Reichsparteitagsgelände wird neu vermessen
27.8.2013, 08:04 UhrZiel dieser Vermessung ist es, von der Zeppelintribüne und der ehemaligen NS-Kongresshalle millimetergenaue Pläne und digitale Modelle zu erstellen, erläuterte der bayerische Finanzminister und oberste Chef der Vermessungsverwaltung, Markus Söder (CSU). Ebenfalls soll die Bauchemie der Flächen untersucht werden, sagte Siegfried Zelnhefer, der Leiter des Presse- und Informationsamtes der Stadt Nürnberg, gegenüber dem Bayerischen Rundfunk.
Die exakte Vermessung soll die Grundlage für die von der Stadt Nürnberg geplante Sanierung der maroden Zeppelintribüne bilden. Nürnberg schätzt die Sanierungskosten des NS-Propaganda-Bauwerks auf 60 bis 70 Millionen Euro.
Eine wichtige Rolle soll bei der Sanierung der Umgang mit historischen Bauten spielen. In diesem Zusammenhang weist der Stadtsprecher auf die Bedeutung des "nationalen Erbes Reichsparteitaggelände" hin. Details wird die Stadt erst Ende August veröffentlichen.
Stadt muss Prioritäten setzen
Beim Nürnberger Hochbauamt stauen sich die Bauprojekte gerade in der Kultur. Sanierung des Z-Baus, der Meistersingerhalle, des Künstlerhauses, des Opernhauses und der Zeppelintribüne – „wie dieser Berg abzutragen ist, ist eine Frage politischer Entscheidungen“, stellt Hochbauamtsleiter Wolfgang Vinzl im Gespräch klar. Das bedeutet: Die Mitarbeiter benötigen dringend Prioritäten und Reihenfolgen. Seit 2007 steht die Zeppelintribüne auf der Agenda der Stadtspitze.
Die ursprünglichen Vermessungsdaten sind im Zweiten Weltkrieg verloren gegangen. Und die Stadtkarten für Nürnberg sind lediglich auf einen Meter genau. Nun will der Freistaat Bayern Entscheidungshilfe geben. Da dem Finanzministerium auch die Bayerische Vermessungsverwaltung untersteht, gehe man „in Vorleistung“, erklärt Markus Söder: Bis Oktober würden die historischen Areale mit neuester Satellitentechnik vermessen, „dieses Projekt erleichtert die weiteren Planungen der Stadt.“
Wenn das Vorhaben abgeschlossen ist, werden Nürnberg ganz frische Daten zu Zeppelintribüne und Kongresshalle vorliegen. Feinstmaschig, auf ein bis drei Millimeter genau ist das Netz, das Satelliten in 20.000 Kilometern Höhe über diese Bauten werfen. So wird jede Gebäudeecke in Koordinaten eingefangen. Außerdem erfolgt eine dreidimensionale Einmessung der Komplexe, die das Höhenprofil des Bauwerks darstellt. „Die perfekte Grundlage für Planungen“, betonte Söder.
Söder stellt vage finanzielle Unterstützung in Sicht
Für die Zukunft stellt Markus Söder vage finanzielle Unterstützung in Aussicht. „Wenn ein Sanierungskonzept vorliegt, wird sich der Freistaat Bayern an einer gemeinsamen Nutzung mit der Stadt beteiligen.“ Bayern sei sich seiner historischen Verantwortung bei der kritischen Auseinandersetzung mit dem nationalsozialistischen Regime bewusst.
So habe man beim Memorium Nürnberger Prozesse – zu dem auch der berühmte Saal 600 gehört – 20 Millionen Euro investiert. Die 1935 erbaute Zeppelintribüne gehört zum Ensemble aus Zeppelinfeld, Luitpoldarena, Kongresshalle, Deutsches Stadion und Große Straße.
12 Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen