Fahrbericht: Mini Cooper Countryman SE ALL4

17.3.2021, 19:46 Uhr
Fahrbericht: Mini Cooper Countryman SE ALL4

© Hersteller

Wie er aussieht: Ziemlich cool. Bullig proportioniert, mit Zweifarblackierung, Dachreling, schwarz konturierten Radhäusern und angedeutetem Unterfahrschutz - dabei aber ganz unverkennbar einer aus der ikonischen Mini-Familie. Dass sich unter der Karosserie ein BMW X1 verbirgt, ist dem 4,30 Meter langen Countryman nicht anzusehen, und auch nicht, dass er wie das Mini Cabrio beim niederländischen Produktionspartner VDL NedCar vom Band läuft. Gekonnt spielt das SUV vom Mini die britische Karte aus, der Union Jack ist allgegenwärtig, im Interieur sowieso, aber auch die LED-Heckleuchten schmücken sich mit dem kultigen Flaggen-Motiv. Speziell der SE macht seine teilelektrische Identität durch diverse "e"-Embleme an der Außenhaut kenntlich.  

Wie er eingerichtet ist: Auch im ebenso makellos wie sauber verarbeiteten Interieur ist der Countryman ganz Mini - von den zahlreichen Kippschalterchen, über die sich unter anderem die Fahrmodi ansteuern lassen bis hin zum Zentralmonitor im Pizzateller-Format, der berührungssensitiv reagiert, aber auch – schön! - per Dreh-Drück-Regler zu bedienen ist. Neben einem griffigen Sportlenkrad und Sportsitzen spendiert Mini dem Countryman SE serienmäßig ein digitales Fahrerdisplay sowie ein Multimedia-Navi mit Echtzeit-Verkehrsinfos und Smartphone-Integration. Das Head-up-Display (eine Light-Lösung mit Plexglasscheibe) ist Teil des aufwendigeren Connected-Navigation-Plus-Systems zu 1900 Euro.  

Das Fahrerdisplay vermittelt auch Infos über den Sprit- und Stromverbrauch, die Reichweite sowie den Batterieladestand. Hier hätten wir uns ein größeres Schriftbild gewünscht. Zudem wird stets nur eine der genannten Infos angezeigt, was bedeutet, dass man sich über einen kleinen Taster am Blinkerhebel schrittweise bis zur gewünschten Angabe durcharbeiten muss. 

Fahrbericht: Mini Cooper Countryman SE ALL4

Wie viel Platz er hat: Der fünfsitzige Countryman ist der praktischste Mini, wohl auch deshalb vereint er rund ein Drittel der Verkaufszahlen auf sich. Fahrer und Beifahrer positioniert er bequem und angenehm hoch, auch im Fond sitzt es sich überraschend nett und komfortabel. Für die Beine wird es erst dann enger, wenn vorne ein wirklich großer Zeitgenosse Platz genommen hat.

Die Rückbank klappt dreiteilig im Verhältnis 40:20:40, wer 300 Euro investiert, kann sie um 13 Zentimeter längs verschieben. Und der Kofferraum fasst 405 bis 1275 Liter, das sind ideale Maße für Shopping und Urlaubsreise, aber auch etwas geringere als beim Verbrenner-Countryman, der 450 bis 1390 bereitstellt.    

Was ihn antreibt: Für benzingespeistes Fahren ist im Countryman SE ein 1,5-l-Dreizylinder mit 92 kW/125 PS zuständig, den elektrischen Part übernimmt ein Elektro-Synchronmotor, der es auf 70 kW/95 PS bringt. Das Teamwork führt zu einer Systemleistung von 162 kW/220 PS. Und zu Allradantrieb, denn während der Verbrenner an der Vorderachse sitzt, ist die E-Maschine an der Hinterachse positioniert. Das bedeutet wiederum auch, dass der SE bei rein elektrischer Fahrt als Hecktriebler agiert und im puren Benzin-Modus als Fronttriebler. Das Futter für den Elektromotor liefert eine Lithium-Ionen-Batterie der Kapazität 10 kWh. Die Gänge werden von einer Sechsgang-Automatik sortiert.

Wie er sich fährt: Über die Klaviatur der Kippschalterchen lässt sich festlegen, wie der Countryman SE vorgehen soll: "MAX eDrive" polt ihn auf elektrisches Fahren, das funktioniert theoretisch bis zu einer Geschwindigkeit von 135 km/h. In "Auto eDrive" organisiert die Elektronik das Zusammenspiel zwischen E-Maschine und Verbrenner – die Software entscheidet dann, ob das Mini-SUV nahezu geräuschfrei dahinstromert oder ob der Dreizylinder einspringen beziehungsweise ganz übernehmen soll, beim Beschleunigen etwa oder wenn die elektrischen Reserven aufgebraucht sind.  Im „Save“-Modus arbeitet ausschließlich der Verbrenner, der Batterieladestand wird dann quasi eingefroren, um später das lokal emissionsfreie Rollen durch eine Umweltzone oder bis vor die Haustür zu ermöglichen.

Weitergehendes Feintuning gestatten drei zusätzliche Fahrmodi: Neben der Standardeinstellung "Mid" nimmt "Green" die Lebensfunktionen des Countryman zum Zwecke bestmöglicher Effizienz zurück, "Sport" belebt seine Sinne sehr spürbar.

Fahrbericht: Mini Cooper Countryman SE ALL4

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Wie alle Plug-in-Hybride ist auch der Countryman SE kein Federgewicht, 1715 Kilogramm bringt er auf die Waage. Trotz der vielversprechenden Systemleistung von 220 PS geht es daher nicht unbedingt sportlich, aber doch so flott voran, dass sich das Zusammensein mit dem Countryman durchaus spaßbringend gestaltet. Das liegt auch am Mini-typisch agilen Handling, der präzisen Lenkung und dem stramm abgestimmten Fahrwerk: Der Countryman kurvt engagiert über Land, Unebenheiten steckt er aufgrund des straffen Set-ups nicht perfekt, aber doch ziemlich gut und zufriedenstellend weg. Ein Adaptivfahrwerk gibt es nicht.

Wie weit er kommt: Nach WLTP-Standard verspricht Mini eine E-Reichweite von 47 bis 51 Kilometern. Das kommt in der Praxis hin -  bestenfalls allerdings, denn wer nicht gerade den "Green"-Modus bemüht und konzentriert vorausschauend fährt, kann auch schon nach 35 bis 40 Kilometern am Ende der elektrischen Möglichkeiten angelangt sein. Weil der Benzintank mit 36 Litern knapp dimensioniert ist, muss auf Langstreckenfahrten verhältnismäßig oft nachgetankt werden.

Was er verbraucht: Im Hybrid-Modus haben wir, solange elektrische Reserven zur Verfügung standen, einen Spritverbrauch von 1,6 l/100 km und einen Strombedarf von 16,9 kWh ermittelt. Ausschließlich vom Verbrenner bewegt, hat der Countryman SE im Schnitt 6,7 l/100 km konsumiert. Bei forcierter Autobahnfahrt können daraus knapp 9 Liter werden.

Wie er lädt: Wechselstrom an der Wallbox zapft der Plug-in-Countryman bis 3,7 kW, Vollladen nimmt gut drei Stunden in Anspruch. Während der Fahrt sorgt sanftes Rekuperieren für elektrischen Nachschub, einen speziellen Rekuperationsmodus gibt es indes nicht.

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Was er bietet: Serienmäßig unter anderem 17-Zoll-Leichtmetallfelgen, Klimaanlage, Regensensor, Sportlederlenkrad und Sportsitze, die Connected-Navigation mit Smartphone-Integration sowie je ein Kabel für das Laden zu Hause und an der öffentlichen Ladesäule. Daneben bleibt aber vieles, was sich Mini extra bezahlen lässt – von der Sitzheizung (350 Euro) über die automatische Heckklappenbetätigung (450 Euro), die Rückfahrkamera (400 Euro) und die adaptiven LED-Scheinwerfer mit Matrixlichtfunktion (400 Euro) bis hin zum Driving Assistant (720 Euro), der aktive Geschwindigkeitsregelung, Fernlichtassistent und Verkehrszeichenerkennung zum Paket vereint.

Die für die übrigen Countryman-Geschwister ausgeschriebene Anhängerkupplung ist für den SE nicht erhältlich, was auch diejenigen Kunden bedauern dürften, die Fahrräder huckepack transportieren wollen.

Was er kostet: Ab 39.100 Euro. Abzugsfähig ist der Umweltbonus in Höhe von 6750 Euro.

Was wir meinen: Der lifestylige Countryman SE verbindet den typischen Mini-Charme mit ordentlichen Platzverhältnissen, vergnüglichen Fahreigenschaften und der Möglichkeit elektrischen und somit lokal emissionsfreien Vorankommens. Die nicht unbeträchtliche Investition in den Plug-in-Hybriden lohnt vor allem für den, der vorwiegend Kurzstrecke fährt und sowohl die Möglichkeit als auch die Bereitschaft zum disziplinierten Laden mitbringt.

Ulla Ellmer

Die Daten des Mini Countryman SE ALL4

VERBRENNUNGSMOTOR: Hubraum 1499 ccm, Zylinder 3, Leistung 92 kW/125 PS bei 5000 – 5500/min, max. Drehmoment 220 Nm bei 1500 - 3800/min. ELEKTROMOTOR: Leistung 70 kW/95 bei 3900/min, Drehmoment 165 Nm bei 100 – 3000/min. SYSTEMLEISTUNG 162 kW/220 PS, SYSTEMDREHMOMENT 385 Nm. Batterietyp Lithium-Ionen, Kapazität 10,0 kW/h brutto. Ladeanschluss Typ 2 (bis 3,7 kW). Spitze 196 km/h, Beschleunigung 0 auf 100 km/h in 6,8 sec. Reichweite elektrisch WLTP 47 - 51 km. Kraftstoffverbrauch kombiniert 1,9 – 1,7 l S/100 km, Stromverbrauch kombiniert 15,5 – 14,8 kWh. Testverbrauch Hybridmodus 1,6 l S/100 km, 16,9 kWh, Verbrennermodus 6,7 l/100 km. CO2-Emission 44 – 39 g/km, Schadstoffklasse Euro 6d., Energie-Effizienzklasse A+. Länge 4,29 m, Breite 1,82 m, Höhe 1,56 m, Kofferraum 405 - 1275 l. Leergewicht 1715 kg, zulässiges Gesamtgewicht 2270 kg, Zuladung 555 kg. Sechsgangautomatik, Allradantrieb. Versicherungs-Typklassen 16 (KH), 20 (VK), 20 (TK). Preis ab 39.100 Euro.