Auch im Denkmal steckt ein Original
26.12.2017, 16:54 UhrHerr Heitsch, wie arbeitet es sich in einem Denkmal?
Stephan Heitsch (lacht): Genauso, wie es sich in einem lebt.
Ach so, Sie wohnen also auch in dem alten Handwerkerhaus, in dem Sie Ihre Werkstatt haben?
Heitsch: Nein, ich wohne in der Maxfeldstraße 51, also eine Hausnummer weiter. Aber zur Frage: Egal ob das Haus auf der Denkmalliste steht: Seinen Charme hatte das ehemalige Metzgerhaus ja schon vorher.
Wie viel von dem Fleischerhaus steckt denn noch in den Räumen?
Heitsch: Viel. Das sieht man beispielsweise am Kühlraum in der Mitte des Hauses, außerdem habe ich den Durchbruch und die Fliesen an der Wand wieder freigelegt.
Klingt recht verwinkelt.
Heitsch: Ja, aber für einen kleinen Betrieb wie meinen ist das ideal. Natürlich lässt sich beispielsweise die alte Eingangstür nicht immer leicht schließen, aber dafür ist sie original — und ich finde, das hat etwas.
Was hat es denn mit den Zahnrädern am Türrahmen auf sich?
Heitsch: Die habe ich erst entdeckt, als ich eine neue Glasscheibe in das Fenster eingesetzt habe. Auch diese Mechanik für den Holzrollo ist original. Um den Rollo hochzuziehen, braucht es sonst richtig viel Kraft. Aber dank der Gegengewichte geht es sehr leicht.
Klingt gut. Und wie sieht’s mit der Wärmedämmung aus?
Heitsch: Tatsächlich ist das weder im Sommer noch im Winter ein Problem. Ich habe aber auch das Glück, dass direkt gegenüber eine Baulücke ist und so auch im Winter eine ganze Zeit lang am Tag die Sonne auf das große Schaufenster strahlt und den Werkstattladen wärmt. Einen Ofen gibt es aber auch.
Und im Sommer . . .
Heitsch: . . . ist es trotzdem relativ kühl. Oder sagen wir es so: Die anderen schwitzen zuerst. (lacht)
Was haben Sie denn aus dem Rückgebäude gemacht?
Heitsch: Das ist mein Lagerraum — ich muss aber zugeben, dass man das auch viel schöner nutzen könnte. Das gilt auch für den Räucherofen, den es noch immer gibt.
Trotzdem: Sie scheinen zufrieden.
Heitsch: Ich bin froh, dass das Haus so bleibt und ich hier sein kann. Das große Schaufenster, vor dem viel Radverkehr herrscht, ist für mich wichtig, um zu zeigen: Hier gibt‘s nichts, was in China proudziert wird, sondern echte Handarbeit.
Apropos: Ihr Laden heißt SpunK. Was hat es damit auf sich?
Heitsch: Das stammt aus Pippi Langstrumpf. Die erfindet das Wort — und macht sich auf die Suche, was es sein könnte. Sie bestellt es beim Kaufmann oder geht zum Arzt, weil sie Spunk hat. Es steht sozusagen für Probleme, die jedermann hat.
Sie könnten Pippi also helfen? Und allen andern auch?
Heitsch: Das ist die Idee. Ich habe zum Beispiel schon Schuhspanne für eine Frau umgebastelt, die Schuhgröße 31 hat. Oder vor kurzem für einen Autisten, der gerne Glocken an- und ausschaltet, einen Glockenturm.
Wenn’s also hakt . . .
Heitsch: . . . komme ich vorbei. Wie bei der Familie mit 400 Paar Schuhen, der ich dann einen Schuhrollcontainer gebaut habe.
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