Bewegte Geschichte

Aus nach 45 Jahren: Beliebter Würzburger Spielwarenladen schließt

Georgios Tsakiridis

E-Mail zur Autorenseite

14.11.2023, 20:44 Uhr
Der Spielwarenladen galt in der Mainstadt als Touristenmagnet. Doch bald ist für immer Schluss, das beliebte Geschäft wird seine Tore endgültig schließen

© FUNKE Foto Services Der Spielwarenladen galt in der Mainstadt als Touristenmagnet. Doch bald ist für immer Schluss, das beliebte Geschäft wird seine Tore endgültig schließen

"Ab sofort Räumungsverkauf wegen Geschäftsaufgabe!", steht auf der Facebook-Seite des Unternehmens - ohne Spielraum für Interpretationen. 45 Jahre lang hat die Spielzeugwiese Eltern eine Anlaufstelle für Geschenkideen geboten und Kinderaugen zum Strahlen gebracht. Der Spielwarenladen galt in der Mainstadt als Touristenmagnet. Doch bald ist Schluss - das beliebte Geschäft wird seine Tore endgültig schließen. Inhabern Sabine Wolfinger erzählt, warum.

Sie ist mit und in dem Geschäft aufgewachsen, hat dort früher ihre Hausaufgaben erledigt und oft genug auch mitgeholfen, so gut sie es als kleines Mädchen des Rechts und ihres Alters wegen eben konnte: Regale auffüllen, Kunden bedienen. Dass der Apfel nicht weit vom Stamm fallen konnte, liegt da nahe. Im April 1976 eröffnet Christel Wolfinger die Spielzeugwiese an der Juliuspromenade, ihre Töchter Simone und Sabine werden mit dem Geschäft groß. Eine "prägende Gestalt, Kauffrau durch und durch" und weitsichtig sei sie gewesen, beschreibt Sabine ihre Mutter.

Wenn die heutige Geschäftsführerin von dem Familienbetrieb spricht, entfaltet sich eine Zeitreise von magischen Momenten und bleibenden Eindrücken, von einschneidenden Erlebnissen und von der Aussicht auf das Ende einer langen Reise. Denn auch im Spielzeugland ist nicht immer alles heiter und fröhlich. Zwischen glänzende Erinnerungen an die besondere Stimmung zur Weihnachtszeit, wo der Laden immer nach Märchen-Themen dekoriert und einstweilen gar mit einem kleinen Riesenrad verziert war, reihen sich auch traurige - wie der Tod ihrer Mutter.

2018 verstarb Gründerin Christel Wolfinger - Tochter Sabine übernahm das Geschäft und musste es erst einmal schließen. Gut zwei Jahre später, im August 2020 eröffnete sie in Eigenregie den Laden erneut - unter demselben Namen, aber an einem neuen Platz. Künftig war der Würzburger Marktplatz die Heimat der Spielzeugwiese. Der Laden sei ein Teil von ihr, erzählt sie, der Umgang mit den Menschen immer das Besondere für sie gewesen. Umso mehr "tut es jetzt auch weh". Voraussichtlich Mitte Dezember wird sich dieses Kapitel ihres Lebens schließen.

Es sei ein verkorkstes Jahr gewesen, berichtet Wolfinger. Angefangen mit dem Heizungsenergiegesetz, dazu eine stärker werdende Kaufzurückhaltung bei den Kunden sowie die schwierige Parkplatzsituation haben sie in ihrer Entscheidungsfindung bestärkt. Die Inflation sie schwieriger gewesen als Corona und dann wäre dann ja noch der Online-Handel. Am Ende haben all diese Faktoren das Aus für das Traditionsgeschäft herbeigeführt.

"Bitte lösen Sie Ihre Gutscheine bis 30. November ein! Sie finden täglich viele tolle Angebote bei uns!", lautet die letzte Ankündigung auf "Facebook". Bis zu 30 Prozent Rabat auf ausgewählte Artikel werden beworben, viele Regale im Laden sind bereits leer und lassen erahnen, wie es hier in Kürze aussehen wird. Auch die Einrichtung bietet Sabine zum Verkauf. Doch fast schon beiläufig äußert sie einen Satz, der vermuten lässt, dass - auch wenn sich ihr Laden für immer verabschiedet - sie dem Business erhalten bleiben könnte. Im Jahr 2024 werde sie ein neues Projekt starten, sagt Wolfinger. Mehr verrät sie aber nicht.