Eindrucksvolle Kunst im M11 in Gunzenhausen
20.11.2018, 06:17 UhrSogwirkung haben sie alle, die Arbeiten der schlicht betitelten Ausstellung "Works", die der gebürtige Ansbacher und Wahlgrieche Grunwald aktuell im M 11 des Kunstforums Fränkisches Seenland zeigt. Der Verein gibt sich zum Jahresende nochmals umtriebig und hat mit dem ersten Ansbacher Kunstpreisträger einen Maler und Bildhauer nach Gunzenhausen geholt, der in die Adventszeit passt wie der Lebkuchen zum Christkindlesmarkt. Das liegt zum einen an den nostalgischen, nie aber kitschigen Weihnachtskarten, mit deren Verkauf der Kunstschaffende Bedürftige in Ansbach unterstützt und die zum Beispiel in den Kammerspielen erhältlich sind. Zum anderen liegt es an den Bildern selbst, welche religiöse Motive aufgreifen, hier und da einer Traumlandschaft entlehnt zu sein scheinen und diejenigen im Publikum, die ihre kindliche Einbildungskraft nicht verloren haben, reich beschenken.
Nicht zuletzt weiß das der Laudator. Der sich als "Haus- und Hofredner" Grunwalds bezeichnende Wolfgang Bartusch ist unter anderem Chef des Vereins Ansbacher Kammerspiele und unterhält die Besucher der Vernissage mit einer schelmischen Heiligenvita der Person Reiner Grunwald. Weil der engagierte Umweltschützer "bloß keine Huldigung" wollte, hagelt es immer groteskere Superlative, die ihm und den vielen übrigen Zuhörern herzhafte Lacher entlocken.
Wie gut die heitere Lobeshymne tatsächlich mit dem 66-Jährigen harmoniert, beweist er im Gespräch. Sofort ist er per Du, erzählt zwanglos die Geschichten hinter einzelnen Gemälden und hat rasch eine Antwort auf die Frage nach seinen Favoriten in der Ausstellung parat: Es sind nicht so sehr die ernsten Werke. Sondern die "Erinnerung ans Drachensteigen", eine Liebeserklärung an das Glück von Kindheitstagen, und "Der Kuss", eine Liebeserklärung an seine Frau.
Grunwalds Idole sind Klimt und Schiele und seinem Œuvre merkt man das deutlich an. Ein bisschen Jugendstil, ein bisschen Expressionismus, dazu üppiges, griechisches Blau – dies sind die Hauptkomponenten seiner Kunst, in der sich sogar Aquarelle der Gunzenhäuser Stadtkirche entdecken lassen.
Der Mensch im Mittelpunkt
Im Mittelpunkt stehen allerdings Menschen. Vor allem die Kernaussage "Mensch bleibt Mensch" (Bartusch), die etwa aus den im Raum verteilten Tonskulpturen oder aus dem nagelneuen Exponat "Der Prophet" spricht. In der Tradition von Leonardos "Abendmahl" stehend, trifft auch der heutige Prophet auf die volle Bandbreite menschlicher Reaktionen: von Verbundenheit über Hohn bis Wut. Um den Menschen Franz Liszt kreist hingegen eine Serie, die Grunwald Anfang 2019 in Budapest präsentieren wird.
Selbst wenn der Künstler gern an die Donau oder an die Altmühl reist – am wohlsten fühlt er sich offensichtlich in Hellas. Dort hält er seit 30 Jahren inspirierende Malkurse, dort fand er die Liebe seines Lebens, und von dort sendet er an den Kunstforum-Vorsitzenden Klaus Seeger schon mal handgeschriebene Zeilen inklusive gepresster Blumen, wofür sich dieser dann vor seiner Frau rechtfertigen muss. Eine weitere Anekdote neben denen von Bartusch, die für Fröhlichkeit im M 11 sorgt.
Lockere Stimmung trotz eindrucksvoller Kunst ringsum, das ist ebenfalls ein Verdienst von Martin Querndt. Am Keyboard gibt er der Vernissage eine beschwingte Note; eine Idee, die gern in Serie gehen dürfte. Ohne Tastenklänge, doch deshalb nicht minder zu empfehlen, kann man sich den Querschnitt durch Reiner Grundwalds "Works" noch bis einschließlich Sonntag, 9. Dezember jedes Wochenende von 11 bis 16 Uhr am Marktplatz 11 anschauen.
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