Schaeffler: Transformation durch Corona beschleunigt
10.9.2020, 17:22 UhrHöchstadt erhält ein Kompetenzzentrum für den Werkzeugbau, das die Kapazitäten aus Herzogenaurach übernimmt. Im Gegenzug werden die Aktivitäten der Sparte Industrie von Höchstadt nach Schweinfurt verlagert, so dass Höchstadt ein reiner Automobil-Standort wird.
Insbesondere auch in Herzogenaurach ist vorgesehen, die Verwaltungsbereiche der Zentralfunktionen und der Sparten (Automotive, Industrie, Aftermarket) zu reduzieren.
Genauere Angaben zu den Planungen an den jeweiligen Standorten sollen in lokalen Mitarbeiterversammlungen vorgestellt werden. "Finale Ergebnisse" sollen erst nach dem Abschluss der Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern über die notwendigen Interessenausgleiche kommuniziert werden, so das Unternehmen.
Bei Schaeffler sind weltweit derzeit 84 000 Menschen beschäftigt. Aufgeschlüsselte Zahlen für Herzogenaurach und Höchstadt sind von der Presseabteilung des Unternehmen derzeit nicht zu erhalten. Von rund 9300 Mitarbeitern in Herzogenaurach ist die Rede (siehe Interview auf Seite 2 im NN-Hauptteil). Um die 1800 sollen es in Höchstadt sein.
Herzogenaurach als Hauptsitz ist mit 1200 abzubauenden Mitarbeitern in den nächsten zwei Jahren davon betroffen. Diese Information ging Herzogenaurachs Bürgermeister German Hacker bereits von Seiten des Unternehmens und der Arbeitnehmervertretung zu.
"Die Krisensymptome der letzten Jahre, Diesel, Verbrennermotor und nun noch Corona machen es nicht ganz unerwartet, dass im Transformationsprozess Maßnahmen getroffen werden müssen", kommentiert Hacker: "Es geht um Standortsicherung und Ausrichtung für die Zukunft." Herzogenaurach als Hauptsitz behalte schließlich das Kompetenzzentrum Wasserstoff und das Zentrallabor, das die Entwicklung von Oberflächenmaterialien vorantreibt. Schaeffler als Lenkungsmitglied in der Wasserstoff-Interessensgemeinschaft Hydrogen Council werde bei der Brennstoffzelle eine wichtige Rolle spielen. Auf Wohnungsbau, Stadt- und Verkehrsentwicklung wirke sich der Abbau der Arbeitsplätze nicht aus.
Folgen für die städtischen Finanzen sind jedoch unabwendbar: "Schaeffler ist einer der wichtigsten Gewerbesteuerzahler. Allerdings haben wir den Haushalt 2020 schon deutlich konsolidiert und die Gewerbesteuer von 25 Millionen Euro auf 18 Millionen Euro veranschlagt. Die aktuelle Prognose liegt jedoch bei minus 3 Millionen Euro." Hacker sieht die Entwicklung als "Rückschritt vom Wachstum: Nach einer Übergangsphase kann es eine gute Weichenstellung werden."
Wie in Herzogenaurach sorgen auch in Höchstadt die Ab- und Umbaumaßnahmen für große Nachdenklichkeit bei der Stadtspitze. "Fast in jeder Familie ist jemand, der bei Schaeffler arbeitet", so Gerald Brehm. Auch in seiner Verwandtschaft des Bürgermeisters sind es zwei. "Man muss sagen, dass die Stadt in den vergangenen Jahrzehnten immer sehr von Schaeffler profitiert hat." Sei es durch die Schaffung von Arbeitsplätzen, sei es durch Gewerbesteuereinnahmen.
In der aktuellen Krise müsse man wohl auch Verständnis zeigen für das Maßnahmenpaket, doch geht Brehm davon aus, dass Höchstadt weiterhin ein wichtiger Standort bleiben werde. Der Bürgermeister wertet die Ankündigung, dass Höchstadt ein Kompetenzzentrum für Werkzeugbau erhält, insofern als ein positives Signal.
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