Mercedes X 350 d: Leistungsstarker Luxus-Laster

30.6.2018, 09:40 Uhr
Mercedes X 350 d: Leistungsstarker Luxus-Laster

© Hersteller

Den "X" hat Mercedes im vergangenen Jahr auf den traditionellen Pick-up-Märkten eingeführt. Mit dem V6, einem turbogeladenen Dreiliter-Diesel, folgt nun die stärkste Variante, die weniger in Richtung Arbeitstier oder "reines Workhorse", wie Mercedes sagt, abzielt, sondern mehr als familientaugliches Lifestyle-Fahrzeug mit Pkw-typischen Eigenschaften dient. Die hohe Leistung von 190 kW/258 PS und das bullige Drehmoment von 550 Newtonmetern lassen kaum noch Wünsche offen. Wer will, der kann im Sprint von 0 auf Tempo 100 in nur 7,5 Sekunden beweisen, wie schnell ein Performance-Pickup sein kann. Selbst auf der Autobahn gehört der X 350 d mit 205 km/h in der Spitze zu den Schnellsten.

Doppelkabine und Leiterrahmen

In der Doppelkabine finden vier Erwachsene viel Platz. Die offene, mit Rollo oder Karosserieaufsätzen verschließbare Ladefläche verspricht hohe Nutzlast durch die maximal 965 Kilo Zuladung. Dank 3,15 Meter Radstand bringt der 5,34 Meter lange Pickup beste Voraussetzungen für die Straße mit. Dazu tragen freilich auch die breite Spur und der vom Nissan Navara abgeleitete robuste Leiterrahmen bei. Den Fahrkomfort im Mercedes sichern zudem die vordere Einzelradaufhängung (mit Doppelquerlenkern), Fünflenkerachse hinten und Schraubenfedern an beiden Achsen. Keine Frage, der X 350 d eignet sich gleichermaßen für komfortables Reisen auf der Langstrecke wie auch für einen relativ sportlichen Fahrstil.

Mercedes X 350 d: Leistungsstarker Luxus-Laster

© Hersteller

Der durchzugsstarke Sechszylinder sorgt im Zusammenspiel mit der serienmäßigen 7G-Automatik für souveränen Vortrieb. Sie schaltet durchweg harmonisch und braucht eigentlich keine Eingriffe des Fahrers. Sportliche Naturen können aber den Gangwechsel der ohne Zugkraftunterbrechung arbeitenden Automatik auch per Lenkradpaddels manuell herbeiführen.

Stark im Gelände

Stichwort Geländegängigkeit: Offroad macht dem "X" so schnell keiner etwas vor. Gerade unter widrigen Bedingungen zeigt er sich in seinem Element, wozu auch die Untersetzung beiträgt. Über die serienmäßige Low-Range-Funktion hinaus lässt sich der Mercedes optional mit einer Differenzialsperre an der Hinterachse aufrüsten. Je nach Gelände sind zudem drei Allrad-Modi wählbar.

Serienmäßig, was in diesem Segment (Mid-Size) unüblich ist, lässt sich das Fahrverhalten über fünf Fahrprogramme einstellen - von entspannt komfortabel bis sportlich dynamisch. Grundsätzlich startet der "X" in der Stufe "Comfort". In "Eco" wechseln die Gänge bei besonders niedrigen Drehzahlen, in "Sport" reagiert der Motor spontaner auf Gaspedaldruck und schaltet später hoch. "Manuell" bedeutet das zügige Schalten über die Lenkradpaddels. Für Fahrten in schwierigem Gelände ist die Einstellung "Offroad" vorgesehen. Immer in Betrieb ist die Start-Stopp-Funktion (außer in der "Offroad"-Stufe), ebenso freilich der permanente Allradantrieb mit heckbetonter Kraftverteilung von 40 : 60 (auf die Hinterachse). Besonders auf kurvenreichen Schotterpisten oder in matschigen Wäldern hat uns diese Auslegung einen Heidenspaß bereitet.

Mercedes X 350 d: Leistungsstarker Luxus-Laster

© Hersteller

Was auf ersten Probefahrten auffiel: Die Lenkung könnte in engen Biegungen direkter sein; dadurch ließe sich das öfter erforderliche Umgreifen vermeiden. Eine spezielle Abstimmung sei technisch nicht machbar gewesen, heißt es (denn dazu bräuchte es eine elektrische Lenkung). Etwas mehr Dynamik würde auch den Bremsen guttun: Beim Testwagen erschien uns der Pedalweg reichlich lang und die Verzögerung könnte progressiver wirken.

Optimistischer Norm-Mix

Diesel gleich sparsam? Nun ja, das gilt für Vierzylinder eher als für starke Sechszylinder, zumal wenn sie ein knapp 2,3 Tonnen schweres Gefährt mit einer großer Stirnfläche antreiben müssen und die Karosserie sich dem Fahrtwind entgegenstemmt. Beim X 350 d ist es so, dass die Normwerte im Mix mit 9,0 l/100 km angeben sind. Auf unseren Testfahrten waren es knapp über neun Liter, darunter ist wohl - selbst zurückhaltend gefahren - nichts zu machen. Ganz die Rolle Spitzenmodell übernimmt der X 350 d bei dem breiten Angebot von Assistenzsystemen und Vernetzung. Der Sicherheit dienen unter anderem der aktive Brems-, der Verkehrszeichen- und der Spurhalteassistent. Hinzu kommen ESP-Anhängerstabilisierung, Reifendruckkontrolle, Notrufsystem, Tempomat und LED-Scheinwerfer, die für die beste Lichtausbeute im Pickup-Segment stehen sollen. Optional gibt es Rückfahr- und 360 Grad-Kamera. Eine Luftfederung wird nicht angeboten.

Ingo Reuss

Mercedes X 350 d 4Matic in Kürze:

Wann er kommt: Am 13. Juli 2018

Wen er ins Visier nimmt: VW Amarok, Nissan Navara, Ford Ranger, Fiat Fullback, Renault Alaskan, Toyota Hilux, Mitsubishi L200

Was ihn antreibt: Dreiliter-V6-Turbodiesel mit 190 kW/258 PS

Was er kostet: Ab 53.360 Euro

Keine Kommentare