Marderbiss: Kleines Tier, großer Schaden

6.5.2017, 11:59 Uhr
Marderbiss: Kleines Tier, großer Schaden

© dpp AutoReporter

Eigentlich haben sich die modernen Autos zu mustergültig verlässlichen Transportmitteln entwickelt. Längst vorbei die Zeiten, zu denen Pannenfahrzeuge zuhauf am Straßenrand havariert sind. Ab dem Frühjahr kann man sich dennoch nie so sicher sein, ob die Fahrt zur Arbeit oder zum Wochenendausflug komplikationslos durchgeführt werden kann. Oft springt das Auto gar nicht erst an. Oder es zuckelt nur noch mit Schrittgeschwindigkeit dahin. Der Blick in den Motorraum ergibt dann nicht selten ein Blick fürchterlicher Verwüstung: Zündkabel, Antriebsmanschetten oder Kühlwasserschläuche sind zerbissen, Dämmmaterial hängt in Fetzen herab. Diagnose: Der Marder hat zugeschlagen.

Das liegt nicht etwa daran, dass dem pelzigen Räuber die im Auto verbauten Materialien so gut schmecken. Vielmehr steckt Revierschutz hinter den Attacken. Die neugierigen Viecherl gehen ganz gern mal auf Erkundungstour im Motorraum, nutzen ihn als Lager für erbeutete Nahrung oder als Spielplatz für den Nachwuchs. Stößt der Marder dabei aber auf Duftmarken, die ein Rivale hinterlassen hat, dann wird er sauer. Jetzt gilt es, das Revier zu verteidigen. Seinen Aggressionen lässt der Marder dann mit wütenden Beißangriffen freien Lauf.

Brandgefährlicher Marderbiss

"Durch Marderschäden bleiben Autos zuhauf liegen, die Elektronik versagt", heißt es beim Gesamtverband der Versicherungswirtschaft (GDV). Es kann sogar noch schlimmer kommen. Dann nämlich, wenn zerfleddertes Dämmmaterial mit heißen Motorteilen in Berührung und Feuer fängt. Jährlich, so der GDV, entstünden durch Marderbiss "Schäden in Millionenhöhe". 2012 beispielsweise verursachten die beißwütigen Tiere einen Versicherungsschaden von ca. 64 Millionen Euro. Rund 233.000 Mal hat der Marder damals das Auto angegriffen.

Schutzvorkehrungen zu treffen, ist gar nicht so einfach. Als heiße Tipps gehandelte Hausmittelchen wie im Motorraum angebrachte Toilettensteine, Hundehaare oder Mottenkugeln haben sich in der Realität als wenig effektiv erwiesen. Auch Ultraschallgeräte, Bitterstoffe, Marderspray und Duftstoffe helfen nur kurzfristig. An den Lautsprechern des Ultraschallgeräts muss der Marder schon unmittelbar vorbeikrabbeln, und die ausgebrachten Duftnoten verflüchtigen sich verhältnismäßig schnell wieder.

Motorkapselung und Stromschlag

Sinnvoller ist es, in der Werkstatt eine Motorkapselung von unten durchführen zu lassen. Manche Autos werden schon ab Werk entsprechend ausgeliefert. Auch das Ummanteln von Kabeln und Schläuchen ist eine effektive Maßnahme. Am besten bewährt haben sich aber Kontaktplatten im Motorraum, die den Marder durch kleine Stromstöße verschrecken. Diese Platten funktionieren nach dem Weidezaunprinzip und verletzen das Tier nicht. Die Geräte sind sensorgesteuert und batteriebetrieben, also unabhängig vom Bordnetz, sie arbeiten mehrere Monate lang. Kostentechnisch muss man mindestens 150 Euro einkalkulieren. Eine relativ einfache und oft zielführende Methode ist es außerdem, das Auto auf Maschendraht zu parken – das pfotenunfreundliche Material mögen die Marder gar nicht.

Warnsignale beachten

Wer den Verdacht hat, dass sich ein Marder ums Auto herumtreibt, sollte zunächst eine gründliche Motorwäsche durchführen (lassen), um die Duftmarken des Tiers bzw. seines Rivalen zu entfernen. Warnsignale sind beispielsweise Pfotenspuren auf Windschutzscheibe und Dach (die oft fälschlicherweise Katzen zugeschrieben werden), unappetitliche Hinterlassenschaften auf dem Auto, aber auch herumliegende Gummi- oder Kabelteilchen und ausgelaufene Flüssigkeiten.

Hat der Marder so herzhaft zugebissen, dass das Auto in die Werkstatt muss, dann zahlt die Teilkaskoversicherung. Allerdings nur für die unmittelbaren Schäden, schon das Dämmmaterial ist dabei häufig ausgeschlossen. Auch Folgeschäden durch Unfälle werden nicht übernommen. Hier hilft dann nur eine Vollkasko weiter.

ule

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