Kia: Neues aus der Elektrofachabteilung

14.4.2019, 11:32 Uhr
Kia: Neues aus der Elektrofachabteilung

© Hersteller

Konsequent geht die bei Öko-Antrieben engagierte Hyundai-Tochter Kia beim Kompaktwagen Soul an die Elektromobilität heran. Denn diesen Typ gibt es ab sofort nur noch als Stromer. Diesel und Benziner dagegen: Fehlanzeige!

Das gewohnt kantig-kastige, teils auch polarisierende Design dieses Modells wurde zwar beibehalten, die vorgenommenen Retuschen lassen aber sehr wohl erkennen, dass, bei aller Ähnlichkeit, ein komplett neuer Wagen vorfährt. Weil der Soul bei Radstand und Länge (jetzt: 4,20 Meter) etwas zugelegt hat, tut sich innen eine erstaunliche Raumfülle auf. Hinten etwa sitzt es sich bequemer als in manchem Mittelklassewagen. Beim Laderaum hingegen kann von dieser Opulenz keine Rede sein: 315 Liter sind es, wobei eine Ladekante die Praktikabilität noch etwas einschränkt. Klappt man die Rücksitzlehnen um, tut sich allerdings ein mit 1339 Liter recht ordentliches Fassungsvermögen auf.

Antriebsseitig sind zwei Varianten im Angebot, wobei die kleinere Ausführung (136 PS, 39,2-kWh-Akku, 15,6 kWh Verbrauch je 100 km, WLTP-Reichweite 276 km, Preis ab 33.990 Euro) im Verkauf keine große Rolle spielen dürfte. Wohl aber der e-Soul mit 204 PS. Er verfügt über einen 64 kWh großen Energiespeicher, benötigt 15,7 kWh/100 km, fährt nach Norm 452 km weit und sprintet in 7,9 Sekunden von 0-100 km/h. In der Spitze wird er bei 167 km/h eingebremst.

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In der Praxis erweist sich der e-Soul als talentiert, lässt den Fahrer aus verschiedenen Programmen (von Sport bis Eco+) wählen. Die obligatorische, zur Rekuperation genutzte "Motorbremse" erfordert nur kurze Eingewöhnung und ist zudem in verschiedenen Stärkestufen einstellbar. Was sich in Sachen Antrieb, Stromverbrauch und Reichweite tut, kann anhand eines umfangreichen, übersichtlichen Instrumentariums abgelesen werden. Bei unseren ersten Testfahrten stellte sich auf gemischter Strecke ein Verbrauch von 17 kWh ein - was auf 370 Kilometer sichere Reichweite schließen lässt. Wer bummelt, kommt mit rund 15 kWh aus. Autobahntempo 130 zwackt dem Akku etwa 20 kWh je 100 km ab. Macht in diesem Fall 300 bis 320 km Langstrecken-Reichweite.

Stärkere Version ab 37.790 Euro

Die Preisfrage: Was kostet dieser summa summarum bestens fahrbare, mit 204 PS ordentlich gepowerte Stromer? Mindestens 37.790 Euro. Besser ist man aber mit den umfangreicher ausgerüsteten Varianten Vision (41.390 Euro) oder Spirit (43.190 Euro) dran. Damit aber ist der e-Soul noch nicht komplett, denn aus der Aufpreisliste wird man wohl noch Ladekabel (287 bis 313 Euro) und attraktivere Lackierungen (590 bis 890 Euro) wählen. Im Angebot ist auch eine Home-Ladestation (22 kW, 799 Euro ohne Montage). Bleibt anzumerken: Die Serien-Ausstattung ist wirklich gut, andere Hersteller könnten sich daran ein Beispiel nehmen.

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Apropos Laden: An der üblichen 230-Volt-Haushaltssteckdose hängt der große Akku 31 Stunden, bis er, ausgehend vom Quasi-Leerzustand, seine volle Kapazität erreicht hat. Andere "Tankvarianten" sind da schneller: 15 Stunden (bei 4,6 kW), 9,5 Stunden bei 7,2 kW oder 75 Minuten an einer 50-kW-Gleichstrom-Stationen. Wer gar eine 100-kW-Gleichstromsäule findet, "tankt" in 54 Minuten auf.

Auch der Niro fährt mit Strom

Kia hat aber nicht nur den e-Soul, sondern auch den etwas größeren, aber sehr konservativ geformten e-Niro im Programm. Dieser verfügt über spürbar mehr Laderaum (451 bzw. 1405 Liter), die Fahrdaten sind ansonsten fast deckungsgleich mit dem e-Soul. Mit der kleinen 39,2-kWh-Batterie startet der e-Niro bei 35.290 Euro, die günstigste große 64-kW-Variante kostet 39.090 Euro, die teuerste 45.790 Euro.

Lange Lieferfristen

Soweit, so gut. Das Problem: Kia kann nicht liefern. Zumindest nicht adhoc. Bei Fragen nach den Lieferzeiten windet man sich etwas („Wir haben die Nach-frage unterschätzt“), was aber nicht darüber hinweghilft, dass offiziell von etwa neun Monaten Lieferfrist die Rede ist. Inoffiziell dauert es – so man sich in einschlägigen Foren oder bei Händlern schlau macht – gar zwölf Monate. Fein, dass die Autos existieren. Schade, dass man ihrer vorerst kaum habhaft werden kann.

wpr

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