Heiße Kandidaten-Debatte zum Thema "Umwelt"
8.10.2018, 06:00 UhrEingeladen hatten der Bund Naturschutz, der Verein Energiewende ER(H)langen, sowie der Solarmobilverein Erlangen. Zu Beginn entschuldigte BN-Vorsitzender Helmut König, die Kandidatin der Grünen, Astrid Marschall, die aus familiären Gründen verhindert war.
König übergab das Mikrofon an Moderator Stefan Jessenberger, dem Vorsitzenden des Vereins Energiewende ER(H)langen. Alexandra Hiersemann (SPD) betonte, ihre Partei sähe sich in der Verpflichtung, die Ziele der Klimaabkommen zu erreichen und Energie aus 100 Prozent erneuerbaren Energien zu gewinnen.
CSU-Kandidat Walter Nussel erklärte, Starkregen und Dürre habe es schon immer gegeben und er Großteil der CO2-Emissionen werde in China erzeugt. Nussel verwies auf von ihm angeschobene Projekte wie das Biomasseheizkraftwerk für das Bezirkskrankenhaus in Erlangen. Im regionalen Raum plädiert Nussel für "Anreizschaffung statt Verbote".
Der junge Kandidat der Linken, Lukas Eitel, gab zu, dass seine Partei die Umweltpolitik zugunsten sozialer Themen vernachlässigt habe. Es gäbe aber "keine soziale Gerechtigkeit auf einem toten Planeten". China produziere für den Westen, dies seien ausgelagerte Emissionen. Der ÖPNV müsse mittelfristig kostenfrei werden. Manfred Reinhart von der ÖDP zählte einige seiner persönlichen Engagements auf: So seien zwölf Carsharing-Autos auf seinen Namen in Erlangen angemeldet. Er sehe die Bremser in der Industrie, nicht in der Politik. Konzernspenden seien ein Problem.
Christian Enz, für die Freien Wähler am Start, kritisierte die Haltung der CSU. Sie sei aktiv, wo es Renditen gäbe. Er plädierte für Stromerzeugung vor Ort, etwa mit Windrädern.
Der ÖPNV sei preislich nicht attraktiv, deswegen sitze keiner im Bus. Alle Kandidaten außer Walter Nussel plädierten für den Eintrag eines Klimaschutzziels in die bayerische Verfassung. Auch gegen Abgaben für CO2-Emissionen im Inland stimmte Nussel. Manfred Reinhart betonte, man dürfe die Wirtschaft nicht schädigen, sondern müsse CO2-Zertifikate "langsam einpreisen". Geschlossen sprach sich die Runde für Anreize zum privaten Solaranlagenbau aus. Christian Enz monierte die bürokratischen Hürden. Manfred Reinhart ergänzte, dass die Netzgebühr problematisch sei. Per Genossenschaft sei die Solarstromanlage auf dem Dach des Albert-Schweitzer-Gymnasiums in Erlangen erfolgreich finanziert worden.
Mehr Windkraft in Bayern? Walter Nussel hält das im Gegensatz zu den anderen für keine gute Idee. Der CSU-Mann sprach sich für die Einhaltung der 10 H-Regel aus. Nussel äußerte Bedenken beim energetischen Ertrag. Gegen Windräder an Ortsgrenzen wehre man sich in Südbayern wegen der freien Sicht auf die Alpen. In Nordbayern solle nicht der Windstrom für den Süden erzeugt werden.
Strom sparen per Sanierung
Einig war man sich bei der Wohnbausanierung. Wenn man Heizungspumpen erneuere, könne man Strom sparen, so Nussel. Manfred Reinhart wünscht sich eine Abwrackprämie für Haushaltsgeräte, Alexandra Hiersemann kritisierte den "Förderdschungel". Energetische Sanierungen müssten warmmietenneutral sein, so Eitel. Christian Enz brachte eine Art Tauschgeschäft ins Spiel – ältere Menschen könnten in barrierefreie Wohnungen ziehen, ihr älteres Haus dafür komplett saniert werden.
Sollte man die Landwirtschaft aufgrund ihrer CO2-Emissionen zurückfahren? Hierfür plädierten alle außer Walter Nussel und Christian Enz. Enz mahnte den übermäßigen Kauf von Fleisch an, vieles würde weggeworfen. Argentinisches Rindfleisch dürfe nicht durch Subvention günstiger sein. Nussel betonte, der Erziehungsauftrag in Sachen Ernährung liege nicht allein bei den Schulen. Alexandra Hiersemann kritisierte belastende Regulierungen in der Landwirtschaft. Manfred Reinhart meint, die verkauften Überschüsse ins Ausland seien ein Problem. "Massentierhaltung als Massenphänomen eindämmen", empfahl Lukas Eitel.
Das Publikum wollte wissen, ob die Informationspolitik der Regierung zum Thema Umwelt ausreicht. Es gäbe genug analoges und digitales Infomaterial, so Walter Nussel. Alexandra Hiersemann hob die Bedeutung von Diskussionsabenden hervor, die nicht nur vor Wahlen stattfinden sollten.
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