Handydaten ausgewertet: So wirkt sich Corona auf unsere Mobilität aus

Max Söllner

Volontär in der Lokalredaktion Nürnberg

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17.4.2021, 05:52 Uhr
Plötzlich leere Straßen prägten den ersten Lockdown im März 2020, hier die sonst sehr belebte Willy-Brandt-Allee in Forchheim.  

© Ralf Rödel, NN Plötzlich leere Straßen prägten den ersten Lockdown im März 2020, hier die sonst sehr belebte Willy-Brandt-Allee in Forchheim.  

Worum geht es?

Schon während der ersten Corona-Welle wurden Mobilitätsdaten genutzt, um einzuschätzen, wie wirksam die ergriffenen Pandemiemaßnahmen sind. Denn wenn Kontakte reduziert werden, geht dies "in der Regel auch mit einem Rückgang der Mobilität der Bevölkerung einher", wie es auf der Website des Statistischen Bundesamtes heißt.

Woher kommen die Daten?

Die Daten hat das statistische Bundesamt zur Verfügung gestellt. Sie stammen vom Unternehmen Teralytics, das wiederum auf anonymisierte und aggregierte Handydaten aus dem Netz des Mobilfunkanbieters Telefónica zurückgreift – also zum Beispiel von O2-, aber auch Aldi-Talk-Kunden.

Telefónica hat in Deutschland einen Marktanteil von rund einem Drittel, verspricht aber, mittels Hochrechnungen die Gesamtbevölkerung abzubilden. Ob das tatsächlich zutrifft, muss nach Angaben des Statistischen Bundesamtes noch weiter untersucht werden.

Zu beachten ist, dass die Auswertung experimentell ist: Eine Feiertagsbereinigung ist enthalten, jedoch können Brückentage oder Ferien die Ergebnisse verzerren. Auch hängt unsere Mobilität von einer Vielzahl an Faktoren ab – allein schon das Wetter kann einen großen Einfluss haben.

Was haben wir untersucht?

Der Datensatz des Statistischen Bundesamtes gibt für jeden Tag seit Anfang 2020 an, wie sich unsere Mobilität coronabedingt verändert hat – genauer gesagt im Vergleich zum "durchschnittlichen Wert des entsprechenden Wochentags aus dem jeweiligen Monat des Jahres 2019", wie die Statistiker erklären. Erfasst werden sowohl die Bewegungen innerhalb einer Stadt beziehungsweise eines Landkreises als auch Einreisen. Für wenige Tage im Dezember 2020 und Februar 2021 konnten wegen technischer Probleme keine Daten bereitgestellt werden.

Aus den Angaben für die 20 kreisfreien Städte und Landkreise der Region hat die Redaktion zunächst regionale Durchschnittswerte gebildet und in einem Zeitstrahl ab Anfang 2020 dargestellt.


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Anschließend wurden zwei bestimmte Zeiträume genauer angesehen: Der Beginn des ersten Lockdowns 2020 sowie die vergangenen Wochen im März und April 2021. Die Redaktion wollte wissen: Bewegen wir uns aktuell genauso wenig wie vor einem Jahr? Entschieden wurde sich jeweils für einen 31-Tage-Abschnitt, um die täglichen, zum Beispiel wetterbedingten Schwankungen auszugleichen.

Die Osterferien sind in beiden Jahren im Untersuchungszeitraum enthalten. Das Ergebnis wurde in einem Diagramm für alle Städte und Landkreise dargestellt. (Untere Grafik)

Das Ergebnis für die Region?

NN-Infografik: Miriam Hoffmann, Quelle: Statistisches Bundesamt / Teralytics

NN-Infografik: Miriam Hoffmann, Quelle: Statistisches Bundesamt / Teralytics © NN Grafik

Zu Beginn des ersten Lockdowns ging die Mobilität in der Region noch um durchschnittlich minus 40 Prozent zurück – jetzt in den vergangenen Wochen dagegen nur um 14 Prozent. Es ist zudem eine Tendenz erkennbar, dass wir unsere Mobilität oftmals überdurchschnittlich stark an Wochenenden und Feiertagen reduzieren.

Im Zeitstrahl wird das immer dann sichtbar, wenn die Kurve stark abfällt. Am Samstag, 21. März 2020, als in Bayern erstmals Ausgangsbeschränkungen in Kraft traten, bewegten wir uns sogar um 61 Prozent weniger. Unter der Woche hingegen fällt das Minus in der Regel geringer aus.

Die Städte und Landkreise?

NN-Infografik: Miriam Hoffmann, Quelle: Statistisches Bundesamt / Teralytics

NN-Infografik: Miriam Hoffmann, Quelle: Statistisches Bundesamt / Teralytics © NN-Infografik

In den vergangenen Wochen gab es hier eine große Spannbreite: Spitzenreiter ist Erlangen mit einem Mobilitätsminus von 33 Prozent, gefolgt von Ansbach (31 Prozent) und Nürnberg mit 29 Prozent.

Am anderen Ende des Rankings landet der Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen – hier bewegten sich die Menschen zuletzt sogar um zwei Prozent mehr als vor der Pandemie. Interessanterweise gab es diese großen Unterschiede zu Beginn des ersten Lockdowns nicht.


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Auffällig ist zudem, dass aktuell viele große Städte einen stärkeren Rückgang zu verzeichnen haben als die meisten Landkreise. Die Zahlen der Kreise gehen aber auch untereinander weit auseinander.

Fest steht: Während des ersten Lockdowns bewegten wir uns deutlich weniger als in den vergangenen Wochen – obwohl die dritte Welle längst am Rollen ist. Selbst die Stadt Erlangen kommt aktuell nicht an ihr damaliges Minus von 49 Prozent heran.

Ein Trend, der sich bundesweit bestätigt: "Im zweiten Jahr der Corona-Pandemie waren die Menschen in Deutschland an Ostern mehr unterwegs als an den Ostertagen 2020", schrieb das Statistische Bundesamt jüngst in einer Pressemitteilung. Auch jenseits der Osterfeiertage würden sich die Deutschen mehr bewegen als während des ersten Lockdowns.

Gibt es weitere Daten?

Ja, das Statistische Bundesamt veröffentlicht die Mobilitätsdaten auch nach Tag und Nacht aufgeschlüsselt. Ähnliche Daten sind kürzlich vom "Covid-19 Mobility Project" analysiert worden, um mögliche Auswirkungen von nächtlichen Ausgangssperren abzuschätzen.

Die vorläufige Schlussfolgerung der Wissenschaftler von RKI und Berliner Humboldt-Universität: "Man sieht, dass besonders mitten am Tag die Mobilität zum Höhepunkt des ersten Lockdowns im März 2020 deutlich geringer war als nun im März 2021." Nachts hingegen kommt unser aktuelles Mobilitätsminus dem des ersten Lockdowns deutlich näher.

Auch zeigen die Ergebnisse der Forscher, dass nur ein Bruchteil unserer Bewegungen überhaupt auf die Nachtstunden entfällt – und das in allen Bundesländern, egal ob mit oder ohne nächtliche Ausgangssperre: Zwischen 22 und 5 Uhr sind es bundesweit gerade einmal rund sieben Prozent, zwischen 20 und 5 Uhr kaum mehr als zwölf Prozent.


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