Fiat 500 und Panda: Mit Hybrid durch die City

8.2.2020, 13:52 Uhr
Fiat 500 und Panda: Mit Hybrid durch die City

© Hersteller

Bislang ist Fiat nicht durch Großtaten in Sachen Elektrifizierung aufgefallen. Jetzt aber, sagt Luca Napolitano entschlossen, wolle man "mitspielen in dieser Hybridwelt" und – mehr noch – gleich "die Führung übernehmen".

Große Worte. Hört man den Fiat-Chef für den EMEA-Wirtschaftsraum (Europa, Naher Osten, Afrika) in seiner Euphorie reden, könnte man beinahe glauben, die Hybridtechnologie sei ein spezieller Geniestreich von Fiat. Die langjährige Expertise von – beispielsweise - Toyota spielt in der italienischen Selbstbetrachtung keine erkennbare Rolle.

Hybride für den Stadtverkehr

Nicht zu Unrecht beanspruchen die Italiener indes eine Pionierrolle, wenn es um die Hybridisierung kleiner Stadtautos geht. Immerhin unterbietet der Fiat 500 einen Toyota Yaris um knapp 40 Längenzentimeter, selbst der Panda ist noch 25 Zentimeter kürzer als der Japaner.

Beide Italo-Minis bekommen jetzt ein Mildhybrid-System spendiert. Es besteht aus einem Einliter-Dreizylinder-Saugbenziner mit 51 kW/70 PS, der ein maximales Drehmoment von 92 Nm bei 3500 Touren entwickelt, ferner aus einem Riemen-Starter-Generator (RSG), der im normalen Bordnetz arbeitet und schließlich einer Lithium-Ionen-Batterie mit einer Kapazität von 11 Ah.

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Der RSG rekuperiert beim Bremsen und im Schubbetrieb, die so gewonnene Energie wird in der Lithium-Ionen-Batterie gespeichert und in bestimmten Situationen wieder abgegeben – beim Beschleunigen beispielsweise, vor allem aber beim Anfahren, wo der RSG den Verbrenner mit einer Leistung von bis zu 3,6 kW unterstützt.
Eine weitere Aufgabe übernimmt der RSG innerhalb des Start-Stopp-Systems, hier wird er als Startermotor aktiv. Außerdem macht er es bei niedrigen Geschwindigkeiten bis 30 km/h möglich, den Verbrennungsmotor – beispielsweise beim Zurollen auf eine Ampel – abzuschalten. Das funktioniert dann folgendermaßen: Sobald der Fahrer den Fuß vom Gaspedal nimmt, weist ihn ein Symbol im Display an, den Leerlauf einzulegen. Das Fahrzeug "segelt" dann, währenddessen versorgt die Lithium-Ionen-Batterie die elektrischen Verbraucher an Bord. Sobald es erforderlich ist – etwa, wenn der Verkehr wieder in Gang kommt – schaltet sich der Motor automatisch wieder zu.

Aufgeweckte Cityflitzer

In der Praxis klappt das prima. Überhaupt gefielen uns sowohl 500 GSE Hybrid als auch Panda GSE Hybrid ausgesprochen gut in ihrer Rolle als aufgeweckte Cityflitzer. Die freundliche Unterstützung des RSG macht sich durch munteren Antritt bemerkbar, zudem ist das Italo-Duo angenehm schaltfaul zu fahren und verträgt es, auch in der Stadt relaxt im höheren Gang betrieben zu werden.

Beide Hybride sind nach der Abgasnorm Euro 6d zertifiziert.  Als Durchschnittsverbrauch gibt Fiat für jeden der Mildhybride 4,1 l/100 km an, entsprechend 93 g/km CO2. Davon waren wir auf ersten innerstädtischen Probefahrten allerdings ziemlich weit entfernt, der Bordcomputer meldete uns 6,9 l (500) bzw. 7,4 l (Panda). Der kurzen Fahrdistanz wegen sei hinter unsere Werte ein Fragezeichen gesetzt, aussagekräftigere Erkenntnisse muss erst eine ausführlichere Erprobung vermitteln.

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Beim Fiat 500 1.0 GSE Hybrid beginnen die Preise bei 13.990 Euro (Austattung "Pop"), beim Cabrio 500 C bei 18.590 Euro ("Lounge"), beim Panda 1.0 GSE Hybrid bei 13.490 Euro. Den mildhybridisierten Panda liefert Fiat vorerst nur als robusten "City Cross" an, im zweiten Halbjahr folgen dann auch die konventionellen Varianten mit der neuen Technologie.

Zum Verkaufsstart gibt es jeweils eine besonders umfangreich ausgestattete "Launch"-Edition, unter anderem mit Klimaanlage, 7-Zoll-Touchscreen-Radio, Leichtmetallfelgen und Glasdach. Die Preise liegen bei 17.990 Euro (500), 20.590 Euro (500C) und 15.190 Euro (Panda). Kenntlich machen sich die "Launch"-Modelle durch ein "Hybrid"-Logo am Heck, wobei das H – Achtung, Umwelt-Konnotation - aus zwei stilisierten Tautropfen besteht. Dazu passt die Sonderfarbe "Tau Grün", was auf Italienisch "Rugiada Verde" heißt und gleich viel besser klingt.

Plastikflaschen zu Sitzbezügen

Interessanterweise sind die Sitzbezüge der "Launch"-Modelle aus recyceltem Kunststoff gefertigt, zehn Prozent davon, sagt Fiat, stammen von Plastikflaschen, die aus dem Meer gefischt wurden. Zertifiziert wurde dieses Seaqual-Garn von der gleichnamigen spanischen Naturschutzorganisation.

Der Panda ist das meistverkaufte Auto Italiens, der 500 der Bestseller von FCA (Fiat Chrysler Automobiles) in Europa. Hört sich gut an, entbehrt aber nicht einer gewissen Problematik für Fiat, denn mit Kleinwagen lässt sich nur verhältnismäßig wenig Geld verdienen. Bereits besiegelt ist indes die Fusion von FCA mit PSA, zu dem französischen Konzern gehört neben Peugeot, Citroën und DS auch die deutsche Marke Opel.

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Dass Fiat erst jetzt mit seinen Hybriden um die Ecke kommt, begründet Carlo de Marino, Fiats Chefingenieur "Mildhybrid", damit, dass nun "der richtige und interessante Zeitpunkt" gekommen sei. Dahinter steckt die Notwendigkeit, die Kleinen an die strengen europäischen Abgasvorschriften anzupassen. Immerhin dürfen die Fiat-Minis auch weiterhin mit Verbrennungsmotoren fahren, auch konventionelle Benzin-, Erdgas- und Flüssiggasmodelle bleiben im Programm. Andere Hersteller vermeiden solchen Aufwand - der Smart führt künftig eine ausschließlich elektrische Existenz, ebenso wie Seat Mii und Skoda Citigo.

Cinquecento vollelektrisch

Speziell vom 500 wird es aber auch eine vollelektrische Version geben. Der 500 E wird auf dem Genfer Automobilsalon im März vorgestellt und geht am 4. Juli in den Verkauf. Fiats Großtaten in Sachen Elektrifizierung beginnen im und bei den Kleinen.

Ulla Ellmer

Fiat 500 und Fiat Panda 1.0 GSE Hybrid in Kürze:

Wann sie kommen: Bereits bestellbar, beim Händler im ersten Quartal 2020

Wen sie ins Visier nehmen: Toyota Yaris Hybrid

Was sie antreibt: Einliter-Dreizylinder-Benziner mit 51 kW/70 PS

Was sie kosten: Fiat 500 1.0 GSE Hybrid ab 13.990 Euro, Cabrio 500 C 1.0 GSE Hybrid ab 18.590 Euro, Panda City Cross 1.0 GSE Hybrid ab 13.490 Euro

Was noch kommt: Rein batterieelektrischer Fiat 500 E im Juli 2020
 

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