Easter Eggs: Auf Ostereier-Suche im Auto

21.4.2019, 12:09 Uhr
Easter Eggs: Auf Ostereier-Suche im Auto

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In der Computerwelt sind Easter Eggs wohlbekannt: Die Entwickler von Software und Spielen verstecken gelegentlich witzige Gimmicks in ihren Programmen, die sich nur dann offenbaren, wenn der kundige (oder ahnungslose) Nutzer eine bestimmte Tastenkombination betätigt. Beim Layoutprogramm Quark X-Press marschierte so unversehens ein kleiner Alien herbei und zerschoss fröhlich Text- oder Bildkästen, Excel 97 verbarg einen Flugsimulator, in "Grand Theft Auto: Vice City" tat sich ein versteckter Raum auf, in dem ein Osterei mit der Aufschrift "Happy Easter" wartete.

Auch Autodesigner hinterlassen so gerne ihre Spuren. Bei Opel beispielsweise herrscht seit Jahren Hai-Alarm an Bord. In Adam, Corsa, Astra, Insignia und Zafira versteckt sich der Raubfisch an verschiedenen Stellen, auch die neuen Modelle Crossland X und  Grandland X folgen dieser Tradition. Sie geht zurück auf einen Sonntagnachmittag im Jahr 2004, an dem der Designer Dietmar Finger zuhause über der Gestaltung einer profanen Handschuhfach-Wand mit Rippenstruktur brütete und von seinem Sohn gefragt wurde: "Papa, warum zeichnest du nicht direkt einen Hai?". Aus der Idee wurde eine fester Brauch. Er habe seine Designer stets ermuntert, bei neuen Entwürfen kleine Haie im Innenraum zu verstecken, sagte der spätere Interior-Designer Karim Giordimaina, der sympathischen Wirkung wegen. Beim Adam erfolgt die Shark-Attack also am Becherhalter, beim Zafira unter der kleinen Gummimatte einer Ablage, beim Crossland X am Handschuhfach.

Easter Eggs: Auf Ostereier-Suche im Auto

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Digitales Osterei von Tesla

Viel ist vom Auto als rollendem Computer die Rede, und so macht sich Tesla auf digitale Art seinen Spaß mit den Easter Eggs. Im flügeltürigen Model X legte auf Knopfdruck und Passworteingabe eine Disco- oder Weihnachtsshow los, in Model X und Model S zeigte das Navi plötzlich die Marsoberfläche an, und ein anderes Easter Egg, das die Programmierer in der Tesla-Limousine versteckt haben, zauberte im Infotainment - Passwort 007 - den Lotus Esprit aus dem Bond-Streifen "Der Spion, der mich liebte" im Unterwassermodus hervor, Tauchtiefen-Skala inklusive. Ein Osterei mit realem Bezug: Den Film-Lotus ("Wet Nellie") hat Tesla-Chef Elon Musk im Jahr 2013 für rund eine Million Dollar ersteigert.

Zeitreise mit "Outatime"

Das neueste Easter Egg der Kalifornier greift den Filmklassiker "Zurück in die Zukunft" mit Michael J. Fox alias Marty McFly, Christopher Lloyd alias Doc Brown und dessen legendärem DeLorean auf. Das "Outatime"-Easter-Egg verbirgt sich in der mobilen Tesla-App und kann nur bei exakt 121 Kilometern Restreichweite aktiviert werden. Fans des Films wissen, warum: Um den DeLorean auf Zeitreise zu schicken, brauchte Doc Brown eine Power von 1,21 Gigawatt.

Wer den "Outatime"-Modus per Klick aufs Batteriesymbol betätigt, darf über allerlei Anspielungen schmunzeln: Der Ladebildschirm wird zur Kraftstoffkammer, der aktuelle Standort ist plötzlich "1600 S Azusa Ave Rowland Heights, California" (der Ort, an dem Marty McFlys Zeitreise vom Jahr 1985 ins Jahr 1955 gedreht wurde), und als nächster Inspektionstermin wird der 5. November 1955 angegeben - jenes Datum also, an dem Marty im Hill Valley der Vergangenheit ankam.

Sogar die Modellbezeichnung ändert sich: Insider erkennen sofort, dass "P88D" auf jene 88 Meilen pro Stunde anspielt, die der DeLorean benötigte, um den Fluxkompensator zu aktivieren.

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Raubkätzchen an Bord

Selbst Premiumhersteller zeigen Humor. So hatte Jaguars Designchef Ian Callum höchstpersönlich die Idee, dem neuen  Kompakt-SUV E-Pace neben dem bekannten Raubkatzen-Logo ein winziges weiteres zu verpassen. Es zeigt eine geduckt schleichende Jaguar-Mama, der ihr tapsiges Baby folgt. Der Kunstgriff schafft auch hier Sympathien und soll von vornherein jeglichen Vorwurf der Hochnäsigkeit brechen. Bei allem Premium-Anspruch, erklärt Callum, dürfe ein Jaguar "zwei Dinge niemals sein: vulgär und arrogant". Weitere Botschaft: Auch Autodesigner sind nur Menschen.

Spinne im Volvo

Bei Volvo verfiel Chefdesigner Thomas Ingenlath auf die Idee mit dem Easter Egg, und wiederum ist es eines der tierischen Art. Im Innenraum des feinen XL-SUV XC90 lauert eine Spinne im Netz, versteckt ist sie im Deckel eines Ablagefachs. Weil sich dieses Fach im Fond befindet, wo die Kids mitreisen, trägt sie ein unverfänglich breites Lächeln im großäugigen Gesicht.

Besonders kreativ beim Ostereier-Verstecken zeigt sich Jeep. An der Heckscheibe des Kompakt-SUVs Renegade schlurft ein zotteliger Yeti daher, unter der Gummimatte eines Ablagefachs offenbart sich eine Karte der Mojave-Wüste, neben dem Tankdeckel ist eine Spinne eingeprägt, die via Sprechblase lässig "Ciao Baby" grüßt. Die kultige Grafik des Kühlergrills (OIIIIIIIO) findet sich in der Rückenlehne der Sitze ebenso wieder wie in den Front- und Rücklichtern oder an der Befestigung des Rückspiegels. Und am unteren Rand der Windschutzscheibe tuckert der militärische Ur-Jeep "Willys" entlang. Auch im neuen Jeep Wrangler  sind Skizzen des kleinen Geländewagens versteckt.

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An Renaults Elektromobil Zoe hat Designer Jean Semeriva buchstäblich seinen Fingerabdruck hinterlassen, konkret den vom Daumen. Wer sucht, der wird an den hinteren Türgriffen fündig.

Beim Ford-Supersportwagen GT wiederum ließen es sich die Designer nicht nehmen, in der Scheinwerfergrafik die Zahl "100" abzubilden - der Renner debütierte im Juni 2003, als die Ford seinen hundertsten Geburtstag feierte. Und in der Chevrolet Corvette C6 (der Vorgängerin des aktuellen Modells) versteckt sich "Jake". Kein niedlicher Osterhase, sondern ein stilisierter Totenkopf - das Maskottchen von Corvette Racing.

Ulla Ellmer

 

 

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