Im Ahorntal regiert der erste grüne Bürgermeister in Oberfranken
17.2.2019, 21:25 UhrVon den 1743 Wahlberechtigten gaben 1453 ihre Stimme ab, davon waren 1410 gültig. Das entspricht einer Wahlbeteiligung von 83,36 Prozent. Für Questel entschieden sich 1013 Bürger und damit 71,84 Prozent, für Wickles 397 (28,16 Prozent).
Auch wenn sich vorher schon ein Trend pro Questel herumgesprochen hatte: Die Spannung war greifbar, als Kämmerer Dietmar Linhardt in seiner Funktion als Wahlleiter das Ergebnis kurz nach 19 Uhr im Ahorntaler Container-Rathaus bekanntgab. Und den zahlreichen Ahorntalern, die neugierig auf das Resultat warteten, waren auch die Bewerber selbst.
Die Enttäuschung war Stephan Wickles deutlich anzumerken. "Mit so einem Resultat habe ich am Anfang des Wahlkampfes nun wirklich nicht gerechnet", sagte er im Gespräch mit unserer Zeitung. Allerdings habe er schon im Verlauf der vergangenen Wochen gemerkt, dass es nicht unbedingt gut für ihn laufe. Zwar seien Veranstaltungen durch die Bank sehr gut besucht gewesen — "aber da waren immer auch viele von der anderen Seite da, die kritische Fragen gestellt haben".
"Königsmörder nicht beliebt"
Fragen, die auch ins Persönliche gingen, in sein Privatleben. Es sei wohl so, sagt Wickles, dass man ihm und seinen Fraktionskollegen die Verantwortung für den Rücktritt von Bürgermeister Gerd Hofmann zuschieben wollte — und "Königsmörder" seien eben nicht gerade beliebt. Auch wenn sie diese Rolle in Wirklichkeit gar nicht spielten.
Frust bei Wickles, stille Begeisterung bei Florian Questel, der bei der Wahlparty im Garten seines Hauses im Örtchen Dentlein mit seinen Gästen und Ehefrau Susanne um die Wette strahlte. "Ich bin einfach sprachlos, damit hatte ich nun echt nicht gerechnet." Er sei jedem dankbar, der ihn unterstützt habe und ihm künftig helfe, "jetzt dran zu bleiben und etwas anpacken zu können." Dass er als - vorerst - grüner Einzelkämpfer ein breites Kreuz im Gemeinderat brauche, sei ihm bewusst. Doch glaube er fest daran, dass auch von diesem Gremium ein gemeinsamer Neuanfang gewollt sei, so deute er die Signale.
Er werde nun jedenfalls auf jeden zugehen, werde viele Einzelgespräche führen. Auch in der Verwaltung. Und dann werde es auch in ruhigeren Fahrwassern wieder aufwärts gehen. Davon ist Florian Questel überzeugt.
Deutliches Zeichen gesetzt
Bayreuths Landtagsabgeordneter Tim Pargent war aufgeregter als bei der Landtagswahl. Er interpretierte den Erdrutschsieg von Questel auch als ein deutliches Zeichen für mehr grüne Politik bei der nächsten Kommunalwahl. "Man darf aber nicht unterschätzen, dass die Kommunalwahl auch immer eine Persönlichkeitswahl ist", meinte er.
Begeistert vom Sieg ihres Parteikollegen zeigte sich auch die Sprecherin der Grünen im Kreis Bayreuth, Susanne Bauer. "Ich finde es großartig, dass wir in dem schönen Ahorntal nun den ersten grünen Bürgermeister in Oberfranken stellen."
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