Fahrbericht: BMW X1 sDrive 18i

1.5.2020, 18:45 Uhr
Fahrbericht: BMW X1 sDrive 18i

© Hersteller

Wie er aussieht: Erst im vergangenen Jahr haben die Schönheitschirurgen von BMW behutsam das Skalpell am X1 angesetzt. Dabei wurde beispielsweise der Niere zu neuer Größe verholfen, stattlicher sieht sie aus, aber keineswegs so protzig wie beim großen und darob vieldiskutierten X7. Insgesamt kommt der aufgefrischte X1 "SUViger" rüber als der Vorgänger, der eher wie ein hochbeiniger Kombi auftrat.

Neu fällt auch die Grafik der optionalen adaptiven LED-Scheinwerfer aus. Und wenn wir schon beim Leuchten sind: Als Bestandteil des Lichtpakets (400 Euro) kann sich der Käufer das schicke Detail eines beim Entriegeln auf den Boden projizierten "X1"-Logos leisten. Gimmick? Nicht nur, sagt BMW, und weist darauf hin, dass eine solche Leuchtinsel das Ein- und Aussteigen erleichtert und bei Dunkelheit davor bewahrt, unversehens in eine Pfütze zu matschen.

Mit 4,48 Metern Länge bewegt sich der X1 im Konkurrenzumfeld von Audi Q3, Volvo XC40 und Mercedes GLA.

Wie er eingerichtet ist: Dass wir dem X1 Premium-Ambiente bescheinigen, wird nicht überraschen und ist angesichts des Preises (siehe unten) auch zu erwarten. Ein volldigitales Cockpit befindet sich nicht an Bord, das bekommt erst die nächste, dann richtig neue X1-Generation. Das aktuelle Modell rückt also zwei runde Analoginstrumente ins Sichtfeld, die ein Mini-Display mit eher begrenztem Info-Inhalt in die Mitte nehmen.

Fahrbericht: BMW X1 sDrive 18i

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Schön groß (10,25 Zoll) fällt aber der auf den Armaturenträger aufgesetzte Zentralmonitor mit seinen verschiebbaren Kacheln aus, er lässt sich via sehr guter Sprachsteuerung, Touch oder mithilfe des BMW-typischen Dreh-Drück-Reglers bedienen. Der große Screen muss allerdings extra bezahlt werden, er ist Teil des 2950 Euro teuren Navigation-Plus-Systems, zu dem dann auch ein Head-Up-Display gehört. Der mickrige 6,5-Zoll-Basis-"Bildschirm" verdient seinen Namen nicht. Als mittlere Lösung stehen 8,8 Zoll zur Wahl.

Wie viel Platz er hat: Für seine kompakte Größe viel. Selbst im Fond lässt es sich angenehm reisen, Kopf- und Beinfreiheit fallen generös aus. Serienmäßig mitgeliefert wird der praktische, da faltbare und aufstellbare doppelte Gepäckraumboden. Nicht minder sinnvoll, aber extra zu bezahlen: Die bis zu 13 Zentimeter längs verschiebbare Rücksitzbank (350 Euro) sowie die elektrische Heckklappe (500 Euro). Insgesamt packt der Kofferraum sehr ordentliche 505 bis 1550 Liter weg.

Klingt vielleicht komisch, ist aber so: Das Raumgefühl vorne ist Geschmackssache. Der eine mag sich zu eng eingebunden fühlen ins Fahrzeug, der andere schätzt dies als Charakteristikum eines BMW-typischen "Driver’s Car".  

Was ihn antreibt: Der 103 kW/140 PS starke 1,5-l-Benziner im X1 sDrive 18i markiert die Einstiegsmotorisierung für das kleinste BMW-SUV. Um gewahr zu werden, dass es sich bei ihm um einen Dreizylinder handelt, muss man schon sehr genau hinhören. Kein Schnattern und kein Knattern, akustisch agiert der Turbo angenehm unauffällig. Ebenso zufrieden haben wir die ruhige Laufkultur zur Kenntnis genommen. Ausreichend flott in Fahrt bringt der Dreiender den X1 auch. So fällt der Verzicht auf einen Vierzylinder leicht.

Die 7-Gang-Steptronic (2100 Euro) schaltet mitunter recht frühzeitig hoch, was dann zu dem Gefühl führt, eher untertourig unterwegs zu sein.

Wie er sich fährt: BMW war offensichtlich bestrebt, auch dem X1 die markentypische Fahrdynamik anzuerziehen. Mit der direkten, präzisen Lenkung lässt sich der Fronttriebler tatsächlich exakt auf Kurs halten, von Seitenneigung in schnell angegangenen Kurven ist nicht unangemessen viel zu spüren. Neutral wirkt das, agil auch, aber nicht unbedingt sportlich. Wozu auch, fragen wir uns, von einem SUV erwartet schließlich kein Mensch, dass es als Kurvenräuber um die Ecken pfeilt. Zumal unter den sportlichen Ambitionen der Komfort leidet, wir fanden die Fahrwerksabstimmung des X1 zu straff.

Fahrbericht: BMW X1 sDrive 18i

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Begriffserklärung am Rande: sDrive steht für Front-, xDrive für Allradantrieb, den es für den 18i jedoch nicht gibt.

Was er verbraucht: Nach Norm 5,7 bis 5,4 l/100km. Wir fütterten den X1 sDrive 18i im Schnitt mit 6,2 l/100 km. Während die Diesel sDrive 16d und xDrive 25d bereits Euro 6d erfüllen, ist der 18i nach Euro 6d Temp eingestuft.

Was er bietet: Den X1 sDrive 18i gibt es in allen fünf Ausstattungsvarianten bis hin zum M Sport. Das Basismodell hat unter anderem 17-Zoll-Aluräder, Klimaanlage, Regensensor und eine Freisprecheinrichtung an Bord. Dabei wird es kaum ein Kunde belassen wollen. Die wichtigsten Fahrassistenten sind in den Paketen "Driving Assistant" (650 Euro, Spurverlassenswarner, Fernlichtassistent, Personenwarnung mit City-Anbremsfunktion) und "Driving Assistant Plus" (1400 Euro, zusätzlich noch Adaptivtempomat sowie Stauassistent mit Stop&Go-Funktion und Lenkeingriff) zusammengefasst. Systeme wie Toter-Winkel-Assistent oder Spurhalteassistent gibt es nicht, wobei Letzterer oft eh nur nervt.

Fahrbericht: BMW X1 sDrive 18i

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Was er kostet: Ab 33.100 Euro.

Was wir meinen: Der BMW X1 sDrive 18i ist ein schickes Kompakt-SUV, das optische Präsenz zeigt, ohne dabei als unzeitgemäß grober Klotz zu wirken. Der kultivierte 140-PS-Dreizylinder reicht für den Alltagsgebrauch aus. Allradantrieb haben wir nicht vermisst, etwas mehr Fahrkomfort schon. Aus dem Einstiegspreis wird kaum was werden. Den X1 auf 45.000 bis 50.000 Euro zu bringen, ist kein großes Kunststück.

Ulla Ellmer

 

Die Daten des BMW X1 sDrive 18i mit 7-Gang-Steptronic

Hubraum 1499 ccm, Zylinder 3, Leistung 103 kW/140 PS bei 4600 - 6500/min, max. Drehmoment 220 Nm bei 1480 - 4200 /min, Spitze 203 km/h, Beschleunigung 0 auf 100 km/h in 9,7 sec, Normverbrauch innerorts 7,0 – 6,8, außerorts 4,9 – 4,6, kombiniert 5,7 – 5,4 l S pro 100 km, Testverbrauch 6,2 l S/100 km, CO2-Emission 129 - 122 g/km, Schadstoffklasse Euro 6d Temp, Energie-Effizienzklasse B, Länge 4,45 m, Breite 1,82 m, Höhe 1,60 m, Kofferraum 505 bis 1550 l, Kraftstoff-Tank 51 l, Leergewicht 1475 kg, zulässiges Gesamtgewicht 2025 kg, Zuladung 595 kg, Anhängelast 1700 kg (gebremst), 750 kg (ungebremst). 7-G-Doppelkupplungsgetriebe, Frontantrieb. Versicherungs-Typklassen 19 (KH), 22 (VK), 23 (TK). Preis ab 33.100 Euro, mit Steptronic 35.200 Euro.