Für technische Aufrüstung ausgesprochen
Laubenzedel: Jetzt ist der Verzicht auf eine Unterführung offiziell
30.6.2021, 06:04 UhrDer Kreistag hat sich einstimmig dafür ausgesprochen, den Beschluss von 2018 aufzuheben, dass am Bahnübergang bei Laubenzedel die Straße unter der Bahnlinie hindurch zu führen ist. Damit sind erst einmal 25 Millionen Euro an Kosten vom Tisch, die sonst auf den Landkreis hätten zukommen können. Mit 46:11 Stimmen sprach sich das Gremium zudem dafür aus, den beschrankten Bahnübergang zu belassen und technisch aufzurüsten. Ob sich die Bahn hierauf einlässt, muss sich zeigen.
Im Kreisparlament wiederholte sich in weiten Teilen die Debatte, die eine Woche zuvor schon im Kreisausschuss lief. Reinhard Ebert (ÖDP) erinnerte nochmals daran, dass seine Partei schon vor drei Jahren eine Beibehaltung des beschrankten Bahnübergangs erreichen wollte. Doch stattdessen sprach sich die Mehrheit des Kreistags für die Unterführung der Straße aus.
Engere Taktung
Von bis zu zehn Stunden am Tag mit geschlossenen Schranken, geht Gunzenhausens Bürgermeister Karl-Heinz Fitz (CSU) aus, wie er im Kreistag vorrechnete, da der Zugtakt auf der Strecke verdichtet werden soll. Aus seiner Sicht wäre deshalb die Straßenbrücke über die Bahnlinie die bessere Lösung statt einer technischen Aufrüstung, auch wenn die Bürger in Laubenzedel die Brücke strikt ablehnen.
Das elektronische Stellwerk der Bahn, das der ausschlaggebende Grund für die angestrebten Umbaumaßnahmen ist, werde im April 2022 in Betrieb gehen, kündigte Josef Miehling (Freie Wähler) an. Als ehemaliger Bahn-Mitarbeiter kennt er sich in der Thematik natürlich bestens aus und hat auch noch Verbindungen in den Konzern. Er kann sich nicht vorstellen, dass die Bahn sich darauf einlässt, alles so zu belassen, wie es ist, und nur neue Technik zu verbauen. Das würde seiner Meinung nach keine echten Verbesserungen bringen.
Wie berichtet will die Bahn möglichst viele Bahnübergänge zwischen Ansbach und Treuchtlingen beseitigen. Zum Teil werden sie einfach aufgelöst, zum anderen Teil wird nach gefahrlosen Überquerungen gesucht. Im Fall von Laubenzedel will die Bahn die Straße über die Gleise führen. Das kostet sechs bis sieben Millionen Euro und bedeutet ein ziemlich monströses Bauwerk in der Landschaft. Die zunächst vom Landkreis gewünschte Lösung unter den Gleisen hindurch wäre technisch enorm aufwendig und würde nach ersten Schätzungen deutlich mehr als 30 Millionen Euro kosten. Die Mehrkosten müsste der Landkreis tragen.
SPD und CSU: Weder Brücke noch Unterführung
Allein aus finanziellen Gründen konnte und wollte der Kreistag somit nicht mehr an seinem Beschluss von 2018 festhalten. Die CSU hatte dessen Aufhebung beantragt. Im Kreisausschuss hatte noch Reinhard Ebert einen Antrag zur Geschäftsordnung gestellt, um mit einem gemeinsamen Antrag ein klares Zeichen an die Bahn zu senden, diesmal war es Felix Goldhorn (Die Linke), der dies tat. Aber außer ihm selbst und den ÖDP-Vertretern wollte das niemand.
Blick nach Dettenheim
Für die Grünen befand Klaus Fackler, dass der CSU-Antrag Sinn mache. "Wir müssen zurückkehren zum gesunden Menschenverstand", sagte der Treuchtlinger. Er warb bei der Gelegenheit auch gleich für politische Unterstützung beim nächsten Projekt, das die Bahn plant: dem Bahnübergang zwischen Dettenheim und Grönhart. Hier dreht es sich zwar nicht um eine Kreisstraße, doch die Thematik sei ähnlich. Und aus Sicht Facklers wäre es nicht vertretbar, dort mit einer wuchtigen Brücke die geplante Inwertsetzung des Karlsgrabens und ein dort beheimatetes Naturschutzprojekt zu torpedieren.
Der Bahnhof - ein Mobilitätszentrum für Gunzenhausen?
Dr. Werner Winter (Freie Wähler) versuchte einmal mehr erfolglos, Unterstützer für seine Lösung zu finden: Man begnügt sich mit einem Übergang für Fußgänger und Fahrradfahrer und führt die Kreisstraße WUG 22 statt dessen Richtung Süden entlang der Gleise bis zur B 466 bei Gunzenhausen. Am Ende bekam Winter aber nur die Zustimmung aus der FW-Fraktion, während der Rest des Gremiums die Idee ablehnte.
Fitz nicht einverstanden
Während der Kreistag die Aufhebung des Beschlusses von 2018 noch einstimmig abnickte, gab es beim zweiten Punkt des CSU-Antrags Gegenstimmen. Dieser Punkt dreht sich um den Erhalt des Bahnübergangs und eine Modernisierung der Technik. Neben den Freien Wählern lehnte dies auch Karl-Heinz Fitz ab.
Die ÖDP hatte schon im Oktober einen Antrag gestellt, der ebenfalls darauf abzielte, den beschrankten Bahnübergang zu erhalten. Vorgesehen war dort auch, Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer zu einem Vor-Ort-Termin einzuladen und das Beschreiten des Klagewegs, falls die Bahn sich nicht auf den Erhalt des beschrankten Bahnübergangs einlassen sollte. Nachdem der wichtigste Punkt mit der Zustimmung zum CSU-Antrag schon erledigt war, bat ÖDP-Fraktionsvorsitzender Ebert darum, den Antrag zurückzustellen, bis klar sei, wie die Bahn reagiert. Und anders als im Kreisausschuss fand diese Bitte im Kreistag mehrheitlich Gehör.
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