Die Energiewende ist günstiger als gedacht
3.2.2011, 09:25 UhrErgänzend zur Auftaktveranstaltung wurde eine Unterschriftenaktion gestartet mit einem Appell an die Stadtwerke Schwabach, ein Energiewende-Programm mit einer starken regionalen Ausprägung im Bereich der Erneuerbaren Energien zu realisieren und endlich den von vielen Bürgern geforderten Ausstieg aus der Stromversorgung mit Atom- und Kohlestrom einzuleiten.
Der Grünen-Politiker Andreas Hammerbacher zeigte in seinem Vortrag anhand aktueller Daten einleitend auf, dass die durchschnittliche, monatliche Stromrechnung eines Drei-Personen-Haushaltes im Zeitraum von 2000 bis 2010 um 28 Euro gestiegen ist. Den größten Anteil hiervon trägt mit rund 16 Euro der Bereich Erzeugung und Transport, gefolgt von der EEG-Umlage sowie dem Mehrwertsteueranteil mit jeweils 5,40 Euro. Somit sei klar, dass der Anstieg der Stromrechnung seit dem Jahr 2000 nicht hauptsächlich durch die Förderung der Erneuerbarer Energien verursacht worden sei.
Der „Merit-Order-Effekt“
Hammerbacher stellte ausführlich die Entstehung des Strompreises an der Börse sowie die preissenkende Wirkung von Ökostrom dar. Dieser „Merit-Order-Effekt“ genannte Vorgang werde durch den steigenden Anteil von Strom aus Erneuerbaren Energien verursacht. Das führe vermehrt zu einer Verdrängung von teuren und klimaschädlichen Kraftwerken und, resultierend daraus, zu einer Senkung des Großhandelspreises durch den Ökostrom. Seit 2008 sei der Börsenpreis im Durchschnitt um zwei bis drei Cent je Kilowattstunde gesunken. Warum hiervon nichts beim Kunden ankommt, sei nicht nachvollziehbar. „Das Sinken der Börsenpreise für Strom müsste mittel- und langfristig auch zu sinkenden Strompreisen für die Endkunden führen“, so Hammerbacher.
Neben den Förderkosten der Erneuerbaren Energien – 13 Milliarden Euro in diesem Jahr – wurden auch die Subventionskosten der konventionellen Energieerzeugung thematisiert. So seien in die Atomenergie von 1950 bis 2010 Subventionen und Steuerbegünstigungen in Höhe von 204 Milliarden geflossen. Weitere 100 Milliarden Euro stehen noch aus, ohne Berücksichtigung der beschlossenen Laufzeitverlängerung. „Diese Kosten tauchen auf den Stromrechnungen der Bürger nicht auf. Dennoch bezahlt sie jeder einzelne über seine Steuern“, so Hammerbacher. Würden diese Kosten verursachergerecht der Kernenergie zugerechnet, so würde sich der Atomstrom um mindestens 4,3 Cent/KWh verteuern. Eine ernsthafte und transparente Kalkulation wäre somit das Ende der Atomenergie.
Die zukunftsfähigen Ökostromalternativen würden dagegen nicht mit Steuergeldern subventioniert sondern über die EEG-Umlage bezahlt, was jeder unmittelbar an seiner Stromrechnung merke.
Förderung sinkt ab 2015
Dass die Förderung der Erneuerbaren Energien über die EEG-Umlage zeitlich begrenzt ist, zeigte der Referent anhand von Daten einer Studie die unter Mitwirkung des Frauenhofer Instituts entstanden sind. Demzufolge ist mit einem Anstieg der EEG-Umlage noch bis 2015 zu rechnen. Dann aber erfolge ein kontinuierlicher Rückgang, bis diese letztendlich im Jahr 2030 nahe Null angekommen sei. „Langfristig führen die Erneuerbaren Energien zu niedrigen und stabilen Preisen, da die benötigten Ressourcen – Sonne und Wind – in Deutschland nahezu unerschöpflich und kostenlos zur Verfügung stehen“, betonte der Referent.
„Der volkswirtschaftliche Nutzen der Erneuerbaren Energien übersteige bereits heute die Kosten der Förderung,“ so Hammerbacher weiter. Dieser Nutzen sei 2009 durch vermiedene Umweltschäden und Brennstoffimporte sowie kommunale Wertschöpfung und dem Preissenkungseffekt an der Börse auf 17,4 Milliarden Euro beziffert worden. Zusätzlich seien bis 2009 rund 340000 Arbeitsplätze im Bereich der Erneuerbaren Energien entstanden.
Gegen das Preisdiktat
Diese Form der Energiegewinnung biete allen ein riesiges Zukunftspotential für die regionale Entwicklung und die einmalige Chance, das Preisdiktat der großen Energiekonzerne zu brechen. Getreu dem Motto: „Das Geld der Region für die Region“ bleibe das investierte Geld in den regionalen Kreisläufen und kommt somit allen Menschen in Schwabach und der Region zugute, so der Referent.
Teilnehmer brachten in der Diskussionsrunde am Beispiel der Windenergie den Einwand, dass die Realisierung häufig am Widerstand der Bevölkerung scheitere. Projekte würden oftmals ohne Einbindung der Betroffenen geplant und umgesetzt.
Hammerbacher hierzu: „Die Akzeptanz und Identifikation der Bürger mit solchen Projekten ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für die erfolgreiche Realisierung regionaler Anlagen der Erneuerbaren Energien. Dies wird nur erreicht, wenn die Bürger frühzeitig bei Entscheidungs- und Planungsprozessen mitwirken und sich auch finanziell an den Anlagen beteiligen können.“
Winfried Klinger, Geschäftsführer der Stadtwerke Schwabach, führte an, dass es den Stadtwerken 2010 nicht möglich war, die Strompreise stabil zu halten, wie dies im Vorjahr der Fall gewesen war. Aus diesem Grunde müsse die EEG-Umlage, wenn auch nicht in vollen Umfang, an die Bürger weitergegeben werden.
Nicht so viel Spielraum
Bei den kontroversen Diskussionen bezüglich der Strompreise der Stadtwerke machte Klinger nochmal deutlich, dass die Stadtwerke auch die Versorgungssicherheit gewährleisten müssten und somit nicht den Spielraum wie günstigere Anbieter haben.
Ralf Hansen von der Wärme-Strom-Gemeinschaft aus Schwabach setzte den Anreiz, dass auch die Stadtwerke Schwabach bei regionalen Projekten die finanzielle Beteiligung der Bürger erwägen sollten und forderte verstärkt auf regionale Kraft-Wärme-Kopplung zu setzen.
Auch Werner Emmer, Vorsitzender des Energiebündels Roth-Schwabach, unterstrich, dass die Bürgerbeteiligung eines der Hauptziele des Vereins sei.
Andreas Hammerbacher bekräftigte abschließend, das Ziel der Grünen sei, die Stadtwerke Schwabach für den intensiven Ausbau der Erneuerbaren Energien mit bevorzugt regionaler Ausprägung zu gewinnen. „Die regionalen Versorger spielen eine Schlüsselrolle, deshalb ist uns eine Zusammenarbeit auf Basis einer gemeinsamen Zielsetzung sehr wichtig. Die Anstrengungen aller, die die Energiewende ernsthaft unterstützen wollen, müssen gebündelt werden und in einem gesamtheitlichen Energie-Entwicklungskonzept für Schwabach und dem Landkreis Roth festgeschrieben werden.“
Regionalforum
Um auch zukünftig solche offenen Diskussionen mit Bürgern und Verantwortlichen führen zu können, kündigten die Grünen das „Regionalforum Nachhaltigkeit“ an. Vierteljährlich soll dort zusammen mit Interessierten aus allen Bereichen ein Dialog zu Themen wie z.B. Energie, gentechnikfreie Landwirtschaft, Demographie und regionales Wirtschaften geführt werden.
Die Unterschriftenlisten sind im Internet unter www.gruene-schwabach.de oder telefonisch unter 0160/7421042 erhältlich.