Stromerzeugung in einer neuen Dimension
22.10.2010, 23:04 UhrProjektplanerin Silke Merz ist sich sicher, dass die Arbeiten bis Ende des Jahres abgeschlossen werden können. Müssen sie auch. Denn nur wenn bis dorthin der erste Strom ins Netz eingespeist ist, gibt es noch die für die nächsten 20 Jahre dann garantierte subventionierte Vergütung von 28,4 Cent pro gelieferter Kilowattstunde.
Eigentlich haben Bundestag und Bundesrat mit ihrer schwarz-gelben Mehrheit die Förderung von Freiflächen-Fotovoltaikanlagen schon zum 1. Juli gestrichen. Doch weil die SolarParc AG ihren für den Bau des Solarparks nötigen Satzungsbeschluss noch im März 2010 auf die Reihe bekommen hat, hat sie Schonfrist bis Ende des Jahres.
Ohne Proteste
Die Firma wird die Zeit brauchen. Denn die Arbeiter haben zwar schon fast 8000 Module befestigt. Doch derzeit stockt der Nachschub, der Markt ist nach wie vor überhitzt. Erst Ende November/Anfang Dezember wird der Rest der Lieferung, knapp 9000 Module, erwartet.
Dass im Fall Albersreuth, anders als im benachbarten Abenberg, die Diskussion um die Solarkraftwerke weitgehend geräuschlos über die Bühne gegangen ist, führt der Kammersteiner Bürgermeister Walter Schnell auf eine von Anfang an offene Informationspolitik von Seiten der Gemeinde, aber auch von Seiten der Firma zurück. Noch bevor das Thema im Gemeinderat behandelt wurde, gab es eine Bürgerversammlung.
Bei dieser haben sich nicht nur die direkt Betroffenen aus Albersreuth, sondern auch alle anderen Interessenten informieren können. „Dabei wurden viele Bedenken ausgeräumt“, erinnert sich Schnell. Weitere Trumpfkarte ist der Standort. Obwohl nur wenige hundert Meter vom Ort entfernt, ist die Anlage kaum störend. Nur eine Familie hat mehr oder weniger freie Sicht. Und der gehört das Grundstück, sie verdient also an dem Solarpark mit. Die zum Ort hin offene Seite wird darüberhinaus mit einer großen Hecke noch eingegrünt. „Die Anlage passt ganz gut ins Landschaftsbild“, findet Projektplanerin Merz.
Die größte ihrer Art
Immer wieder gibt es Kritik, dass solche großflächigen Stromerzeuger der Landwirtschaft wertvolle Flächen entziehen, die dann für die Nahrungsmittelproduktion ausfallen. Im Fall Albersreuth mag Bürgermeister Schnell dem aber nicht zustimmen. Die betroffenen zehn Hektar seien zwar immer mal wieder landwirtschaftlich genutzt worden. Aber insgesamt stehe die Fotovoltaikanlage auf einem eher schlechten Boden mit niedrigen Erträgen. „Um den ist es nicht wirklich schad’“, so der Rathauschef.
Die Anlage in Albersreuth ist eine von derzeit nur drei im gesamten Landkreis Roth. Nur ganz im Süden, in Österberg und Grafenberg bei Greding, laufen schon seit längerem zwei Solarkraftwerke. Weitere Flächen, ebenfalls meist im Süden des Landkreises, sind zwar noch im Verfahren. Doch ob darauf in absehbarer Zeit die dunkel glänzenden Module das Sonnenlicht auffangen und in Strom umwandeln, muss derzeit bezweifelt werden. Ohne eine gesicherte Einspeisevergütung sind Freiflächen-Fotovoltaikanlagen nicht wirtschaftlich zu betreiben. Noch nicht.
Eine gesicherte Einspeisevergütung gibt es neben Fotovoltaikanlagen auf dem Dach nur noch für Solarkraftwerke auf so genannten Konversionsflächen, also beispielsweise auf früheren Bundeswehrstandorten oder auf Mülldeponien. „Doch hier“, sagt Silke Merz von der SolarParc AG, „ist das Angebot natürlich begrenzt.
Folge: Trotz ihres Namens setzt SolarParc mehr und mehr auf Stromerzeugung durch Wind. Ob man hier in Kammerstein noch einmal ins Geschäft kommt, wagt Bürgermeister Walter Schnell allerdings zu bezweifeln. „In unserem kleinräumig strukturierten Landstrich sind mit den hohen Windkraftanlagen Konflikte mit der Bevölkerung programmiert. Anders als in Mecklenburg-Vorpommern kommt hier eben schon nach zwei Kilometer das nächste Dorf, und nicht erst nach 20.“
Bedarf locker gedeckt
Wenn man nur Kammerstein und seine Ortsteile betrachtet, bräuchte man die Windräder ohnehin nicht. „Durch unsere Biogasanlage und die vielen PV-Anlagen auf Dächern erzeugen wir schon jetzt 1,5 mal so viel Strom wie in unserer Gemeinde verbraucht wird, inklusive stromintensivem Gewerbe“, betont Walter Schnell. Die drei Millionen Kilowattstunden, die demnächst jährlich aus Albersreuth hinzukommen, dürften daraus einen Wert mit einer „2“ vor dem Komma machen.