Im Vergleich: VW Arteon 2.0 TDI Shooting Brake 4Motion und BMW X4 20d xDrive

21.5.2021, 15:36 Uhr
Im Vergleich: VW Arteon 2.0 TDI Shooting Brake 4Motion und BMW X4 20d xDrive

© Hersteller

Ein neues Gesicht im VW-Programm ist der Arteon nicht, als Gran Turismo – einen Fahrbericht lesen Sie hier – gibt es ihn schon seit längerem. Im vergangenen Jahr ist ihm aber ein Fastback respective Shooting Brake zur Seite gestellt worden. Nicht wirklich ein Kombi, nicht wirklich ein Coupé, sondern eine elegante Mixtur aus beiden Karosseriekonzepten, das jüngst auch Porsche beim Taycan Cross Turismo umgesetzt hat. Der BMW X4 wiederum ist der Gattung der SUV-Coupés zuzurechnen, die sich bereits seit geraumer Zeit großer Beliebtheit erfreuen.

Gemeinsam haben Arteon 2.0 TDI 4Motion und X4 xDrive xDrive den Allradantrieb und die dem Stand der aktuellen Dieseltechnik entsprechenden, rund 200 PS starken Zweiliter-Selbstzünder. Dazu kommt der Premium-Anspruch.

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Trotz der unterschiedlichen Karosseriekonzepte fühlen sich die Insassen in beiden Modellen gut untergebracht. Im X4 auf erhabener Sitzposition, doch sind im Fond Bein- und vor allem Kopffreiheit ziemlich eingeschränkt - und das, obwohl der Bayer außen höher baut als der Arteon (1,62 Meter gegenüber 1,46 Meter). Der um drei Zentimeter längere Radstand (2,86 Meter) bringt dem BMW bei den Innenmaßen keinen wirklichen Vorteil. In der Außenlänge ist er mit 4,75 Metern gut elf Zentmeter kürzer als sein Kontrahent. Neben der üblichen Variabilität spricht für das SUV-Coupé das weitgehend glattflächige Gepäckabteil, allerdings nicht dessen Größe von 525 Liter bis 1430 Litern. Das macht Volkswagens Shooting Brake mit 565 bis 1632 Liter besser; manchen könnte aber die Klappkante der Sitze, wenn auch überbrückt, ein wenig stören.

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Zwei Zugpferde

Bei der hohen Anhängelast rangieren beide Modelle fast gleichauf: Die im Falle des Arteon zulässigen 750 bis zu 2200 Kilo werden vom X4 um 200 Kilo (gebremst) überboten.

Im Arteon sitzen die Insassen zwar nicht so hoch wie im X4, nehmen aber dennoch auf bequemen Sitzen Platz. Den Unterschied im VW macht neben der tieferen Sitzposition auch die Cockpitgestaltung, zu der eine beleuchtete Holzvertäfelung gehört.

Wo liegt der X4 vorn? Bei der Materialqualität und auch bei der Bedienung. Der Arteon hat hier das neue VW-System übernommen, das bei der Kundschaft nicht nur Zustimmung erheischt. Anlass zu Kritik geben verschachtelte Menüs, sie sind nun mal nicht jedermanns Sache. Auch uns erscheinen echte Tasten für die Klimaregelung und zum Konfigurieren der (im X4 besonders vielseitigen) Assistenten zweckmäßiger. Im BMW ist neben der praktikableren Touch- und Gestensteuerung auch die Spracheingabe verständiger, zudem vereinfacht ein Drehdrücker die Bedienung.

Wandlerautomatik und Doppelkupplungsgetriebe

Auf dem Papier liegt die Leistung der beiden Turbodiesel praktisch gleichauf, beim Arteon 2.0 TDI Shooting Brake beträgt sie 147 kW/200 PS, beim X4 20d beläuft sie sich auf 140 kW/190 PS. Unterschiede ergeben sich eher in der Fahrpraxis und da durch die Automatikgetriebe: Der BMW schaltet über eine achtstufige Wandlerautomatik, der VW über das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe DSG. Beim Arteon schluckt das DSG offenbar beim durchaus kraftvollen Antritt einen Teil der Spontaneität. Obwohl der X4 in den Beschleunigungswerten einen Deut hintenan ist, reagiert er vom Gefühl her schneller auf Gaspedaldruck, weil er immer hurtig den passenden Gang zurechtlegt.

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Hut ab vor dem wirtschaftlichen Umgang mit dem Sprit. Beide Kandidaten lassen sich, zurückhaltend gefahren, durchaus mit einer Fünf vor dem Komma bewegen. Die niedrigen Verbrauchs- und CO2-Werte können sich durchaus sehen lassen - zumal angesichts des Leergewichts von 1,75 Tonnen (Arteon Shooting Brake) und 1,9 Tonnen (X4). Selbst zügig unterwegs, tendieren VW und BMW nicht zu mehr als neun Litern auf 100 Kilometer, wobei sich der VW-Vierzylinder um rund einen halben Liter sparsamer gibt. Zur Verbrauchssenkung trägt beim Arteon das automatische Auskuppeln und das Ausrollen im Schiebebetrieb bei. Im Verkehrsalltag und mit etwas Übung lässt sich das überraschend oft ausnutzen.

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Der X4 geht mit dem 48-Volt-Mildhybrid einen Schritt weiter. Im Eco-Modus wird der Vierzylinder-Diesel sogar stillgelegt, sonst aber nur ausgekuppelt. Das kann besonders in der City helfen, sorgt aber nicht für einen insgesamt niedrigeren Verbrauch im Vergleich.

Souverän dank Allradantrieb

Bei der Fahrwerksabstimmung offenbaren sich ebenfalls keine größeren Unterschiede. Der Arteon Shooting Brake verhält sich bis in den Grenzbereich gut beherrschbar und spult sowohl lange Strecken als auch winkelige Landstraßen unaufgeregt und komfortabel ab. Selbst grobe Asphaltverwerfungen bügelt seine adaptive Dämpfung geschickt weg. Die Lenkung arbeitet präzise und der Allradantrieb verhilft zusätzlich zu hoher Fahrsicherheit und einer gewissen Souveränität beim Fahren. Der X4 macht seine Sache in dieser Disziplin ebenfalls makellos. Allerdings mit einigen Abweichungen hinsichtlich der strafferen Abstimmung und der direkteren Einbindung des Fahrers, zum Beispiel, was das Ansprechen der Lenkung und ihre Rückmeldung betrifft.

Beim Preis nähern sich beide Modelle stark an, in vergleichbarer Ausstattung kosteten unsere Testwagen jeweils rund 60.000 Euro. Ein deutlich größerer Unterschied tut sich beim Basispreis auf, hier kommt der VW Arteon Shooting Brake 2.0 TDI 4Motion Elegance auf 51.935 Euro, der BMW X4 xDrive 20d xLine auf 57.500 Euro.

Der Passat lässt grüßen

Und wie steht es um das Image? Wir finden, hier liegen beide Kandidaten gleichauf. Mit einem BMW kann man sich sowieso sehen lassen. Und abgesehen davon, dass die technische Verwandtschaft zum Passat alles andere als ein Manko ist: Anzusehen ist sie der neuen, optisch rundum gelungenen Shooting-Brake-Version des Arteon nicht.

Ingo Reuss

Datenübersicht:

VW Arteon Shooting Brake 2.0 TDI 4Motion Elegance: Leistung 147 kW/200 PS, max. Drehmoment 400 Nm, Verbrauch 5,8 l/100 km, Grundpreis 51.935 Euro

BMW X4 xDrive 20d xLine: Leistung 140 kW/190 PS, max. Drehmoment 400 Nm, Verbrauch 5,9 l/100 km Verbrauch (WLTP), Grundpreis 57.500 Euro