Citroën Ami: Der kleine Freund fährt elektrisch

14.9.2020, 15:03 Uhr
Citroën Ami: Der kleine Freund fährt elektrisch

© Hersteller

Ami – das weckt unterschiedliche Assoziationen. Die einen denken an den Amerikaner, abgekürzt, und wer der französischen Sprache mächtig ist, der weiß, dass "Ami" auf Deutsch "Freund" bedeutet. Wieder andere, zumeist die älteren unter uns, erinnern sich an ein etwas seltsames Citroën-Modell aus den 1960er Jahren.

Fahrbar ab 15

Auch der Ami des Jahres 2020 ist von Citroën entwickelt worden. Doch ansonsten ist so gut wie alles anders: Der neue Ami ist ein Auto, ohne diese Bezeichnung so ganz zu verdienen. Das erkennt der Betrachter nicht nur an der ausgefallenen Form des E-Kleinstwagens, sondern auch am Versicherungsskennzeichen, das normalerweise einem Roller oder Mofa vorbehalten ist. Und gefahren werden darf das Gefährt in einigen Bundesländern schon ab 15 Jahren mit Führerschein Klasse AM, ansonsten mit 16.   

Citroën Ami: Der kleine Freund fährt elektrisch

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Gut, der Ami ist für manche eine Art rollender Elektrokiste. Aber wie fährt er sich? Zunächst mal wie eine Mischung aus urwüchsig, spartanisch und blechern. Letzteres ist den Geräuschen zu verdanken, mit denen man die Türen an Schlaufen auf- und zuzieht, den Handbremshebel bedient oder die Seitenfenster hoch- und runterklappt à la 2 CV/ Deux Chevaux, auch "die Ente" genannt. Urwüchsig, weil er bis zu zwei Personen Platz bietet auf nur 2,41 Metern Länge. Dazu kommen noch knappere 1,39 Meter Breite - da wird es schon ziemlich eng, wenn zwei füllige Menschen im Ami Platz nehmen, ziemlich tief übrigens auf dünn gepolsterten Sitzschalen mit breitem Hartplastikrahmen. Komfort? Aua! Fahrkomfort? So la-la bei schmalen 14-Zoll-Rädern. Heizung? Nun ja, nach zehn Minuten soll das Gebläse das Temperaturniveau innen gegenüber draußen um zehn Grad erhöhen, heißt es.

Schutzhütte auf Rädern

Doch Schwamm drüber, der Ami ist eher eine Knutschkugel, etwas für zwei junge, schlanke Leute, die sich vor allem nicht bei jedem Wetter mit E-Bike oder E-Roller der Natur aussetzten wollen. Also eine dank Glasdach helle, aber wetterfeste Schutzhütte auf Rädern. Passt in eine halbe Parklücke, ist wendig, dreht auf 7,20 Metern - freilich ohne Servolenkung, spartanisch eben. Deshalb auch leicht zu bedienen. Kipphebel für Vorwärts, Rückwärts und Neutral, das war's. Karge Ausstattung, viel Plastik, reichlich Ablagen. Gepäckraum? Nein, höchstens Platz für einen kleinen, genormten Koffer vor den Beinen des Beifahrers. Das zentrale Mini-Display ist bei Sonne schwer ablesbar und nicht beleuchtet.

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Ach so, da wäre noch der Antrieb: zeitgemäß rein elektrisch. Eine Reichweite von bis zu 75 Kilometern verspricht der Citroën-Techniker. Na klar, der Ami ist für die Stadt gemacht, auch wegen der schmalen 45 km/h Höchstgeschwindigkeit. Der kleine Franzose mit seinem Automatikgetriebe zieht an der Ampel gut weg, beinah verblüffend schnell schnurrt er davon. 471 Kilo (leer) wiegt das offiziell "leichte Vierradmobil für Personenbeförderung", davon entfallen knapp 70 Kilo auf die Batterie. Die E-Maschine leistet nur 6 kW/8 PS. Aufzuladen ist der 5,5 kWh-Akku binnen drei Stunden an gewöhnlichen Haushaltssteckdosen.

Die Mobilitätsalternative kann in Frankreich bereits bestellt werden. Kunden entdecken, konfigurieren und bestellen online mit wenigen Klicks, erklärt Citroën-Sprecher Christopher Rux. Zudem gibt es in unserem westlichen Nachbarland seit Juli 100 Händler und 40 Läden eines Kooperationspartners, aber eigentlich erfolgt die Lieferung nach Hause, inklusive einer Einweisung für 200 Euro, beim Händler fallen 100 Euro an.

Citroën Ami: Der kleine Freund fährt elektrisch

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45 km/h Topspeed

Apropos Preise: In Frankreich geht es los ab 6000 Euro für das Basismodell "Ami", oder ab 19,99 Euro Leasingrate bei einer Anzahlung von 2641 Euro. Bei geringerer Anzahlungssumme erhöht sich die Leasingrate gestaffelt. Das Topmodell "My Ami Vibe" mit zusätzlichen Designelementen kommt auf 7360 Euro. Wie gesagt: Die Preise gelten für den französischen Markt, wo ein Bonus von 900 Euro einschließlich Abzug der Mehrwertsteuer zum Tragen kommt.

Individualisieren lässt sich der Ami auch, zum Beispiel mit Spoiler, Dachreling, Nebelleuchte. Und es gibt passende Lifestyle-Produkte zu kaufen, wie T-Shirts, Schuhe, Pullis, Tassen oder Tücher.

In Deutschland wird der Ami erst ab Ende des ersten Quartals 2021 ausgeliefert, die Preise würden sich "in einem ähnlichen Rahmen bewegen" wie in Frankreich, wie es heißt. 

Ingo Reuss

Citroën Ami in Kürze:

Wann er kommt: Deutschland-Start Ende des ersten Quartals 2021

Wen er ins Visier nimmt: Zum Beispiel den Renault Twizy

Was ihn antreibt: Elektromotor mit 6 kW/8 PS

Was er kostet: Vermutlich ab 6000 Euro