Audi A3 Sportback A35 TDI: Erste Ausfahrt

5.5.2020, 20:15 Uhr
Audi A3 Sportback A35 TDI: Erste Ausfahrt

© Hersteller

Die Kompaktklasse ist ein weites Feld. Da gibt es vernunftbegabte Preis-Leistungs-Künstler wie Kia Ceed oder Renault Mégane. Den VW Golf, natürlich. Und dann sind da noch die feinen Eliten aus der Premium-Liga: 1er BMW, Mercedes A-Klasse. Und der Audi A3. Eng verwandt mit Golf, Skoda Octavia und Seat Leon, aber noch einmal eine Ecke feiner, noch einen Touch sportlicher.

Über das, was die neue und inzwischen vierte A3-Generationen im Allgemeinen so bietet, haben wir bereits berichtet. Jetzt ist es Zeit für ein erstes persönliches Kennenlernen, Ausfahrt inklusive. Im tangaroten Sportdress steht er da, der A3 Sportback, auf 18-Zöllern, gekonnt proportioniert, die organischen Formen einer A-Klasse kontert er mit knackiger Scharfkantigkeit, das sieht wohldosiert extroviert aus, aber nicht halbstark.

Aus für Dreitürer und Cabrio

Der Nachname "Sportback" kennzeichnet den Fünftürer, daneben wird es zum Sommer auch wieder eine Limousine geben. Dreitürer und Cabrio hat Audi hingegen aus dem Programm komplimentiert.

Also einsteigen. Wow – alles neu! Edle Materialien, sorgsamste Verarbeitung, das hat man nicht anders erwartet. Der vierte A3 aber ist auch eine Einladung an den Fahrer. Serienmäßig liegt das digitale Kombiinstrument des "Virtual Cockpit" im Blickfeld, unbescheiden thronen die großen Luftauslässe auf dem Armaturenträger, rechts wendet sich ein 10,1 Zoll großer, ins Instrumentenboard integrierter Touchscreen dem Steuermann respektive der Steuerfrau zu.

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Mit gewissem Misstrauen nähern wir uns den digitalen Welten, denn ein Plus an Digitalisierung geht nicht immer einher mit besserer Bedienbarkeit, der Golf 8 ist so ein Beispiel dafür, dass man es auch übertreiben kann mit der Fokussierung auf Touchen, Sliden und verbaler Kommunikation mit dem Auto. Der A3 enttäuscht hier aber positiv, schnell finden wir uns zurecht in der logisch aufgebauten und mithilfe verschiedener Kacheln durchstrukturierten Menüführung. Zudem gestatten diverse Direkttaster Zugriff auf Funktionen wie Klimatisierung, Sitzheizung oder die Fahrmodi.  Dass der bislang gebräuchliche Dreh-Drück-Steller von der Mittelkonsole verschwunden ist, empfinden wir nicht als Verlust.

Der Finger darf kreisen

Apropos Mittelkonsole: Eine Inaugenscheinnahme zeigt, dass der A3 doch auch ein Herz für den Beifahrer besitzt. Rechts neben dem schicken "Mini-Shifter" für die Automatik sitzt ein kleiner, berührungsempfindlicher Knopf, über den sich mit kreisendem Finger die Lautstärke des Audiosystems regeln lässt. Das funktioniert viel besser als mit dem "Slider", den der Golf hat. Trotzdem haben wir zunächst zu beherzt zugedrückt auf den Knopf und so unversehens den nächsten Radiosender aktiviert.

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Wir starten den Motor und begeben uns auf unsere Proberunde. Der Zweiliter-Diesel im A 35 TDI leistet 110 kW/150 PS, serienmäßig kooperiert er mit der Siebengang-S-tronic, was sich als erfolgreiche Teambildung erweist. Kräftig schiebt der Vierzylinder an, das fühlt sich in nahezu jedem Drehzahlbereich souverän an; weil das maximale Drehmoment von 360 Newtonmetern bereits bei 1600 (und dann bis 2750) U/min anliegt, hat der A35 TDI schon früh ordentlich Puste. In 8,4 Sekunden sprintet er von 0 auf Tempo 100, auf der Autobahn schafft er 224 km/h.

Von der Pflicht zur Kür

Nach der Pflicht aber zur Kür, runter von der Schnellstraße also und rauf auf Nebenstrecken. Hier zeigt sich der A3 von seiner dynamischen Seite, direkt und präzise die Lenkung, leichtfüßig und fast schon sportwagenlike das Fahrverhalten. Wie alle A3-Modelle ab 150 PS nutzt auch der A35 TDI eine Vierlenker-Hinterachse. Das in Verbindung mit S-line-Exterieur serienmäßige Sportfahrwerk informiert allerdings sehr detailliert über die Holprigkeiten der Fahrbahnoberfläche.

Als Normverbrauch gibt Audi 3,9 l/100 km an, um das zu erreichen, muss man freilich sehr sanft mit dem Gaspedal umgehen. Für unsere Ausfahrt vermeldete der Bordcomputer mit 5,2 l/100 km.

Audi A3 Sportback A35 TDI: Erste Ausfahrt

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Nachdem wir den Sportback abgestellt haben, klettern wir noch einmal auf die Rückbank. Erkenntnis: Während man vorne komfortabel sitzt, geht es im Fond deutlich enger zu, vor allem der mittlere Hinterbänkler weiß nicht recht, wohin mit seinen Beinen.

Der Kofferraum wiederum ist mit 380 bis 1200 Litern klassenüblich dimensioniert. Schön aus praktischen Erwägungen: Die dreifach geteilt umlegbare Rücksitzbank und die optionale elektrische Heckklappenbetätigung. Weniger schön: Die verhältnismäßig hohe Ladekante.

Fabelhaft, aber teuer

Fazit: Der neue A3 Sportback ist ein fabelhaftes Auto geworden, toll anzusehen, toll zu fahren. Ob man das arg straffe Sportfahrwerk braucht und mag, kann als Geschmackssache durchgehen.

Ernüchterung stellt sich beim Blick auf die Preisliste ein. Die weist für den A35 TDI mindestens 34.900 Euro aus. Und die Konfiguration unseres mit allen Schikanen vom Bang & Olufsen-Premium-Soundsystem über Head-up-Display, Top-Multimediasystem inklusive Navi, jeder Menge Fahrassistenten bis hin zur Dreizonen-Klimaautomatik ausgestatteten Testwagens führt vor Augen, dass man für einen A3 mal locker 57.905 Euro ausgeben kann. Dafür gibt es mehr als drei Kia-Ceed-Basismodelle. Die Kompaktklasse ist ein weites Feld.

Ulla Ellmer

Audi A3 Sportback in Kürze:

Wann er kommt: Verkaufsstart im März, Auslieferung ab Mai

Wen er ins Visier nimmt: Mercedes A-Klasse, BMW 1er

Was ihn antreibt: 1,5-l-TFSI-Vierzylinder-Benziner mit 110 kW/150 PS, 2.0-TDI-Vierzylinder-Diesel mit 85 kW/116 PS und 110 kW/150 PS

Was er kostet: Ab 28.900 Euro. Als A35 TDI ab 34.900 Euro

Was noch folgt: Einliter-Dreizylinder-Benziner mit 81 kW/110 PS (A3 30 TFSI), 1,5-l-Vierzylinder-Turbobenziner mit 48-Volt-Bordsystem (A3 TFSI MHEV). Plug-in-Hybride, Erdgasvariante g-tron, quattro-Modelle, sportlicher S3 und RS3. Viertürige Limousine