Marder im Auto: Was hilft – und was nicht

13.5.2020, 16:16 Uhr
Marder im Auto: Was hilft – und was nicht

© dpp auto reporter

Warum beißen Marder zu?

Steinmarder schätzen den Motorraum als Wohlfühloase. Er gleicht einer Höhle, oft ist es dort gemütlich warm. Ein solch angenehmes Quartier wird nach Marder-Manier mit Duftmarken gekennzeichnet. In wütende Verteidigungshaltung geraten die pelzigen Tiere dann, wenn sie in ihrem automobilen Refugium den Geruch eines Artgenossen wahrnehmen. Das schürt gerade zur Paarungszeit im Frühjahr und Sommer Aggressionen, die sich in Beißattacken entladen. Besonders häufig kommt es an solchen Autos zu Schäden, die zwischendurch anderswo geparkt werden und dort einem fremden Marder die Gelegenheit geben, sich im Motorraum zu verewigen.

Welche Schäden richten Marder an?

Marder schlagen ihre Zähne in Brems- und Kühlwasserschläuche, in Elektrokabel und Gummidichtungen, in Stromleitungen und Isoliermatten. Kaum etwas ist vor ihnen sicher. Allein bei der HUK-Coburg-Versicherung sind im vergangenen Jahr 49.000 Beißattacken auf Autos aktenkundig geworden, die Reparatur kostete im Schnitt 400 Euro, im Extremfall bis zu 2000 Euro. Insgesamt müssen die Kfz-Versicherer jährlich etwa 200.000 Marderschäden in einer Höhe von 72 Millionen Euro regulieren.

Wie gefährlich sind die Beißattacken?

Oft, so berichtet die HUK Coburg aus ihrem Erfahrungsschatz, bleiben Marderschäden zunächst unentdeckt, weil die kleinen, spitzen Beißerchen der Tiere kaum sichtbare Spuren hinterlassen. Später führt das womöglich dazu, dass das Auto nicht mehr anspringt, Flüssigkeit verliert oder während der Fahrt schwächelt. Hat der Marder den Kühlwasserschlauch zerfleddert, kann der Motor während der Fahrt überhitzen. Gefährlich kann es beispielsweise dann werden, wenn zerbissene Gummimanschetten Schäden am Antrieb und den Achsen anrichten und auch die Funktionsweise der Lenkung beeinträchtigt ist. Oder wenn sich der Marder mithilfe von Laub, trockenen Ästchen oder Altpapier ein Nest gebaut hat, das durch die vom laufenden Motor abgestrahlte Hitze in Brand gerät.

Wie kann man vorbeugen?

Spätestens wenn Marderspuren am Auto erkennbar sind – Pfotenabdrücke etwa, die fälschlicherweise gern Katzen zugeschrieben werden, Kratzer, Haare oder Kot – ist Handeln angesagt. Als Sofortmaßnahme empfiehlt sich eine Motorwäsche, sie entfernt die Duftmarken des Marders und sollte regelmäßig wiederholt werden.

Zudem bietet der Handel allerlei Abwehrstrategien an: Sprays helfen unter Umständen, ihr unangenehmer Geruch kann aber auch den Fahrzeuginnenraum durchdringen. Stabile Kabelummantelungen wiederum schützen gefährdete Bauteile vor Verbiss. Viele Hersteller offerieren ab Werk eine Verschalung des Motors beziehungsweise rüsten entsprechend nach, auch im Teilehandel sind solche Vorrichtungen zur Abschottung erhältlich.

Ultraschallgeräte senden Töne aus, die vom menschlichen Ohr nicht wahrzunehmen sind, die vom Marder aber als unangenehm empfunden werden. Experten der Arag-Versicherung raten dazu, auf einen Schalldruckpegel von mindestens 80 dB, besser noch 100 dB zu achten. Zu schwache Geräte könnten nicht den gesamten Motorraum durchdringen und einen Gewöhnungseffekt beim Marder generieren. Ob solche Ultraschallgeräte tatsächlich helfen, ist allerdings umstritten.

Als wirksamste Methode haben sich vielfach Hochspannungsgeräte bewährt, die – ähnlich einem elektrifizierten Weidezaun – dem Marder ungefährliche, aber abschreckende Stromschläge versetzen. Den Einbau sollte ein Fachmann vornehmen, ansonsten besteht die Gefahr, dass die Bordelektronik beschädigt wird und sich schlimmstenfalls sogar Menschen verletzen.

Ein einfaches und doch wirksames Mittel kann es sein, einen Holzrahmen mit pfotenunfreundlichem Maschendraht zu bespannen und unter das Auto zu legen.

Am sichersten ist das Auto in einer Garage aufgehoben.

Ein Wundermittel, das hundertprozentige Sicherheit verspricht, gibt es bislang allerdings noch nicht.

Marder im Auto: Was hilft – und was nicht

© HUK Coburg

Und was hilft nicht?

Im Bestreben, beißwütige Marder vom Auto fernzuhalten, haben verzweifelte Autobesitzer schon allerlei erprobt: Da werden Hundehaare im Motorraum ausgebracht, Mottenkugeln, WC-Steine, ja, sogar Knoblauchzehen. Schutz bieten solche Hausmittel, wenn überhaupt, nur kurzfristig, in aller Regel haben sich die Marder schnell daran gewöhnt.

Wer zahlt für den Schaden?

Die Vollkaskoversicherung. Meist sind Marderschäden aber auch schon in der Teilkasko mitversichert. Allerdings decken viele Verträge nur die umittelbaren Schäden ab, zerbissene Schläuche beispielsweise. Die teuren Folgeschäden (am Motor etwa) gehören dann nicht zum Leistungsumfang. Anzuraten ist es, die Versicherungspolice entsprechend zu überprüfen oder beim Kfz-Versicherer nachzufragen - und gegebenenfalls nachzubessern.  

ule