Unverstaubte Infos für die Western-Szene
15.6.2007, 00:00 UhrNein, gedrängt habe er sich nach diesem Job bestimmt nicht, blickt Herbert Arnold auf seinen Start als Zeitschriften-Macher zurück. Als Kundendienstleiter eines Fürther Autohauses ist er eigentlich bestens ausgelastet. Aber zugleich ist er seit seiner Kindheit der Country-Musik, der US-amerikanischen Form des Schlagers, verfallen. Sein Bruder habe immer den Soldatensender AFN gehört - das sei bei ihm haften geblieben.
Arnold gehörte seit vielen Jahren fest zum harten Kern der lebendigen fränkischen Wildwest-Szene, als das damalige Fachblatt, die Fränkische Country Post, im Jahr 1999 in Turbulenzen geriet. Gesucht wurde ein neuer Macher, Herbert Arnold ließ sich überreden.
Qualität gefordert
Einfach weitermachen war ihm von Anfang an zu wenig. Arnold, der das Pressegeschäft als freier Mitarbeiter von Zeitungen kennen gelernt hatte, forderte von allen Mitstreitern, dass das Heft unter seinem neuen Namen verschiedenen Qualitätsnormen gerecht werden müsste. Gut geschriebene Artikel, regelmäßige Erscheinungstermine und eine zuverlässige Zustellung standen auf seiner Forderungsliste. Mit Ehefrau Anita Arnold und seinem Freund Heinz Haffki bildete er das Kernteam.
«Wir sind wieder da» lautete die Schlagzeile der ersten schnell gestrickten Wheel-Nummer im Mai 1999. Und erst danach wurde dem heute 50-Jährigen klar, worauf er sich eingelassen hatte. Er ließ sich in Textverarbeitungs- und Layout-Software schulen und lernte, ein Netz von freien Mitarbeitern zu steuern. Zu den von ihm veranlassten Neuerungen gehörte ein Terminkalender und eine Liste mit den Country-Lokalen der Region.
Für Arnold ist dieser Service wichtig, denn die regionale Country-Szene ist nach seinen Worten vergleichsweise lebendig. Zwar habe der Abzug der US-Soldaten einen Rückschlag gebracht, doch werde deren Erbe in Mittelfranken noch immer viel mehr gepflegt als anderswo. «In Norddeutschland staunen sie oft darüber, was wir hier alles haben», berichtet er über Reaktionen aus der Country-Diaspora.
In diesem Sinne äußert sich auch Heinz Haffki, der sich vor allem um Marketing und Anzeigen kümmert. Ohne langes Zögern schüttelt er zum Beispiel ein Dutzend bekannter Country-Bands aus dem Ärmel, die hier ihre Karriere begonnen haben. So etwa die Gruppe «George and the Lucky Riders», die «Cripple Creek Band», die Gruppe Amarillo oder die fränkische Vorzeigeband schlechthin, die «Greyhounds». Auch der «Line-Dance» werde als US-typisches Freizeitvergnügen in unserer Gegend ganz besonders intensiv gepflegt.
Abonnenten in England
Weil das so ist, hat sich das ursprünglich als regionales Blatt konzipierte Magazin längst einen nationalen Ruf erworben. Mit einer Auflage von 1200 Stück, die mit 600 Abonnenten ein gesundes Fundament hat, ist Wheel hinter der Berliner Western Mail das zweitwichtigste Country-Magazin Deutschlands. Sogar in England gibt es zwei Abonnenten.
Mit den Kollegen in der Bundeshauptstadt pflegt er eine gute Zusammenarbeit. Gemeinsam veranstaltet man den Country-Music-Förderpreis, der jüngst im Gesellschaftshaus Gartenstadt verliehen wurde. Und vom 2. bis 4. November findet in der Meistersingerhalle die zweite «Nürnberg Country-Music-Messe» statt. Mit einer wachsenden Beteiligung von Ausstellern im Vergleich zur Premiere.
«Manchmal frage ich mich schon, warum ich mir das alles antue», lässt auch Herbert Arnold den Stoßseufzer vernehmen, der jedem Idealisten ab und zu entfährt. Aber an seinem weiteren Engagement lässt er keinen Zweifel, folgt er doch einem Satz, der von John Wayne stammen könnte, weil er in jedem Western den Takt angibt: «Ein Mann muss tun, was er tun muss.» Die Wheel Country Mail wird es also auch in Zukunft geben.