Artenschutz-Dinner im Tiergarten: Schlemmen neben Delfinen

12.10.2019, 20:07 Uhr
Artenschutz-Dinner im Tiergarten: Schlemmen neben Delfinen

© Foto: Michael Matejka

Es herrscht eine besondere Atmosphäre im Blauen Salon des Tiergartens: Festlich gedeckte Tische für 160 Gäste, hinter der großen Panorama-Glasscheibe schwimmen Manatis, Pacus und Schildkröten. Auf der anderen Seite tauchen aus der Tiefe der Becken Tümmler auf. Das helle Licht im Raum ist kurz ausgeschaltet, der Saal dadurch in ein geheimnisvolles Meeresblau getaucht.

"Warum machen wir das?", fragt Tiergarten-Kurator Lorenzo von Fersen, während ein nobles Vier-Gänge-Menü aufgetragen wird. Mitveranstalter Peter Noventa, der mit seiner Frau die Gaststätte "Waldschänke" im Tiergarten betreibt, sorgt mit Bio-Fleisch, appetitlich zubereitetem Gemüse, erlesenen Gewürzen, leckerem Nachtisch und gehaltvollen Weinen für die kulinarischen Höhepunkte.

Das fein zubereitete Essen ist der eine Schwerpunkt des Abends. Die Gäste sollen es sich gutgehen lassen, sich wohlfühlen und die Atmosphäre des Blauen Salons in sich aufnehmen. Der andere Schwerpunkt ist Information: Wissenswertes über den Artenschutz, über die prekäre Situation in den Weltmeeren, Savannen und Regenwäldern. Und natürlich über die Aufgabe der Zoos.

Außerdem gibt es eine exklusive Delfin-Show zu sehen.

Außerdem gibt es eine exklusive Delfin-Show zu sehen. © Michael Matejka

"Wir wollen die Menschen sensibilisieren", gibt von Fersen als Antwort auf seine eingangs gestellte Frage. 700 Millionen Gäste kommen pro Jahr in die Zoos weltweit, davon 1,1 Millionen in den Nürnberger Tiergarten. Neben dem Freizeitspaß sollen die Besucher Anstöße zum Nachdenken bekommen. Etwa über Vaquitas – 19 Schweinswale, die in der mexikanischen Bucht von Kalifornien leben. Es sind die Letzten ihrer Art.

Ein erstes Rettungsprojekt, an dem sich auch der Nürnberger Artenschutz-Verein Yaqu Pacha beteiligt hat, ging schief. Nun nehmen Tierschützer einen zweiten Anlauf: Sie entfernen herrenlose "Geisternetze", bis zu 600 Meter lange und 30 Meter hohe Netze, in denen sich neben Fischen auch Vaquitas verheddern und sterben. Mit der Beseitigung dieser Fallen soll der Lebensraum sicherer werden. Die Delfinart ist nur das Aushängeschild. Es geht auch um weniger spektakuläre vom Aussterben bedrohte Tierarten, die im Meer leben. Überfischung, Zerstörung des Lebensraums, Hunger der Bevölkerung sind wesentliche Gründe dafür.

Der Trend lässt sich umkehren. Tiergarten-Direktor Dag Encke macht dies am Beispiel der Przewalski-Pferde fest: Die Huftiere waren in der Wildnis ausgestorben, sie haben nur in Zoos überlebt. Durch gezielte Zucht wurde der Bestand vermehrt und eine Gruppe in einem Schutzgebiet in der Mongolei ausgesetzt. Heute leben dort 167 Przewalski-Pferde.

Artenschutz braucht einen langen Atem, viel Geld und die Offenheit, gefährlichen Entwicklungen ins Auge zu sehen. Die Veranstaltung löst Nachdenklichkeit aus, durch den opulenten kulinarischen Rahmen kommen auch Genuss und Lebensfreude nicht zu kurz.

Die Veranstaltung "Artenschutz für die Zukunft" im Tiergarten kostet 128 Euro pro Person, für zwei Gäste 250 Euro, ein Tisch für sechs Personen 690 Euro. Zeitungsabonnenten erhalten ZAC-Rabatt: Bei Vorlage der Karte in den Geschäftsstellen der NN/NZ gibt es 20 Prozent Nachlass für die Termine am 21. November, 5. und 12. Dezember, 16. Januar und 14. Februar, jeweils um 19 Uhr.

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