Mountainbiker in Franken - Radsportler ohne Lobby?

3.11.2020, 05:59 Uhr
Mit Vollgas durch den Wald – für viele Mountainbiker in der Region bedeutet das, sich in eine rechtliche Grauzone begeben zu müssen. Legale, regelmäßig gewartete Strecken sind in den hießigen Wäldern eher Mangelware

Mit Vollgas durch den Wald – für viele Mountainbiker in der Region bedeutet das, sich in eine rechtliche Grauzone begeben zu müssen. Legale, regelmäßig gewartete Strecken sind in den hießigen Wäldern eher Mangelware

Fahrradfahren boomt. Anscheinend haben die Deutschen in der Corona-Krise das Fahrrad als Sport- und Freizeitmittel wiederentdeckt. Im Sommer häuften sich die Meldungen, dass bei einigen Modellen bereits erhebliche Lieferengpässen auftreten. Ein passendes Zweirad zu besitzen ist das eine, dass geeignete Strecken zum Fahren vorhanden sind, ist das andere.

Trekkingradfahrer oder Rennradler haben es da gut. Sie finden in der Region hunderte Kilometer Schotterwege und Asphalt-straßen vor. Ganz anders ist die Lage bei den Mountainbikern, die naturgemäß eher wenig Interesse an breiten und flachen Forstwegen haben. Für sie sieht es ziemlich mau aus in der Region. Zumindest, wenn man nur die offiziellen Strecken befährt.


Mountainbike-Schanzen im Reichswald vor dem Abriss


Dass rund um den Brombachsee und im Spalter Hügelland vielerorts durchaus anspruchsvolle und interessante Trails existieren, ist ein offenes Geheimnis. "Die Strecken sind zwar da, aber sie sind eben nicht wirklich legal", erklärt der Vorsitzende des Vereins Rad Sport Hügelland. In der Regel sind diese natürlichen, stellenweise aber auch künstlich geschaffenen Abfahrten maximal geduldet.

Biker werden nur toleriert

Eine offizielle Freigabe (inklusive regelmäßiger Kontrollen und Wartungsarbeiten) oder gar ein solides Konzept, mit dem das in der Region vorhandene Streckenpotential sinnvoll genutzt und gegebenenfalls entwickelt werden kann, gibt es bislang nicht. Und weil praktisch alle interessanten Strecken im Spalter Hügelland bestenfalls toleriert werden, schränke das die Freude an dem Sport für viele erheblich ein.

Das Befahren "hat immer einen etwas schlechten Beigeschmack", bringt Jörg Domanowski das Problem auf den Punkt. Das führe schnell Unmut bei allen Beteiligten, teils auch zu Reibereien. Und sollte es wirklich einmal hart auf hart kommen, säßen meist diejenigen am längeren – juristischen oder politischen – Hebel, die die Biker am liebsten ganz aus Wald und Flur verbannen würden.

Dabei sei das Mountainbiken als Sport "mittlerweile längst etabliert", so Domanowski weiter. Was man nicht nur an der Beliebtheit der Trailstrecken zwischen Brombachsee und Hörlberg merke. Auch der Bikepark in Georgensgmünd, der – zusammen mit einer weiteren Anlage in Enderndorf von seinem Verein mit initiiert und seitdem betreut wird – werde sehr gut angenommen und locke Biker aus der gesamten Region an.

Nachfrage ist da - gerade in Corona-Zeiten

Domanowski und der Rad Sport Hügelland e.V. sind auch in der Jugendarbeit aktiv (zeitweise organisierten sie eine Mountainbike-AG an der Spalatin-Schule in Spalt, der Verein bietet Trainings und Aktionen für interessierte Kinder und Jugendliche an). Mit Simon Maurer und Mike Schmickl durften sogar bereits zwei Vereinsmitglieder die Bundesrepublik Deutschland bei Downhill-Weltmeisterschaften vertreten.

Sowohl das topographische Potential als auch die sportliche Nachfrage wären also in Spalt und Umgebung vorhanden, ist sich Domanowski sicher. Seiner Meinung nach fehlt eigentlich nur noch eines: Das Thema Mountainbiken auf eine legale und damit solide Basis zu stellen. Denn das, davon ist er überzeugt, würde am Ende allen Beteiligten zum Vorteil gereichen.


Waldbesitzer ärgern sich über Mountainbiker


Den Bikern, weil klar sei, wo gefahren werden darf und die Strecken instandgehalten werden würden. Den Jagdpächtern und Grundbesitzern, weil das Fahren, das eh nicht zu verhindern sei, auf bestimmte Bereiche beschränkt und damit kontrolliert werde. So ließen sich Schäden minimieren und womöglich auch das Problem wilder, illegal gebauter Parcours in den Griff bekommen. Nicht zuletzt hätte auch der Tourismus etwas davon, wenn das Freizeitangebot im Seenland um eine Attraktion reicher wäre.

Mangelnder Rückhalt der Politik?

Dass es sich durchaus lohnen kann, wenn alle Betroffenen sich zusammensetzen und ein tragfähiges Konzept erarbeiten, zeige laut Jörg Domanowski ein Blick über den lokalen Tellerrand hinaus. Das wohl bekanntestes Beispiel für eine weitgehend gelungene Legalisierung von MTB-Strecken, was nicht zuletzt durch die Unterstützung der zuständigen Behörden ermöglicht wurde, sind die Heumödern Trails in Treuchtlingen. Mehrere Abfahrten in verschiedenen Schwierigkeitsgraden warten dort auf die Sportler. Aber auch in Schwarzenbruck ziehen die Verantwortlichen eine positive Zwischenbilanz. Seit gut einem Jahr gibt es dort den sog. X-Trail, dessen Aufbau u.a. von der Kommune mitgetragen wurde.


E-Mountainbike-Premiere mit Hindernissen


Letztlich zeigen schon diese beiden Beispiele: Ohne den Rückhalt der Gemeinden und anderer Behörden geht gar nichts. Und genau diesen Rückhalt vermisst Domanowski bei der Masse der hiesigen Verantwortungsträger. Außer Versprechungen und vereinzelten zaghaften Ansätzen sei bislang nichts passiert.

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