Alfa Romeo Giulia und Stelvio: Unter Wert verkauft

20.11.2019, 22:44 Uhr
Alfa Romeo Giulia und Stelvio: Unter Wert verkauft

© Hersteller

Alfa Romeo. Die Marke ist ein Mythos, der Name in Marmor gemeißelt, die Historie (bald 110 Jahre) fast unvergleichlich, die Fangemeinde verschworen. Doch die Alfisti müssen leidensfähig sein, denn allzu gut steht es nicht um den sportiven Ableger des Fiat-Chrysler-Konzerns. Mit erneuerten Modellen sollte sich das Blatt jetzt besser wenden, denn zumindest die Verkaufszahlen im ersten Halbjahr 2019 signalisieren nichts Gutes.

Dass zwischen Anspruch und Wirklichkeit eine große Lücke klafft, ist amtlich: Im Zahlenwerk des Automobilverbandes ACEA finden sich für das erste Halbjahr 2019 nur 27.702 zugelassene Modelle - in ganz Europa!  Verglichen mit 2018 ein Minus von 42,5 Prozent. Die noch einigermaßen taufrische Giulia weist Minuszeichen in ähnlicher Größenordnung auf, beim SUV Stelvio sind es fast 20 Prozent. Das Erstaunlichste aber: Alfa Romeo lag mit seinen Zulassungen sogar noch hinter Lancia, obwohl diese Marke nur noch über ein einziges Modell verfügt und noch nicht einmal mehr in allen Ländern Europas zu haben ist.

Auswege aus dem Dilemma

Was tun, um dem Dilemma zu entfliehen? Alfa versucht es jetzt auf mehreren Wegen. Erstens: Im Jahr 2020 soll das neue SUV Tonale weitere Käufer begeistern. Zweitens: Giulia und Stelvio erhalten ein Update, um gegen die etablierte (und weitaus erfolgreichere) Konkurrenz von Audi, BMW, Mercedes, Jaguar und Volvo anzufahren.

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Doch was sich etwa in Sachen Infotainment und Online-Services bei Giulia und Stelvio zunächst wie Fortschritt anhört, ist letztlich nur ein Aufholen. Denn große Displays, Touchbedienung, mobilen Hotspot und intelligente Navigationshilfen haben andere auch - oder schon lange. Hervorzuheben ist allerdings die My-Remote-Einrichtung. Damit können Alfa-Besitzer per Smartphone oder Smartwatch bestimmte Funktionen ausführen, das Öffnen und Schließen der Türen beispielsweise.  Auch die Ortung des Fahrzeugs ist möglich.

Noch interessanter die Einführung des autonomen Fahrens auf Level 2. Auch da ist Alfa kein Vorreiter, aber nun zumindest mit dabei. Verkehrszeichenerkennung, aktive Spurhaltung, aktiver Totwinkel-Assistent, aktive Tempokontrolle, Stau- und Autobahnassistent sind nun bei der Limousine und beim SUV mit an Bord.

Wohlgefallen dürfte bei den Alfisti die für Giulia und Stelvio im Modelljahr 2020 vorgesehene optische und technische Aufwertung des Innenraums auslösen. Wobei man unumwunden zugeben muss, dass die Italiener eine erstaunlich hohe Verarbeitungsqualität erreicht haben und die Wertigkeit der anderer Mitbewerber kaum nachzustehen scheint.

Alfa Romeo Giulia und Stelvio: Unter Wert verkauft

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Abhängig von den neu geordneten Ausstattungsversionen (Business, Super, TI, Sprint, Veloce)  sind die Modelle entweder auf hohen Komfort oder aber auf Sportlichkeit ausgerichtet. Noch dynamischer treten die 510 PS starken  Quadrifoglio-Varianten an, die freilich erst im kommenden Frühjahr in den Genuss der Modellaufwertung kommen.

Das Fahrverhalten von Giulia und Stelvio ist dem Anspruch der Marke allemal gewachsen. Sehr gute, sichere Abstimmung, präzises Lenkverhalten, agiles Handling - da lässt es sich kaum klagen. Als leistungsfähig erweisen sich auch die Motoren, wobei die Bandbreite von 190 (kleiner Diesel) bis 280 PS (großer Benziner) reicht. Dazwischen sortieren sich Aggregate mit 200 und 210 PS ein. An Auswahl mangelt es also nicht.

Blick auf die Verbrauchswerte

Der Ordnung halber noch ein Blick auf die Verbrauchswerte: Bei der Giulia reicht die Spanne von 5,0 l (D) bis 7,7 l (S), beim Stelvio von 5,5 (D) bis 8,0 l/100 km (S).

Letztlich ist es ein Mirakel, warum sich Giulia und Stelvio keines größeren Kundenzuspruchs erfreuen, denn technische Basis, Verarbeitung, Ausstattung und Preise (Giulia geschätzt ab 39.500 Euro, Stelvio ab ca. 46.000 Euro, genaueres gibt Alfa erst später bekannt) sollten in dieser Klasse kein Hindernis darstellen.

Gerhard Windpassinger

Alfa Romeo Giulia und Stelvio in Kürze:

Wann sie kommen:  Anfang 2020

Wen sie ins Visier nehmen: 3er BMW, Audi A4, Mercedes C-Klasse bzw. BMW X3, Mercedes GLC, Audi Q5

Was sie antreibt: Diesel mit 190 und 210 PS, Benziner mit 200 und 280 PS

Was sie kosten: In etwa ab 39.500 bzw. 46.000 Euro

Was noch folgt: Die 510 PS starken Quadrifoglio-Versionen des Modelljahres 2020

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