Elektroautos: Wo bleibt denn bloß der Umweltbonus?

1.2.2020, 13:54 Uhr
Elektroautos: Wo bleibt denn bloß der Umweltbonus?

© Nissan, BAFA

Die Freude und die Zuversicht waren groß im vergangenen November. Nach dem sogenannten Autogipfel hatte die Bundesregierung beschlossen, den Umweltbonus für Elektroautos nicht nur zu verlängern, sondern auch aufzustocken. Der Kauf eines rein batterieelektrischen Pkw wird demnach mit 6000 Euro (bisher 4000 Euro) unterstützt, die Anschaffung eines Plug-in-Hybriden erfährt eine Subventionierung in Höhe von 4500 Euro (bislang 3000 Euro).

Die großzügige Geste sollte den Verkauf von Stromern eigentlich ankurbeln. Stattdessen könnte sie ihn erst einmal lahmlegen. Denn die Umsetzung der Regelung lässt noch auf sich warten. Wer aber kauft jetzt noch zu alten Konditionen ein Elektroauto, wenn er doch über kurz oder lang mit deutlich höherer Unterstützung rechnen kann?

Uneingelöstes Versprechen

Diese Erfahrung, sagt Axel Koblitz, Hauptgeschäftsführer beim Zentralverband Deutsches Kfz-Gewerbe (ZDK), machten derzeit auch viele Händler in Kundengesprächen. "Die Bundesregierung hat ein Versprechen in die Welt gesetzt, das sie jetzt nicht einlöst", schimpft Koblitz.

Für die Autohändler ist die Kaufzurückhaltung in Sachen Elektromobilität in mehrfacher Hinsicht problematisch. Zum einen stehen sie unter Verkaufsdruck vonseiten der Hersteller. Diese brauchen ihre Händler als Erfüllungsgehilfen: Es gilt, die neuen Elektroautos unters Volk bringen, damit der CO2-Flottenausstoß sinkt und happige Strafzahlungen an die EU vermieden werden. Das führt dazu, dass – beispielsweise – Peugeot-Händler eine Quote von drei Prozent E-Autos und vier Prozent Plug-in-Hybriden erfüllen müssen, ansonsten droht die Streichung von Boni.

Zum zweiten, sagt Axel Koblitz, bekämen die Händler den Unmut der in Sachen Umweltbonus vertrösteten Kunden als Erste zu spüren. Und zum dritten könnte sich in dem Moment, in dem die neue Prämie tatsächlich in Kraft tritt, ein geballter Run auf Elektroautos ergeben, der mit den dann verfügbaren Einheiten nicht zu befriedigen ist. Dies dürfte für weitere Missstimmung unter den Kaufwilligen sorgen.

Wann die aufgebesserte Förderprämie tatsächlich kommt, weiß derzeit niemand zu sagen. Bundesregierung und EU-Kommission schieben sich gegenseitig den Schwarzen Peter zu: Vonseiten des BAFA ist zu hören, dass die EU-Kommission dem Förderprogramm erst noch zustimmen müsse. Laut "Zeit online" hat die Bundesregierung aber noch gar nicht alles bei der EU-Kommission eingereicht, was zur Prüfung der Subvention nötig sei.

Auch junge Gebrauchte förderwürdig?

Offensichtlich ist man sich in Berlin noch uneins über die Frage, welche Fahrzeuge zusätzlich zu den schon bisher als förderwürdig eingestuften in das Subventionsprogramm aufgenommen werden sollen – junge Gebrauchte beispielsweise. Bis die Angelegenheit endgültig ins Rollen kommt, könnten schlimmstenfalls Monate ins Land ziehen.
Bekanntlich wird der Umweltbonus je zur Hälfte vom Bund und vom Hersteller getragen. Genau hier liegt für den Kunden das Problem: Während der Antrag auf BAFA-Förderung noch lange nach dem Kauf des Stromers eingereicht werden kann, muss der Händler seinen Anteil gleich vom Preis abziehen – was er nicht in einem Umfang tun wird, der noch gar nicht offiziell abgesegnet ist.

Die Berechnung funktioniert so: Zunächst geht der Herstelleranteil – derzeit 2000, künftig 3000 Euro – vom Nettolistenpreis ab. Beträgt dieser 30.000 Euro, reduziert er sich also auf 27.000 Euro. Darauf wird jetzt die Mehrwertsteuer draufgeschlagen, ergibt 32.130 Euro. Von dieser Summe dürfen schließlich die vom Bund gewährten 3000 Euro abgezogen werden. Es ergeben sich 29.130 Euro – im Vergleich zum eigentlichen Bruttolistenpreis von 35.700 Euro also eine Ersparnis in Höhe von 6570 Euro.

Ab 65.000 Euro gibt es nichts

Die Maximalförderung in Höhe von 6000 Euro werden allerdings nur jene Elektroautos erhalten, deren Nettolistenpreis unter 40.000 Euro liegt. Im Bereich von 40.000 bis 65.000 Euro gibt es noch 5000 Euro, teurere Stromer gehen leer aus. Auch bei Plug-in-Hybriden liegt die magische Grenze für die Maximalförderung (4500 Euro) bei 40.000 Euro. Teilzeitstromer, die mehr kosten, sollen immerhin noch 3750 Euro bekommen.

Hersteller springen in die Bresche

Vorgeprescht im Kampf um Elektro-Kunden sind indes Renault, Nissan, Kia und Hyundai. Diese Hersteller führen schon jetzt verkaufsfertige Stromer im Angebot, Renault etwa den Zoe oder Kangoo Z.E., Nissan den Leaf, Hyundai den Ioniq und den Kona Elektro, Kia den e-Soul und den e-Niro. Bis der Umweltbonus tatsächlich in Kraft tritt, stockt Renault seinen Rabatt so auf, dass sich für den Kunden inklusive des aktuellen BAFA-Förderbetrags 6000 Euro Preisvorteil ergeben, auch Kia garantiert eine Kaufprämie von 6000 Euro. "Sollte der erhöhte staatliche Anteil nicht rückwirkend gezahlt werden, gleicht Kia die Differenz aus", sagt Kia-Deutschland-Chef Steffen Cost. Bei Hyundai und Nissan kann der E-Auto-Kunde sogar auf 8000 Euro kommen.

Ulla Ellmer
 

 

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