Fahrbericht: VW Passat Variant GTE

14.4.2020, 19:50 Uhr
Fahrbericht: VW Passat Variant GTE

© Hersteller

Wie er aussieht: Im letzten Jahr hat VW den Passat einem Facelift unterzogen, das seine – eher marginalen – Spuren auch am GTE hinterlassen hat: Der "Passat"-Schriftzug zieht sich nunmehr quer übers Heck, im modifizierten Kühlergrill sitzen neue LED-Leuchten. Seine spezielle Identität macht der Plug-in-Passat durch GTE-Schriftzüge und (auf Wunsch) blaue Bremssättel kenntlich. In Deutschland trägt der Kombi "Variant" den Löwenanteil der Verkäufe. Stattliche 4,77 Meter ist er lang und 1,83 Meter breit, ein buchstäblich großer Wagen, der auf das VW-typische optische Reinheitsgebot setzt – klares, cleanes Design, das auf jegliche Verspieltheiten verzichtet.

Wie er eingerichtet ist: Materialauswahl und -verarbeitung fallen markentypisch tadellos aus, der serienmäßige "ergoComfort"-Fahrersitz ist ein bequemes Möbel, gegen 1225 Euro Aufpreis wird er 14-fach verstellbar und bietet eine Massagefunktion. Multimedial ist der Passat im Rahmen seines Updates auf den Modularen Infotainment-Baukasten dritter Generation (MIB3) umgestiegen, das aufpreispflichtige und individuell einstellbare Digital Cockpit begibt sich in Partnerschaft zu einem großen Touchscreen in der Mittelkonsole, der sich ebenfalls frei konfigurieren lässt und dessen Bedienführung dem modernen Tablet-Prinzip folgt. Auch ein Head-up-Display lässt sich ordern, allerdings nur die "Light"-Lösung in Gestalt einer kleinen Plexiglasscheibe. Im Passat gibt es nurmehr die neuen USB-C-Anschlüsse, für viele Nutzer wird es da nicht ohne Adapter abgehen.

Wie viel Platz er hat: Platz ist eine klassische Paradedisziplin des Passat Variant. Auch die Passagiere im Fond können es sich dank großzügiger Kopf-, Bein- und Ellenbogenfreiheit bestens gemütlich machen. Der über eine niedrige Ladekante zugängliche Kofferraum des GTE schrumpft im Vergleich zu den konventionell angetriebenen Geschwistern um knapp 170 Liter auf nunmehr 483 bis 1683 Liter. Das liegt daran, dass VW das Akkupack im Heck verbaut hat. Dennoch bleiben die Transportkapazitäten beachtlich.

Fahrbericht: VW Passat Variant GTE

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Was ihn antreibt: Der Passat GTE kombiniert einen 1,4-l-Vierzylinder-Turbobenziner mit 115 kW/156 PS und einen Elektromotor mit 85 kW/115 PS zu einer Systemleistung von 160 kW/218 PS. Als Energiespeicher dient ein 13-kWh-Akku.

Wie weit er elektrisch kommt: Nach WLTP-Norm maximal 56 Kilometer. Bei sanft geführtem Gasfuß und vorausschauender Fahrweise brachten wir es auf 45 bis 50 Kilometer. Erst als der Winter mit kalten Temperaturen hereinbrach, reichte eine Akkuladung nur noch für 35 Kilometer. In aller Regel genügt die elektrische Reichweite aber für die üblichen Pendlerdistanzen.

Wie er lädt: Die Ladebuchse sitzt hinter einer im Kühlergrill versteckten Klappe. Mit dem serienmäßigen Ladekabel für die Haushaltssteckdose (2,3 kW) dauert es fünf Stunden, bis der Akku komplett befüllt ist. Gegen 175 Euro Aufpreis liefert VW alternativ ein 3,6-kW-Ladekabel für Wechselstrom-Ladestationen, mit dessen Hilfe sich die Ladedauer auf etwa dreieinhalb Stunden reduziert.

Aber auch während der Fahrt lässt sich die Batterie laden – durch Rekuperation, die sich im "B"-Modus verstärkt, noch intensiver wird dann die kinetische Energie in den Akku zurückgespeist. Zudem ist da der skalierbare Speicher: Über den Infotainment-Bildschirm wird zunächst der Modus "Hybrid" aktiviert. Auf dem Display erscheint eine Batterie; der Fahrer kann jetzt entscheiden, ob er den aktuellen Ladezustand beibehalten möchte – oder ob er eine bestimmte Kapazität aufsparen will, beispielsweise für eine Umweltzone. Wie hoch diese Kapazität ausfallen soll, ist in zehn Stufen einzustellen.

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Wie er sich fährt: Sehr angenehm, sehr kultiviert, sehr leise, sehr elegant. Der Passat Variant GTE ist kein Sportler, aber ein komfortabler Gleiter mit explizitem Talent für das entspannte Abspulen von Langstrecken.  

Die üblichen Fahrmodi lassen sich über einen Taster links neben dem Automatik-Wählhebel anwählen, das gleiche gilt für die speziellen Plug-in-Fahrprogramme. Eines davon heißt "GTE" und sorgt für einen Extra-Kick an Leistung: Im GTE-Modus ruft der Passat die volle Systemleistung von 160 Nm/218 PS und 400 Nm Drehmoment ab, ein Soundgenerator liefert die entsprechend sportliche Begleitmusik. Auch durch Kickdown boostet sich der Variant in besonders dynamische Dimensionen. Über den E-Mode wiederum nimmt er den Befehl zum rein elektrischen Fahren entgegen.

Sofern nicht über das Infotainment ein anderes Fahrprogramm ("Hybrid", hier organisiert die Software perfekt das Zusammenspiel aus Verbrenner und E-Maschine) eingestellt wird, ist der Passat GTE beim Start auf Elektroantrieb gepolt. Erst wenn die Batterie leergefahren ist oder die Tempogrenze von 140 km/h überschritten wird, schaltet er auf Verbrenner um.

Sanft und harmonisch funktioniert die Kooperation des elektrifizierten Antriebsstrangs mit dem serienmäßigen Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe.

Was er verbraucht: Der werksseitig angegebene Spritkonsum von 1,6 l/100 km ist ein Mondwert. In der Praxis kommt es ganz aufs Nutzerprofil an. Am Beispiel des Passat Variant GTE erweist es sich einmal mehr, dass Plug-in-Hybridantrieb klassischerweise für den lohnt, der viel Kurzstrecke zurücklegt, diszipliniert an der Steckdose lädt und insofern häufig elektrisch fährt. Im nahverkehrs-geprägten Alltag meldete uns der immerhin fast 1,7 Tonnen schwere Variant GTE einen Kraftstoffkonsum von 3,6 l/100 km und einen Strombedarf von 8,5 kWh über die Distanz.

Fahrbericht: VW Passat Variant GTE

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Der im Hybridbetrieb zurückgelegte Mix aus Stadtverkehr, Überland und mäßig schneller Autobahnfahrt schlug mit 6,8 l/100 km und 20,4 kWh/100 km zu Buche.

Schadstofftechnisch erfüllt der Passat Variant GTE die Norm Euro 6d.

Was er bietet: Serienmäßig unter anderem Leichtmetallräder, LED-Scheinwerfer und -Rückleuchten, elektrisch einstell- und beheizbare Außenspiegel, Dreizonen-Klimaautomatik, Navigationssystem und Regensensor. Gegen Aufpreis gibt es vielerlei Assistenzsysteme von den sehr guten Matrix-LED-Scheinwerfern über den Anhängerrangierassistenten bis hin zum teilautonomen Fahren bis 210 km/h. Auch eine adaptive Fahrwerksregelung lässt sich ordern.

Was er kostet: Ab 45.810 Euro. Dienstwagenfahrer müssen für private Nutzung nur 0,5 Prozent des Bruttolistenpreises monatlich versteuern.

Was wir meinen: Der Passat Variant GTE ist ein feiner Edel-Kombi, der viel Platz, kultiviertes Vorankommen und im Elektromodus lokal emissionsfreien Vortrieb bietet. Wer die bestmögliche Effizienz erzielen möchte, muss sich allerdings intensiv mit der Bedienungsanleitung und den mannigfaltigen Möglichkeiten des Systems auseinandersetzen. Wie alle Plug-in-Hybride rechnet sich der GTE vor allem für denjenigen, der viel im Nahverkehr unterwegs ist und konsequent lädt. Abgesehen von der vorteilhaften Dienstwagenbesteuerung könnten Langstreckenfahrer mit einem vergleichbaren Diesel besser bedient sein: Der Passat Variant 2.0 TDI mit 140 kW/190 PS, 7-G-DSG und guter "Business"-Ausstattung kostet 43.890 Euro – und kommt somit gut zwei Tausender günstiger.

Ulla Ellmer 

Die Daten des VW Passat Variant GTE

Verbrennungsmotor: Hubraum 1395 ccm, Zylinder 4, Leistung 115 kW/156 PS bei 2500/min, max. Drehmoment 250 Nm bei 1550/min. Elektromotor: Leistung  85 kW/115 PS, Drehmoment 300 Nm.  Systemleistung 160 kW/218 PS, Systemdrehmoment 400 Nm.  Spitze 222 km/h, Beschleunigung 0 auf 100 km/h in 7,6 sec, Normverbrauch 1,6 l S/100 km, 15,1 – 14,7 kWh Strom/100 km. Testverbrauch 6,8 l/100 km, 20,4 kWh Strom/100 km. CO2-Emission 37 - 36 g/km. Elektrische Reichweite WLTP 56 km. Schadstoffklasse Euro 6d, Energie-Effizienzklasse A+. Länge 4,77 m, Breite ohne Außenspiegel 1,83 m, mit Außenspiegeln 2,02 m, Höhe 1,52 m, Kofferraum 483 - 1613 l, Kraftstoff-Tank 50 l, Leergewicht 1760 kg, zulässiges Gesamtgewicht 2260 kg, Zuladung 500 kg, Anhängelast 1600 kg (gebremst), 750 kg (ungebremst). 6-G-Doppelkupplungsgetriebe, Frontantrieb. Versicherungs-Typklassen 13 (KH), 20 (VK), 21 (TK). Preis ab 45.810 Euro.