Rennrad und Smartphone zum Schnäppchenpreis
19.5.2015, 15:01 UhrSauber in zwei Reihen stehen die 40 Fahrräder, die im vergangenen Jahr in Hilpoltstein gefunden wurden, in der großen Bauhof-Halle. Damenräder, Kinderräder, Rennräder und Tretroller. Auf einem Tisch liegen drei Smartphones, zwei Uhren, ein Cowboyhut und ein Maxi Cosi. Familien, junge Leute, Rentner, sind gekommen, um Schnäppchen zu machen. Um 10 Uhr auf den Punkt bittet Johann Waltl die Besucher um Gehör. Der Auktionator möchte beginnen. Es bildet sich ein großes Halbrund und das erste Fahrrad kommt in die Mitte, ein hellblaues Kinder-Mountainbike. Schnell ist es weg, für unter zehn Euro geht es an seine neuen Besitzer, dabei ist es noch gut in Schuss.
Schnell sind auch die anderen Fahrräder verkauft und Waltl hat sich schon fast bis zur Hälfte der ersten von zwei Reihen durchgesteigert, nicht müde bei jedem Rad dessen Vorzüge anzupreisen.
Für viele ist die Versteigerung nicht in erster Linie Schnäppchenjagd, sondern auch Nervenkitzel und Spaß. Eine Familie bietet bei einigen Fahrrädern am Anfang mit und steigt schnell wieder aus, wenn der Preis über fünf Euro schießt.
Lisa Knauer hat 21 Euro in ihr Rad investiert, ein Pegasus-Damenrad im Stil der 1990er-Jahre mit 21 Gängen und Korb. Papa Harald Knauer kniet auf dem Pflaster des Bauhofs und pumpt mit der Handpumpe die Reifen auf. „Ich fahr das jetzt erst mal heim und hoffe, dass die Luft hält“, sagt sie vorsichtig optimistisch. Sie will ihr Fahrrad mit nach München nehmen, wo sie studiert: „Da muss man immer einen Kompromiss zwischen schön und nicht so schön finden, sonst wird es schnell geklaut“, erklärt sie
Als die Fahrräder alle an den Mann, die Frau gebracht sind, ist auch die Reihe der Bieter überschaubar. Waltl wechselt an den Tisch. Die Smartphones sind schnell weg und auch die Uhren bleiben nicht lange liegen. Der Maxi-Cosi ohne Inhalt („Lieferzeit neun Monate“, wie Waltl anpreist) wird für einen Euro versteigert, der Käufer bekommt gleich das große Stoff-Nilpferd gratis mit dazu. Den richtigen Inhalt habe er zuhause, versichert er.
Ein Schmankerl hat sich Waltl aber bis zum Schluss aufgehoben. Die CD „Sex für die Ohren“, das Cover vor Kinderaugen unter dem Cowboyhut gut verborgen, lag sie – und findet unter den zwei verbliebenen Bietern prompt einen Käufer. „Als lustiges Geschenk natürlich“ – was auch sonst.
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