurde Stadtgeschichte zum Gesprächsthema. Spontaner Applaus brandete auf, als die Meister-Elf der SpVgg von 1926 riesengroß auf der Fassade erschien. «Das friedliche Miteinander wird über das ganze Jubiläumsjahr tragen», meinte der OB nach einer braven Nostalgie-Vorstellung der Coverband «Silver-Beatles», die vor Beginn der Licht-Show bemüht war, die Leute in Stimmung zu bringen.
Auf alte Herren hatten die Veranstalter auch am Grünen Markt gesetzt. Dort feierten die Mitglieder der einstigen Fürther Kultband «Da Capo» nach mehr als 30 Jahren fröhliche Wiedervereinigung und sorgten mit dynamischen, rockigen Gitarrenriffs für restlose Begeisterung beim Publikum. «Da Capo»-Frontmann Peter Stanek über den dreiviertelstündigen Auftritt: «Hat sich gut angefühlt. Wir warten bestimmt nicht wieder so lange bis zum nächsten gemeinsamen Konzert.»
Bereits zu dieser frühen Stunde, gegen 21 Uhr, waren rund 1000 Leute in der Gustavstraße und auf dem Marktplatz, wo die Mini-Mannschaften eines Sekt- und eines Crêpestandes hoffnungslos überfordert waren, unterwegs. Rudi Madsius & Friends schwangen auf der Bühne im Schatten des Weihnachtsbaumes die zweite Rock-Keule der Nacht. Im Kneipen-Eldorado Gustavstraße blieben überraschenderweise Lokalitäten wie die Bistro-Galerie und «Kaffee Bohne» geschlossen.