Im Vergleich: VW Golf, Opel Astra, Kia Ceed und Renault Mégane

19.3.2020, 11:12 Uhr
Im Vergleich: VW Golf, Opel Astra, Kia Ceed und Renault Mégane

© Hersteller

Dank der Turbobenziner bis 110 kW/150 PS mit Hubräumen zwischen 1,3 (Renault) und 1,5 Litern Hubraum (VW Golf) sind die Kontrahenten kräftig, aber nicht protzig motorisiert. Alle setzen auf vier Zylinder, nur der Opel Astra 1.4 DI Turbo begnügt sich mit deren drei.

Stärkster im Feld ist der VW Golf 1.5 eTSI mit 110 kW/150 PS. Er ist allerdings in der umfangreichen Ausstattungslinie "Style" mit 32.480 Euro der teuerste. Serienmäßig verfügt er unter anderem neben dem neuen, volldigitalen Cockpit und der im Segment sehr selten angebotene Dreizonen-Klimaautomatik noch über die hervorragenden LED-Plus-Scheinwerfer und den vorzüglichen Fahrersitz, der nicht nur elektrisch verstellbar ist, sondern auch mit Massagefunktion verwöhnt. Wer noch Geld für einige Extras übrig hat, ordert zum Beispiel für rund 1900 Euro das adaptive Fahrwerk, die Progressivlenkung und 17-Zoll-Räder.

Generation Golf VIII: Großer Schritt   

Neuheiten auf dem Automarkt spiegeln oft den aktuellsten Stand der technischen Machbarkeiten wider. So auch der VW Golf in seiner nun achten Generation. Ganz offensichtlich macht er - zumindest was den Sektor Digital-Cockpit und Vernetzung, sogar Car-to-X-Communication, betrifft – einen großen Schritt in Richtung Zukunft.

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Bei der Bedienung ist VW für manchen älteren Kunden aber vielleicht etwas zu weit gegangen. Sofort zurechtfinden und selbsterklärend ist nicht mehr. Mit solchen Nöten haben die angetretenen Konkurrenten keine Last. Vor allem Cockpit und Bedienung haben die Verantwortlichen bei den ebenfalls noch recht jungen Modellgenerationen von Kia Ceed und Opel Astra eher konventionell gestaltet. Viele Kunden finden das gut, doch in der nächsten Generation könnte es schon anders sein. Die kleinen Lenkradtasten beim Astra zum Beispiel dürften den nächsten Modellwechsel nicht überleben. Besonders gefallen haben uns bei ihm die vielfach verstellbaren Sitze und ein Teil der Innenraummaterialien. Im Ceed gibt es besonders stark konturierte Sportsitze für 1490 Euro mit elektrischer Sitzverstellung (vorn links) und Sitzheizung sogar hinten.

Zu den Motoren und zum Verbrauch: In der Praxis schneidet der mit einem Mildhybrid kombinierte Golf 1.5 eTSI am günstigsten ab. Nur 6,4 l/100 km gönnte er sich im Durchschnitt und lag damit nahe am WLTP-Normwert von 5,9 l/100 km. Zurückhaltend und meist über Land gefahren, bleibt er sogar unter fünf Liter auf der Distanz. Segelfunktion und Zylinderabschaltung helfen ihm dabei. Der Mildhybrid unterstützt den Motor beim Anfahren und Beschleunigen.

Verbrauch: Enges Feld

Die Wettbewerber liegen allerdings nicht weit entfernt: Beim Astra sind es 6,7 l/100 km, die drei Zylinder bringen ihm keine Vorteile. Ganz knapp darunter rangiert der Mégane, während der Ceed (7,2 l/100 km) einen Zuschlag verlangt.

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Ziemlich eng im Feld liegen die Kandidaten bei den Fahrleistungen. Die Spitze wird beim Golf mit vergleichsweise hohen 224 km/h angegeben, beim Astra 1.4 Di Turbo sind es 210 km/h, knapp darunter Ceed und Mégane. Auch im Sprint von 0 auf Tempo 100 liegt der Wolfsburger mit 8,5 Sekunden vorn, dicht gefolgt von Renault und Ceed. Das Schlusslicht markiert hier der Astra mit neun Sekunden, ihm täte auch in dieser Disziplin ein vierter Zylinder gut. Mit dem stufenlosem CVT-Automatik erfüllt er aber bereits die Schadstoffnorm Euro 6d, die anderen belassen es bei der temporären Stufe Euro 6d Temp.

Die Vierzylinder der Astra-Kontrahenten laufen einfach ruhiger. Auf das Dynamikfahrwerk für 290 Euro Mehrpreis können die meisten Opel-Kunden wohl verzichten, die Standardausführung macht ihre Sache gut. Am besten federt noch der Golf. Er ist auch der Schnellste und Agilste, beispielweise im Slalom, wobei der gar nicht leichtere Ceed bei Kurvenfahrt noch einen Schuss mehr Fahrspaß vermittelt. Allerdings kommt beim Kia der Federungskomfort etwas zu kurz.

Auf rund 4,30 Metern Länge bieten das Quartett genug Platz im Innenraum. Was die Raumausnutzung auch im Fond betrifft, verdient sich der Golf ein Plus. Beim Gepäckraum nimmt er die mittlere Position ein (381 bis 1237 Liter), die Zuladekapazität (523 Kilo) ist bei ihm am höchsten.

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Was sonst noch auffiel: VW ersetzt den bisherigen DSG-Wählhebel bei der Siebengangautomatik durch einen kurzen Stummel und schafft dadurch ein wenig mehr Ablagefläche. Den früher klobigen Hebel braucht ohnehin kaum jemand und so gewöhnt man sich vor allem beim Rangieren schnell an den Min1i- Joystick.

Etwas zu kurz kommt in diesem Vergleich der Renault Mégane. Hauptsächlich, weil in einigen Monaten eine umfassendere Überarbeitung anstehen dürfte. Doch gegenüber seinen Rivalen vermag der Franzose in der aktuellen Version durchaus noch mitzuhalten - dank seiner guten Fahrwerksabstimmung und nicht zuletzt durch seinen günstigen Preis von 26.990 Euro in der TCe 140 Bose Edition. Dabei tritt der Franzose mit Sechsgangschaltung an. Im Rahmen der erwähnten Überarbeitung könnte auch bei den Assistenzsystemen ein Update erfolgen, ähnlich wie beim Opel Astra. In der nächsten Generation werden neben einigen überholten Bedienelementen (wie dem Audio-Satelliten) wohl auch funktionalere Lösungen etwa beim unebenen Ladeboden und der voluminösen Heckverkleidung (bis zur hohen Ladekante) zur Debatte stehen. Sinnvoll dagegen die großen Kacheln für die Menüführung auf dem Monitor und nicht zuletzt der kultivierte und recht sparsame Motor.  

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Unter dem Strich gewinnt der VW Golf - wieder einmal. Besonders durch den Komfort und das ausgewogene Fahrwerk, aber auch im Hinblick auf den geringen Spritdurst - alles Kriterien, die im Alltag zählen. Ziemlich hoch ist freilich der Preis, angesichts dessen es eigentlich keine Abstriche beim Material geben dürfte. Ziemlich herausfordernd ist die Menüführung vor allem für die altersmäßig oberhalb der Generation Z angesiedelte Klientel.

Außerordentlich gut behauptet sich der Kia Ceed, der viel Auto fürs Geld bietet und dessen Qualitäten sich auch in der neuen Variante XCeed fortsetzen. Nicht wirklich schlecht schneiden Opel Astra und der Renault Mégane schon wegen des günstigen Preises ab. Beide sind aber auf dem Sektor Assistenz nicht auf dem neuesten Stand.

Weitere Gegenspieler

Zum engsten Kreise der Gegenspieler im Quartett zählt freilich auch der Ford Focus, der in seiner neusten Auflage eine rundherum gute Figur macht. Aber auch Einser-BMW und Mercedes A-Klasse aus der Premium-Ecke gehören dazu.

Ingo Reuss

VW Golf 1.5 eTSI Style: 110 kW/150 PS, Drehmoment 250 Nm, WLTP-Verbrauch 5,9 l/100 km, Preis ab 30.205 Euro, Basispreis der Baureihe 25.630 Euro.

Opel Astra 1.4 DI Turbo Elegance: 107 kW/145 PS, Drehmoment 236 Nm, WLTP-Normverbrauch 5,6 l/100 km, Preis ab 26.800 Euro, Basispreis 20.190 Euro.

Kia Ceed 1.4 T-GDI DCT7, 103 kW/140 PS, Drehmoment 242 Nm, WLTP-Verbrauch 6,0 l/100 km, Preis ab 23.990 Euro, Basispreis 16.690 Euro.

Renault Mégane TCe 140: 103 kW/140 PS, Drehmoment 240 Nm, WLTP-Verbrauch 6,1 l/100 km, Preis ab 22.490 Euro, Basispreis: 20.290 Euro.