Fahrbericht DS3 Crossback: Ganz schön mutig

31.1.2020, 15:18 Uhr
Fahrbericht DS3 Crossback: Ganz schön mutig

© Hersteller

Wie er aussieht: DS? DS: Frankophile Autofans wissen mit diesen beiden Buchstaben etwas anzufangen, stehen sie doch für die legendäre "Déesse", die "Göttin" aus dem Hause Citroën, die in den 1960er und 1970er Jahren mit betörender Schönheit und Hydropneumatik in den Auto-Olymp fuhr. Ab 2009 wurden die besonders edlen unter den Citroën-Modellen mit dem DS-Label geadelt, seit 2014 firmiert DS als eigenständige Premium-Marke im PSA-Konzern.

Warum dieser Rückblick? Weil die Historie eine nicht unerhebliche Erwartung an Charme und Charisma der neuen DS-Modelle weckt. An die Ausstrahlung der göttlichen Namenspatronin – so viel vorweg – kann der DS3 Crossback nicht heranreichen. Bei erstem Hinsehen ist er ein recht normaler, 4,12 Meter langer Kompakt-Crossover, der sich im Umfeld von VW T-Cross, Audi Q2 oder Mini Countryman bewegt. 

Erst auf den zweiten Blick fallen Extrovertiertheiten wie – zugegebenermaßen wirklich cool – die automatisch aus- und einfahrbaren Türgriffe, die in die hinteren Seitenscheiben hineinzackenden "Haifischflossen" oder das elegante Heck mit den optionalen LED-Rückleuchten und Lauflichtblinkern auf.

Technisch basiert der DS3 Crossback übrigens auf der CMP-Plattform, die auch die neuen Generationen von Peugeot 208 und Opel Corsa trägt.

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Wie er eingerichtet ist: Weit unkonventioneller als es der äußere Schein vermuten lässt. Das muss man allerdings mögen. Die Raute als prägendes Stilelement ist allseits präsent, sie findet sich winzig klein auf den silbernen Drehrädern am Lenkrad oder großformatig in Gestalt jener Flächen, welche die berührungssensitiven Direkttasten für Temperatur oder Navi beherbergen.

Die wilde Entschlossenheit der Innenarchitekten, dem DS3 Crossback ein extravagantes Interieur zu erschaffen, führt freilich dazu, dass das Auge überfordert vom tief in einer Höhle positionierten digitalen Kombiinstrument über den großformatigen 10,3-Touchscreen auf der Mittelkonsole bis hin zu den metallisch glänzenden Leisten wandert, die den joystickartigen Automatik-Wählhebel flankieren und in denen die Tasten für die Fensterheber sitzen. Rot pulsiert der Start-Knopf (natürlich in Rautenform), beim aufpreispflichtigen Head-up-Display hat DS die Light-Lösung mit Plexiglasscheibe gewählt.

Nicht unerwähnt soll freilich bleiben, dass die Verarbeitungsqualität tipptopp ausfällt und das Ambiente ziemlich edel. Auf Wunsch ist sogar der Armaturenträger mit Nappaleder überzogen und sind die Ziernähte mit Perlenstich gearbeitet, es stehen zahlreiche Individualisierungsmöglichkeiten zur Wahl und Nobel-Extras wie Massagesitze.

Wie viel Platz er hat: Vorne ausreichend. Die Fondpassagiere müssen indes darauf hoffen, dass ihre Vorderleute keine Sitzriesen sind – schieben sie ihr Gestühl auch nur einigermaßen weit nach hinten, wird der rückwärtige Knieraum noch knapper als er ohnehin schon ist. Schon der Zustieg nach hinten gelingt, der schmalen Türen wegen, nicht wirklich anmutig. Und so schick die erwähnten "Haifischflossen" in der Fenstergrafik auch aussehen, beim Blick nach draußen sind sie im Weg. Das Kofferraumvolumen (350 bis 1050 Liter) entspricht dem, was im Konkurrenzumfeld üblich ist. Leider gibt es weder eine verschiebbare Rücksitzbank noch einen verstellbaren Ladeboden.

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Was ihn antreibt: 114 kW/155 PS und ein ordentliches Drehmoment von 240 Newtonmetern bei niedrigen 1750 Touren sind das Stärkste, was für den DS3 Crossback zu haben ist. Dahinter steht ein Dreizylinder-Turbo-Benziner mit 1,2 Litern Hubraum. Das ist nicht übermotorisiert, aber auch keine unangemessene Magerkost. Der DS3 Crossback PureTech 155 reagiert spontan aufs Gaspedal und kommt mit angemessener Verve durch den Alltag. Dabei agieren die 155-PS-Maschine und die gut abgestimmte, sanft schaltende Achtgang-Automatik als harmonisch eingespieltes Team. Auch bei schneller Fahrt (Spitze 208 km/h) geht es nicht übermäßig laut zu.

Randnotiz: Vom DS3 Crossback gibt es auch eine rein elektrische Version (E-Tense).

Wie er sich fährt: Der ausschließlich frontgetriebene DS3 Crossback gibt ein klares Bekenntnis zu einem Dasein als komfortabler Gleiter ab. Er federt weich, ohne schwammig zu wirken, schadhaften Asphalt und kurze Stöße filtert er elegant aus, von Seitenwindattacken lässt er sich nicht aus der Ruhe bringen. Wer ein Auto fürs entspannte Reisen sucht, ist hier richtig. Weniger gut hat uns gefallen, dass die "Haifischflossen" (ja, schon wieder die) nicht nur beim Rangieren die Sicht einschränken. Beim Abbiegen oder Einparken kann das schon mal bedenklich werden, Radfahrer oder Fußgänger werden allzu leicht verdeckt.

Was er verbraucht: Nach alter NEFZ-Norm 5,1 l/100 km. In der Praxis brachten wir es auf durchschnittlich 6,6 l/100 km.

Fahrbericht DS3 Crossback: Ganz schön mutig

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Was er bietet: Der 155-PS-Benziner ist erst ab der zweiten von drei Ausstattungsstufen ("So Chic") zu haben. Sie umfasst unter anderem 17-Zoll-Aluräder, elektrisch anklapp-, einstell- und beheizbare Außenspiegel, Infotainment mit Apple CarPlay und Android Auto, Klimaautomatik, City-Notbremsassistent, Geschwindigkeitsregler und – begrenzer.  Vieles lässt sich hier noch dazu buchen – die gängigen Assistenzsysteme, Matrix-LED-Scheinwerfer oder Parkautomatik, zudem stehen fünf sogenannte "Innenraumwelten" zur Wahl.

Was er kostet: Ab 30.990 Euro. Auch beim Preis geht der DS3 Crossback ganz schön mutig vor.

Was wir meinen: Pluspunkte sammelt der DS3 Crossback mit seinem wohltemperierten Fahrkomfort und dem überzeugenden Antrieb aus 155-PS-Benziner und Achtgangautomatik. Ob die extrovertierte Innenarchitektur als zu viel des Guten oder aber als cool empfunden wird – Geschmackssache. Definitiv hoch fällt allerdings der Preis aus. Und auch die geringe Händlerdichte (rund 30 in Deutschland) könnte für so manchen Kunden ein Ausschlusskriterium sein.

Ulla Ellmer

Die Daten des DS3 Crossback PureTech 155 Automatik

Hubraum 1199 ccm, Zylinder 3, Leistung 114 kW/155 PS bei 5500/min, max. Drehmoment 240 Nm bei 1750/min, Spitze 208 km/h, Beschleunigung 0 auf 100 km/h in 8,2 sec, Normverbrauch NEFZ innerorts 5,9, außerorts 4,4, kombiniert 4,9 l S pro 100 km, Testverbrauch 6,6 l S/100 km,CO2-Emission 113 g/km, Schadstoffklasse Euro 6d, Energie-Effizienzklasse B, Länge 4,12 m, Breite 1,79 m, Höhe 1,53 m, Kofferraum 350 bis 1050 l, Kraftstoff-Tank 44 l, Leergewicht 1352 kg, Zuladung 428 kg, Anhängelast 1200 kg (gebremst), 640 kg (ungebremst). 8-G-Automatik, Frontantrieb. Versicherungs-Typklassen 16 (KH), 19 (VK), 20 (TK). Preis ab 30.990 Euro.

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